Eisbaden in Schlachtensee: Juliane Seifert springt gern in die eiskalten Fluten!
So mancher Spaziergänger wickelt sich seinen Schal noch einmal eine Windung enger um den Hals, wenn er sieht, dass sich Juliane Seifert mitten am Schlachtensee auszieht, um sich dann nur im Bikini in die eisigen Fluten zu stürzen. Das Eisbaden hat die Berlinerin im Winter neu für sich entdeckt – das Gefühl danach sei „besser als Sex und Schokolade zusammen“.
Nicht nur aus Sicherheitsgründen geht sie dabei niemals allein ins Wasser.
Das Wasser ist glasklar an diesem Tag im März, als Juliane Seifert einmal mehr ins Wasser drängt – wie sie es seit diesem Winter mehrmals in der Woche macht. Die Berlinerin hat das Eisbaden ganz neu für sich entdeckt. Bei knappen Temperaturen im Plusbereich ist das Eis im März zwar schon geschmolzen – ein paar letzte dünne Schollen sind aber noch treibend auf dem Schlachtensee zu sehen.
Juliane Seifert, die als Pädagogin für das Fernsehen arbeitet und für eine Schweizer Zeitung Gesundheitssonderausgaben zusammenstellt: „Ich habe vor drei Monaten mit dem Eisbaden angefangen. Ein Kollege hat mir erzählt, dass er in der Schweiz immer gern in die Kältekammer geht. Da dachte ich, dafür zahl ich doch kein teures Geld, wenn ich eine ganz natürliche Kältekammer direkt vor meiner Haustür habe. Es war erst eine flippige Idee – aber eine gute. Inzwischen bin ich zwei- bis drei Mal in der Woche beim Eisbaden.“
Juliane Seifert blieb beim Eisbaden nicht lange alleine. Zu ihr gesellten sich Freundinnen und Bekannte. Etwa Manuela Bogdann, ebenfalls eine echte Zehlendorferin, die für einen großen Automobilkonzern arbeitet. Sie sagt: „Ich habe einfach nicht aufgehört damit, im Sommer ins Wasser zu laufen. Der Schlachtensee wurde natürlich mit den Monaten immer kälter. Aber so gewöhnt man sich natürlich sehr gut an die eisigen Temperaturen. Ich muss aber noch immer schreien, wenn ich ins Wasser gehe.“
So kalt, da fällt einem ja die Kamera aus der Hand!
Natürlich gab es in diesem Winter einige besonders kalte Tage, da kletterte das Thermometer auf bis zu 15 Grad minus. So manchem neugierigen Fotografen am Seeufer fiel dabei glatt das Handy aus den verfrorenen Fingern. Aber: Kälter als vier Grad wird das Wasser ja kaum. An manchen Frosttagen war es demnach unter der Eisschicht wärmer als darüber.
Juliane Seifert: „Wichtig ist es, beim Reingehen ins Eiswasser ganz ruhig zu atmen und nicht zu hyperventilieren. Wir gehen auch immer zu zweit oder zu dritt schwimmen, damit wir aufeinander aufpassen können. Wichtig ist es für uns, nicht gegen das Eis zu stoßen, das kann ganz schön weh tun.“
Die badenden Damen geben ein recht ungewöhnliches Bild ab. Denn zum Bikini gesellen sich noch Badeschuhe und Handschuhe aus Neopren sowie eine den Kopf wärmende Bommelmütze. Ohne diesen Schutz wäre das Eisbaden schwierig: An den nun geschützten Stellen würde das kalte Wasser besonders schmerzen.
Ob das Eisbaden das eigene Immunsystem ankurbelt und Erkältungen auf Abstand hält? Das glauben die Eisdamen bereits an sich zu beobachten, können es aber noch nicht mit Gewissheit sagen. Juliane Seifert: „Noch ist der Winter nicht vorbei. Aber wir werden immer angesprochen am Schlachtensee. Die Leute sind neugierig und interessiert und möchten wissen, ob das Eisbaden gerade in der Corona-Pandemie das Immunsystem stärkt. Uns ist jedenfalls klar: Das Eisbaden macht vor allem Spaß und es macht süchtig. Es ist ein pures Glück und es fühlt sich besser an als Sex und Schokolade zusammen.“
Manuela Bogdann: „Es wird auch immer besser. Beim ersten Mal brauchte ich noch einen ganzen Nachmittag, um wieder warm zu werden. Das geht inzwischen viel schneller. Ich bade auch nicht nur im Wasser, ich schwimme. In Corona-Zeiten geht ja nichts anderes. Ich laufe ansonsten gern Triathlon, das geht ja alles zurzeit nicht. Fürs Radfahren ist es auch zu kalt. Aber die Sehnsucht nach dem Wasser und den Schwimmen ist sehr groß. Das Eisbaden ist auch ein Sport. Und es ist auch gut fürs Mentale. Es macht stark im Kopf.“
Nach ein paar Minuten ist schon wieder alles vorbei!
So ein Bad zwischen den Eisschollen ist nach wenigen Minuten bereits wieder vorbei. Juliane Seifert: „Ich schaffe bis zu drei Minuten im Wasser. Wenn ich richtig im Stress bin, muss ich früher raus. Einmal habe ich das Eisbaden noch am Ufer abgebrochen, weil ich gemerkt habe, heute wäre das keine gute Idee.“
Manuela Bogdann: „So bis zu vier Minuten sind inzwischen kein Problem. Länger mache ich das nicht, sonst wird man anschließend nicht mehr warm.“
Klar ist den schwimmenden Bommelmützen, dass sie auch bei steigenden Temperaturen ihren Badeplatz direkt an der alten Fischerhütte nicht aufgeben möchten.
Juliane Seifert: „Das Eisbaden macht süchtig – es ist eine positive und auch gesunde Sucht. Wir machen weiter, aber in Maßen. Wir hören nicht auf. Das Wasser hat zurzeit 3,9 Grad. Im April könnten das bereits acht Grad sein. Aber auch das ist noch deutlich kälter als die Dusche Zuhause. Corona spielt uns zurzeit natürlich sehr in die Hände. Im Homeoffice kann man kreativ werden und in der Mittagspause einmal schnell eine Runde Eisbaden einplanen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 84 (3/2021).
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