Studentendorf Schlachtensee: 351 studentische Wohnheimplätze grunderneuert!
Drei große Universitäten in Berlin locken Studenten aus allen Ländern dieser Erde in die Hauptstadt. Nur – wo sollen sie alle wohnen? Das Studentendorf Schlachtensee bietet Platz für über 900 Studierende. Damit das auch so bleibt, wurden gerade vier große Wohngemeinschaftshäuser mitten im Corona-Lockdown auf nachhaltige Weise grunderneuert.
Berlin ist eine tolle Stadt. Es lohnt sich, hier zu studieren. Tagsüber warten die Hörsäle auf die jungen Studenten, abends lockt das bunte Nachtleben. Außerdem ist es nicht schwer, in der Hauptstadt einen Job zu finden. Und wer sich zwischendurch einmal entspannen möchte, findet große Wälder, coole Parks und idyllische Seen für einen Spaziergang vor.
Der einzige gewichtige Nachteil, mit dem man in Berlin seinen Frieden machen muss: Freier Wohnraum ist äußerst rar – und falls vorhanden, leider auch sehr teuer. Zum Glück gibt es im Südwesten von Berlin das Studentendorf Schlachtensee, das von einer Genossenschaft geführt wird und Wohnraum für über 900 Studenten bietet.
Die Pandemiezeit hat die Studentendorf Schlachtensee eG nun genutzt und eine wirklich notwendige Instandsetzung von vier der größten Wohngemeinschaftshäuser in Auftrag gegeben und auch abgeschlossen. Dabei zeigte die Genossenschaft, wie sie mit den historischen Bauten aus den 1970er-Jahren im Zeichen der weltweiten Klimakrise umgeht: nachhaltig und kosteneffizient.
Mitte 2020, als die Erneuerung der ersten beiden von den Stararchitekten Kraemer, Pfennig & Sieverts (KPS) gebauten Wohngemeinschaftshäuser abgeschlossen war, sah es für die Genossenschaft noch sehr kritisch aus: Die infolge der Corona-Krise geschlossenen Grenzen hielten nämlich die avisierten neuen Bewohner noch in ihren Heimatländern zurück.
Aber die Hoffnung auf ein – wenn auch eingeschränktes – Präsenzsemester sowie der weiterhin angespannte studentische Wohnungsmarkt in Berlin füllten die Häuser bis Ende Oktober dann doch noch: Seit Herbst 2020 sind wieder über 900 Menschen aus allen Teilen der Welt im Studentendorf Schlachtensee zu Hause.
Leerstand hatte es zuletzt vor zwanzig Jahren gegeben. Damals war das denkmalgeschützte Studentendorf, ein Geschenk der amerikanischen Regierung an West-Berlin, sogar weitgehend entmietet gewesen – und die Gebäude und der Garten befanden sich in einem beklagenswerten Zustand.
Die von den Bewohnern mitgegründete Genossenschaft erwarb das Dorf 2003 vom Land Berlin. Das hatte nämlich bereits geplant, die Anlage abzureißen und das Grundstück meistbietend zu verkaufen.
2006 begannen stattdessen die Erneuerungsarbeiten an den inzwischen zu einem Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung heraufgestuften 24 Wohn- und Gemeinschaftsbauten.
Die nun fertiggestellten vier Wohngemeinschaftshäuser sind zwar kein Teil dieser denkmalgeschützten Anlage, gelten aber als „Bauten mit besonderem Erhaltungsinteresse“.
Kosteneffiziente Erneuerung – trotz enormer Erfordernisse
Die von Kraemer, Pfennig & Sieverts konzipierten vier Wohnhäuser sind Experimentalbauten für die sich in den 1970er-Jahren entwickelnde neue Wohngemeinschaftsidee. Als solche sind sie bis heute ein wichtiger Baustein der bundesrepublikanischen Baugeschichte.
Ihre innere Struktur ist geprägt von der Idee einer Wohngruppe. Die von der Gewobag 1977 fertiggestellten Häuser waren bis zu ihrer Erneuerung 2019 ununterbrochen in Betrieb.
Entsprechend hoch waren die Anforderungen an den aktuellen Erneuerungsprozess: So sollten die vier Häuser – wie beim Denkmalbestand auch – behutsam erneuert werden. Zugleich waren aber auch Komfortverbesserungen insbesondere in den Gemeinschaftsbereichen erforderlich. Auch gab es neue Ansprüche an den Energiestandard der Häuser.
Die Umsetzung dieser anspruchsvollen Aufgaben gelang in nur jeweils siebenmonatiger Schließzeit und lag beim international renommierten Büro Muck Petzet Architekten, die bauliche Umsetzung beim Generalunternehmer Heinrich Schmid aus Chemnitz.
Die vier fünfgeschossigen Wohnhäuser weisen zusammen 351 Wohnplätze auf, die auch nach der Erneuerung weitgehend erhalten geblieben sind. Ursprünglich flexible Trennwände und eine offene Grundrissgestaltung der jeweils drei Wohngemeinschaften pro Etage mussten allerdings aus Brandschutzgründen aufgegeben werden. Dafür wurden die großen Wohnküchen durch den behutsamen Einbau bodentiefer Fenster neu in Szene gesetzt: Natürliches Licht leuchtet die Räume nun bis in die hinteren Bereiche gut aus.
Ehemals standen den jeweils sechs Bewohnern in den Gemeinschaftsbädern nur ein WC und ein gemeinsamer Waschraum mit drei Waschplätzen und zwei Duschen zur Verfügung. Diese Badumgebung wurde nun durch vier minimalistische und individuell nutzbare Duschbad-/Toilettenzonen pro WG abgelöst. Für eine internationale Wohngemeinschaft mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen ist dieser Umbau von enormer Bedeutung.
Die Farbkonzeption der Innenräume, Treppenhäuser und Fenster folgt der historischen Ausmalung und ergänzt die erneuerten Bereiche durch ein starkes identifikatorisches Farbmuster.
Die Studentenbuden bleiben im Grundriss gleich, werden allerdings mit neuen Einbaumöbeln funktional gegliedert. Jede Bude erhält eine eigene neue Raumzuluft und eine intelligente Heizungssteuerung bei geöffnetem Fenster.Im Erdgeschoss eines der erneuerten Häuser entstand sogar die erste rollstuhlgerechte Wohneinheit des Studentendorfs Schlachtensee.
Der geschützte Landschaftsgarten des Gartenarchitekten Hermann Mattern wurde ebenfalls wiederhergestellt. Dabei hat man auch gleich für ausreichend Fahrradstellplätze gesorgt.
Für eine mindestens 11-monatige Mietdauer einer Studentenbude kalkulieren sich die Bruttomietpreise von 278 Euro (Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbad) über 400 Euro (Gemeinschaftsküche plus eigenes Bad) bis hin zu einem Ein- oder Zweizimmerapartment für 500 beziehungsweise 628 Euro.
Die Studentenbuden in den neuen Wohngemeinschaftshäusern kosten pauschal brutto 446 Euro.
Alle Angebote für Studierende in Berlin und Potsdam werden unter www.studentendorf.berlin erläutert. (Text: Studentendorf Schlachtensee eG + CS / Fotos: Michael Setzpfandt)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 83 (2/2021).
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