Zeichen setzen: Steglitz-Zehlendorf zeigte Flagge gegen Gewalt an Frauen!
Jede dritte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben irgendwann das Opfer purer Gewalt – physisch oder psychisch. Nur 20 Prozent suchen sich anschließend aktiv Hilfe. Um die Menschen wachzurütteln, gilt der 25. November in jedem Jahr längst als „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen“. Die Diskriminierung von Mädchen und Frauen wird an diesem Tag ebenso sehr beklagt wie die Anwendung von Gewalt in jeder Form und Ausprägung.
In Steglitz-Zehlendorf hat Michael Karnetzki als stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Ordnung, Nahverkehr und Bürgerdienste zusammen mit der Frauenbeauftragten Hildegard Josten am 25. November um 11 Uhr die landeseigene Flagge gegen Gewalt an Frauen gehisst – und zwar direkt vor dem Rathaus in der Kirchstraße in Zehlendorf-Mitte. Die lilafarbene Flagge mit dem Frauen-Symbol wehte einen ganzen Tag lang vor dem Rathaus.
Hildegard Josten: „Die Flagge haben wir im letzten Jahr zum ersten Mal gehisst. Vor einem öffentlichen Gebäude ist es gar nicht so einfach, dafür eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.“
Die Frauenbeauftragte verweist auf eine topaktuelle Studie der TU München, die aussagt, dass die häusliche Gewalt während der Corona-Pandemie noch gestiegen sei. So hätten drei Prozent der Frauen während der ersten Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen körperliche Gewalt erfahren. 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 6,5 Prozent der Haushalte wuden Kinder gewalttätig bestraft. Waren die Frauen in Quarantäne oder kamen finanzielle Sorgen hinzu, lagen die Zahlen sogar noch höher.
Hildegard Josten: „Für 2019 meldet das Bundeskriminalamt 141.792 Fälle partnerschaftlicher Gewalt. In 114.903 Fällen – das sind 81 Prozent – betrifft das die Frauen. Die Dunkelziffer liegt sicherlich noch um einiges höher. Zumal Frauen im Lockdown so unter Kontrolle sind, dass sie gar nicht zum Telefon kommen.“
Dr. Ina Czyborra (MdA): „Es wäre gut, wenn auf den Smartphones von Hause aus eine App vorliegen würde, über die Frauen schnell Hilfe organisieren können.“
Bis das einmal Wirklichkeit wird, haben Frauen immerhin die Möglichkeit, über die Nummer 08000-116016 oder die Homepage www.hilfetelefon.de kostenfrei und anonym eine erste Beratung in Anspruch zu nehmen. Hildegard Josten: „Immer, wenn wir im Rathaus Zettel mit der Nummer zum Abtrennen aufhängen, müssen wir die Zettel schon bald wieder ersetzen, weil die Nummern nach kurzer Zeit alle abgerissen sind.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 81 (12/2020).
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