Neu: Urbane Architektur auf der Steglitz-Route erleben!
Steglitz-Zehlendorf hat kulturell sehr viel zu bieten. Eigentlich müssten alle Berlin-Touristen sofort in die U-Bahn steigen und die Innen-City verlassen, um im grünen Randbezirk Museen, architektonische Besonderheiten, Parks oder historische Landmarken zu besuchen. Nur – sie tun es eben von alleine nicht.
Die Wirtschaftsförderung vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hat sich aus diesem Grund etwas ganz Neues einfallen lassen: Die Dahlem Route wurde im Juni 2018 ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um einen 18 Kilometer langen Rundparcours, der sich leicht mit dem Fahrrad bewältigen lässt und der an zahlreichen Dahlemer Museen und Kunsteinrichtungen vorbeiführt. Die Dahlem-Route beginnt und endet am U-Bahnhof „Onkel Toms Hütte“. So können Touristen leicht aus der City anreisen – und nach Bewältigung der Strecke auch leicht wieder zu ihrem Hotel zurückkehren. Aber natürlich können auch die Zehlendorfer selbst ihre Heimat neu entdecken. Ihnen steht es frei, an jeder beliebigen Station in die Route einzusteigen, um das Alliiertenmuseum, das Kunsthaus Dahlem, die Domäne Dahlem, die Krumme Lanke und den Schlachtensee zu besuchen.
Ein Problem ist: Die Dahlem Route, die gibt es nicht in echt. Es gibt keinen aufgemalten Radweg, keine Markierungen, die die Richtung weisen, keine erklärenden Stelen an den Zwischenzielen. Aber: Auf der Homepage www.tourismus-suedwest.berlin wird der Verlauf der Route genau beschrieben. Man kann sich einen Flyer herunterladen, eine JPG-Karte downloaden oder eine vorbereitete GPX-Datei nutzen. Es besteht auch die Möglichkeit, die gesamte Radroute in die Fahrrad-App komoot zu laden.
Der große Erfolg der Dahlem Route, die von vielen anderen Berliner Bezirken neidisch beäugt wird, führte im letzten Jahr zu einer Erweiterung des touristischen Angebots. 2019 wurden zwei zusätzliche Radfahrerrouten ins Leben gerufen. Die Nikolassee Route, an die 19 Kilometer lang, bringt den Radfahrer mehr ans Wasser. Die Strecke führt auf wunderschönen Waldwegen und Uferpassagen an der Havel entlang und präsentiert gerade an schönen Sommertagen die schönsten Badestellen am Wannsee oder am Schlachtensee. „Keine Gnade für die Wade“ – hier muss man ganz schön strampeln, wird aber mit tollen Ausblicken mitten in der ruhigen Natur belohnt.
Deutlich kultureller geht es bereits auf der gleichzeitig freigegebenen Wannsee-Babelsberg Route zu. Das Besondere an dieser Route ist, dass sie nicht nur das Beste aus dem Wannsee-Umfeld zum Ziel erklärt, sondern auch den Bundesland-überschreitenden Weg nach Babelsberg (Potsdam) wagt.
Das UNESCO-Welterbe „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ bestimmt das Programm auf dieser Strecke. Man bekommt die Pfaueninsel zu sehen, besucht den Park Glienicke und den Park Babelsberg, spürt aber auch an vielen Stellen der deutschen Geschichte nach. Ganz egal, ob Liebermann Villa, das Haus der Wannseekonferenz, die Glienicker Brücke oder die Mauergedenkstätte Griebnitzsee: Lebendiger kann Geschichte kaum werden.
Und nun wird die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben. Erst seit kurzem gibt es eine vierte Route, die sich in Steglitz-Zehlendorf ansteuern lässt. Dabei handelt es sich um die 2020 eingeführte Steglitz Route. Sie ist 16 Kilometer lang, lässt sich mit dem Rad in etwa einer Stunde und 20 Minuten bewältigen und führt über Radwege, Straßen und Nebenstraßen durch eine eher stadturbane Landschaft.
Die Steglitz Route nimmt ihren Anfang am besten am Bahnhof „Rathaus Steglitz“, weil hier sowohl eine S- als auch eine U-Bahnlinie anhalten. Hier ist man dann auch gleich vor Ort, um sich das Rathaus anzuschauen. Die Schloßstraße ist inzwischen die zweitgrößte Einkaufsmeile in Berlin. Und man hat den Blick frei auf den „Bierpinsel“. Das ist ein merkwürdiges Bauwerk, das einen vieleckigen Würfel auf einem kleinen Turm platziert – früher gab es hier einmal ein Steakhaus in luftiger Höhe. 2010 wurde die Außenfassade von verschiedenen Street-Art Künstlern gestaltet: Das ist ein tolles Fotomotiv für alle Touristen von weitweg, die so eine architektonische Auffälligkeit zuvor noch nie gesehen haben. Von der verkehrslauten Steglitz-City geht es weiter in den ruhigen Stadtpark Steglitz. Am Teltowkanal entlang führt die Strecke zur Freien Universität Berlin und dann weiter zum Botanischen Garten. Der ist 42 Hektar groß und lädt zu einer pflanzlichen Weltreise ein.
Auf der Strecke entdeckt der Radfahrer von der Straße aus auch das Universitätsklinikum Benjamin Franklin, das Gutshaus Lichterfelde, das Heizkraftwerk Lichterfelde, das Kulturhaus Schwartzsche Villa, das von Dieter Hallervorden geführte Schlosspark Theater und das Museum Europäischer Kulturen. Auch das Mahnmal „Die Säule der Gefangenen“ von einem lokalen Außenlager des KZ Sachsenhausens kann besucht werden.
Alle vier Routen treffen an einzelnen Einstiegs- und Ausstiegsbahnhöfen aufeinander. So ist es übrigens ein Leichtes, von einer Route zur anderen zu wechseln. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 79 (10/2020).
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