Gerhard Haunert aus Zehlendorf stellt Roman vor: „Die Befreiung“!

3. Oktober. Wir freuen uns über eine friedliche deutsche Einheit, die bereits 30 Jahre lang währt und die gerade erneut im Osten wie im Westen voller Freude gefeiert wurde. Die ganze Geschichte rund um die deutsch-deutsche Wiedervereinigung hätte im Jahr 1989 aber auch ganz anders ausgehen können.
Eine mögliche Version brachte der Zehlendorfer Autor Gerhard Haunert (67) zu Papier. In seinem ersten Roman „Die Befreiung“ stellt er die Geschehnisse von damals auf den Kopf. Untertitel: „Die DDR übernimmt die Bundesrepublik“.
Und das stellt sich der Autor wie folgt vor: Im Jahr 1989 entmachtet der sowjetische Afghanistan-Veteran Leonid Kalenkow Gorbatschow und sagt Glasnost und Perestroika den Kampf an. Er besetzt erst West-Berlin und dann die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Die USA drohen mit einem Atomschlag, aber Kalenkow bietet Kuba zum Tausch an. Die USA willigen ein. So wird Kuba kapitalistisch – und ganz Deutschland zu einer großen DDR. Gefangen in diesem neuen sozialistischen Regime: ein Journalist und seine Freundin.
Wenn jemand so einen fiktiven Politikthriller schreibt, dann kann das furchtbar in die Hose gehen. Bei Gerhard Haunert ist das ganz anders. Er bringt nämlich bereits von Hause aus profunde Kenntnisse über die politischen Geschehnisse in Deutschland mit. Gerhard Haunert: „Ich war 35 Jahre lang festangestellter ARD-Fernsehreporter, u.a. für den WDR und für den MDR.“ Er hat damals für RIAS-TV das erste deutsche Frühstücksfernsehen mit ins Leben gerufen: „Das war von den Amis finanziert und gezielt auch darauf ausgerichtet, in der damaligen DDR empfangen zu werden.“ Später hat er mehrere tausend Sendungen wie die Tagesschau oder die Tagesthemen mitgestaltet. Immer als Fernseh-Journalist an vorderster Front dabei: Da bekommt man schon einen guten Einblick von der deutschen Politik und der Geschichte.
Gerhard Haunert: „Es mag überraschen, aber mein liebster Politiker war immer Helmut Kohl. Ihn habe ich oft getroffen und dabei seinen Humor und seine Gelassenheit geschätzt. Er hat das umgesetzt, was er wollte. Und er hat die Einheit entschlossen vorangebracht.“
Die Idee zu seiner politischen Dystopie kam dem Fernsehmann bereits vor zwanzig Jahren – zum damaligen Fest der Einheit: „Damals kam Ende der Neunziger so eine unglaubliche DDR-Nostalgie auf. Das hat mich auf die Idee zu meinem Buch gebracht. Damals war ich aber noch voll berufstätig. Ich habe mit dem Schreiben begonnen, den Roman im alltäglichen Trubel aber nicht vollenden können. Das habe ich dann erst im Ruhestand – seit April 2019 – geschafft. Übrigens habe ich große Teile des Romans mit der Diktierfunktion meines Computers aufgenommen. Zum Glück hatte ich damals ein Exposé angefertigt und hier die grobe Handlung bereits festgelegt. Das hat mir beim erneuten Schreiben sehr geholfen.“
Das Buch ist im Selbstverlag erschienen. Als E-Book und Book-on-Demand lässt es sich bei Amazon bestellen: „Ich habe das Buch in der Vergangenheit über einen Agenten mehreren Verlagen angeboten. Das Interesse war durchaus vorhanden, aber die Verlage wollten mir alle reinreden. Das wollte ich nicht. Ich muss nicht reich werden mit dem Buch. Das Schreiben hat mir geholfen, geistig fit zu bleiben.“
Der Roman liest sich flott, bietet viele Dialoge, spinnt seine grundlegende Idee munter weiter und lässt immer wieder bekannte Gesichter wie Udo Lindenberg, Helmut Kohl, Walter Momper oder Günter Schabowski auftreten.
Besonders spannend: Gerhard Haunert ist seit dem 3. Oktober 1977 mit einer Frau aus der DDR verheiratet, die er zuvor beim Camping in Bulgarien kennengelernt hatte und die wegen ihm aus der DDR ausgewandert ist. Seine Akteure im Roman sind ein Journalist und seine Freundin. Ein Schelm, wer nicht daran denkt, dass Gerhard Haunert da selbst in seinem eigenen Buch unterwegs ist. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 79 (10/2020).
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