Das kleine Teehaus: Margit Klutke ist seit zehn Jahren die „Tee-Dealerin“!
Es duftet. Und wie. Und man weiß im ersten Moment auch gar nicht so recht, wonach. Zimt liegt in der Luft, aber auch Zitrone, Apfel und Orange. An einer Wand stehen an die 180 große Gläser in Reih und Glied. Sie tragen Namen wie „Sternenstaub“, „Kurkuma Winterblume“ oder „Sahne-Krokant“. Und sie enthalten – Tee. (ANZEIGE)
Tadaaa. Das ist die Auflösung. Wir befinden uns im kleinen Teehaus. Das gibt es in der Ladenstraße, der unterirdischen Einkaufspassage zu beiden Seiten des U-Bahnhofs „Onkel Toms Hütte“. Am 1. Oktober konnte die Betreiberin ein ganz besonderes Jubiläum feiern: Seit zehn Jahren ist sie bereits vor Ort und wiegt für ihre Kundschaft losen Tee in Tütchen ab.
Margit Klutke (53): „Das Teehaus, das ist kein reines Verkaufsgeschäft. Da ist über die Jahre viel gewachsen. Viele Stammkunden schauen vorbei und bleiben manchmal nur auf ein Schwätzchen. Da sind Beziehungen entstanden, das ist inzwischen fast familiär.“
Und schon kommt es zu einer typischen Begegung, wie sie bestimmt in der Woche ein paar Mal zu beobachten ist. Ein Kunde tritt in das kleine Geschäft, strahlt Margit Klutke an und sagt: „Ich habe hier einen Tee gekauft, der war so lecker. Aber ich weiß nicht mehr, wie er heißt. Er kam aus einer Büchse, nicht aus einem Glas, Und es waren rote getrocknete Früchte drin.“
Sofort verwandelt sich Margit Klutke in Sherlock Holmes, stellt Fragen, holt Teebüchsen hervor und findet am Ende den gesuchten Tee. Es ist nicht der „Rote Johann“ gewesen, wie zuerst vermutet, sondern „Onkel Toms Obstkorb.“
An diesem kleinen Intermezzo sieht man, warum es vom kleinen Teehaus keinen Online-Shop gibt. Margit Klutke: „Man kann Tee nicht im Internet bestellen. Tee muss man sehen, riechen, fühlen. Man muss ihn mit allen Sinnen einkaufen.“
Margit Klutke weiß auch, dass man dem eigenen Lieblingstee nie blind vertrauen darf: „Tee schmeckt nie gleich, es ist ein Naturprodukt. Ein Tee, den ich im Oktober kaufe, kann schon wieder anders schmecken als der, der im November in die Tüte kommt. Es kommt etwa wie beim Wein darauf an, von welcher Hanglage der Tee geerntet wurde. Mehr Regen und mehr Sonne können auch schon dafür sorgen, dass ein Tee um einige Nuancen anders schmeckt.“
Ganz klar: Die kühle Jahreszeit ist die beste Zeit für das kleine Teehaus. Dann trinken die Menschen noch mehr Tee und entschleunigen gern mit einer Tasse in der Hand: „Im Winter habe ich immer deutlich mehr Tees im Angebot, dann kommen die Winter- und Weihnachtstees mit dazu. Ich bin viel auf Messen unterwegs, um mich zu informieren. Ansonsten kommen die Vertreter zu mir ins Geschäft und bringen Proben mit. Verkauft sich ein Tee nicht, so nehme ich ihn wieder aus dem Sortiment. Mein absoluter Bestseller ist die ‚Süße Wintermandel‘. Diese Teesorte ist so erfolgreich, dass ich sie das ganze Jahr nicht mehr aus dem Sortiment nehmen darf.“
Margit Klutke lässt inzwischen Teesorten nach ihrem Geschmack mischen und gibt ihnen einen eigenen Namen: „Längst ist der ‚Zehlendorfer Nr. 4‘ ein echter Dauerbrenner geworden. Viele kaufen ihn auch als Geschenk mit etwas Lokalkolorit ein, so etwas geht immer gut. Es handelt sich dabei um einen aromatischen Schwarztee. Die Nummer 4 lässt sich auch schnell erklären. Das ist nämlich meine Ladennummer hier in der Ladenstraße. Eine weitere Eigenentwicklung ist die ‚Berliner Luft‘. Das ist ein Roibuschtee. Der geht auch wie geschnitten Brot.“
Gibt es denn beim Tee auch Trends? Die Teexpertin denkt einen Moment nach, nippt an ihrem Tee und sagt: „Das hängt immer auch ein wenig davon ab, wie das die Medien vorgeben. Matcha Tee war ein großes Ding. Hanf-Tee hat sich zumindest bei mir nicht wirklich durchsetzen können. Zurzeit sind Moringa Tees stark im Kommen. Dieser Tee wird aus den Blättern des Moringa-Baums gewonnen. In seiner Heimat wird er ‚Baum des Lebens‘ genannt. Moringa-Tee ist ein guter Durstlöscher. Er bringt auch wichtige Mineralstoffe mit und kann deswegen gut beim Sport getrunken werden. Viele Kunden lieben auch Tees, die nur aus getrockneten Hibiskusblüten bestehen.“
Längst ist das kleine Teehaus übrigens nicht nur ein Teehaus, sondern auch ein kleiner Leckerschmecker- und Geschenkeladen geworden. Da gibt es italienisches Konfekt, seltene Schokoladen, Glücksschweinchen, Dekofrösche und englisches Teegeschirr der Marke Dunoon.
Margit Klutke: „Ein echter Verkaufsschlager sind die Öle und Feinkostartikel von Deligreece aus Griechenland. Da gibt es etwa sonnengetrocknete Tomaten im eigenen Olivenöl. Da schmecken nicht nur die Tomaten wie ein Urlaub in Griechenland. Das Öl aus dem Glas kann man auch gleich auf einen Salat geben.“
Wie soll es mit dem kleinen Teehaus in Zukunft weitergehen – in den nächsten zehn Jahren? Margit Klutke: „Alles ist gut, wie es ist. Ich mache weiter so wie bisher. Ich bin angekommen, das Teehaus ist mein Baby. Ich bringe mich vor Ort auch sehr intensiv ein und organisierte so etwa immer die Live-Musik für den Markt, der am Donnerstag vor dem Eingang zur Ladenstraße stattfindet.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Das kleine Teehaus, Ladenstraße Süd 4, 14169 Berlin, Tel.: 030 – 60954020
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 79 (10/2020).
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