Die Stadtnatur Ranger unterwegs im Dienst der Stadtnatur – auch in Zehlendorf!
Nathalie Bunke (55) und Bennet Buhrke (25) sind Stadtnatur-Ranger. Als solche sind sie schon von weitem erkennbar, denn auf ihren khakifarbenen Shirts prangt auf dem Ärmel das runde Logo der Ranger. Nathalie Bunke und Bennet Buhrke sind seit April 2020 in „ihrem“ Bezirk Steglitz-Zehlendorf unterwegs. Wir treffen sie im Dreipfuhlpark, an dem sie an diesem Tag ihre Runde drehen.
Nathalie Bunke, die Diplom-Ingenieurin für Landespflege ist: „Wir sind eigentlich den ganzen Tag an der frischen Luft und kümmern uns um unsere Schutzreviere. Aufgabe auch im Dreipfuhlpark ist es, eine Artenerhebung durchzuführen. Finden wir vor Ort die Knoblauchkröte, den Kammmolch oder die Zauneidechse? Die von uns bestimmten Tiere werden in der App ‚ArtenFinder‘ erfasst, die sich um die Datenerfassung der Funde kümmert. Jeder Bürger kann ArtenFinder (www.berlin.artenfinder.net) werden, die App ist kostenfrei. Diese Datenerhebung ist sehr wichtig: Je mehr Informationen wir über das Vorkommen seltener Arten haben, umso besser können wir sie beschützen. Übrigens ist die Artenvielfalt in der Großstadt deutlichs höher als im Umland, hier gibt es viel mehr kleinteilige Biotope.“
Bennet Buhrke, der Umweltwissenschaften mit Schwerpunkt Landschaftsökologie studiert hat: „Wir achten auch auf invasive Arten wie etwa den Roten Amerikanischen Sumpfkrebs, die häufig ausgesetzte Rotwangenschmuckschildkröte, den Chinesischen Götterbaum oder den Waschbären.“
Die Stadtnatur-Ranger sind an der Schnittstelle Natur-Mensch außerdem dafür da, um aufzuklären. Nathalie Bunke: „Wir sprechen mit den Bürgern und klären sie auf, dass es verboten ist, wenn sie Wildtiere wie die Enten füttern. Wir informieren, dass es für die Natur nicht gut ist, wenn Hunde unangeleint in den Pfuhl springen und durch das Schilf laufen, wo gerade Vögel ihre Nachkommen aufziehen und die Kaulquappen der Amphibien im Wasser schwimmen. Wir klären auf und informieren. Weisungsbefugnis haben wir nicht. Wir dürfen auch keine Strafzettel ausschreiben. Wir haben aber Anweisung, in bestimmten Fällen die Polizei zu rufen. Etwa, wenn jemand im Naturschutzgebiet angelt.“
Wichtig ist es für die Stadtnatur-Ranger auch, die Begeisterung für die Natur zu wecken. Bennet Buhrke: „Als die Raupen der harmlosen Gespinstmotte im Dreipfuhlpark ganze Büsche eingesponnen haben, haben wir das den Bürgern gezeigt. Viele denken, das wären nämlich die Allergien auslösenden Raupen vom Eichenprozessionsspinner.“
Nathalie Bunke: „Wir wollen in Zukunft auch Führungen durch unsere Schutzgebiete veranstalten und Junior-Ranger ausbilden. Dabei können wir auch mit Wärmebildkameras arbeiten oder einen Bat-Detektor zum Aufspüren von Fledermäusen einsetzen.“
Eine weitere Aufgabe der Stadtnatur-Ranger ist es, in ihren Schutzgebieten nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen und diese an das Grünflächenamt oder die Naturschutzbehörde weiterzugeben. Oft lässt sich die Natur noch effizienter schützen und bewahren, ohne dass dabei der Naherholungsfaktor der Bürger beeinträchtigt wird. Da kommt es eben nur auf die richtige Blickweise an.
Das bis Ende 2021 laufende Projekt Stadtnatur-Ranger wird durch die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) finanziert. Die Stiftung Naturschutz Berlin (www.stiftung-naturschutz.de) koordiniert das Vorhaben und setzt die Ranger ein. Nathalie Bunke: „Endlich bekommt Naturschutz die Wichtigkeit, dass unsere Arbeit voll bezahlt wird. So etwas wie uns gibt es sonst europaweit noch nicht. Vergleichbar mit uns sind nur die Urban City Rangers, die in New York aktiv sind.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 75 (6/2020).
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