Die Parkläufer schauen hin: Aufpassen an Schlachtensee und Krumme Lanke!
Johanna Spieker arbeitet da, wo andere ihre Freizeit genießen. Sie ist Parkläuferin. Das bedeutet, dass sie den ganzen Tag an der frischen Luft unterwegs ist. Ihren Arbeitstag verbringt sie an der Stadtseite vom Schlachtensee und an der Krummen Lanke. Hier entlasten die Parkläufer, die meist zu zweit auf dem Rad ihre Runden drehen, seit dem 17. Juni letzten Jahres das Ordnungsamt, die Berliner Stadtreinigung und auch die Polizei – und schauen nach dem Rechten.
Eine Runde mit dem Rad umfasst etwa zwölf Kilometer. Fünf große Runden an einem Tag sind keine Seltenheit: Die Parkläufer sind bei so viel Bewegung an der frischen Luft bestimmt fit wie ein Turnschuh.
Johanna Spieker, die vorher als Kellnerin gearbeitet hat und vom sozialen Charakter des Projektes zum Mitmachen animiert wurde: „Wir haben den Schlachtensee und die Krumme Lanke im Auge und greifen moderierend ein, sobald sich jemand vor Ort nicht an die geltenden Regeln hält. Zu Corona-Zeiten haben wir so etwa auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet. Momentan ist die Waldbrandgefahr wieder sehr hoch. Da schauen wir, dass niemand am Badestrand einen Grill anzündet und bitten die Menschen vor Ort darum, nicht zu rauchen. Freilaufende Hunde sind immer wieder ein Thema. Hier fordern wir Herrchen oder Frauchen auf, die Tiere an der Leine zu führen. Wir verhängen keine Strafen oder Hausverbote, da wir mediativ und aufklärend arbeiten. Die Leute hören auf uns und wir können eine Situation meist in unserem Sinn klären.“
Lars Larisch gehört zur Leitung der Berliner Firma think SI3, die seit 2018 Kiez- und Parkläufer in diverse Berliner Parks, Grünanlagen und Kieze entsendet. Die Parkläufer sind so auch im Görlitzer Park, im Viktoriapark und im Volkspark Friedrichshain aktiv. Er sagt: „In unserem Firmennamen SI3 (www.sihoch3.com) finden sich die drei Begriffe ‚Sicherheit‘, ‚Soziale Inklusion‘ und ‚Soziale Intelligenz‘ wieder. Wir wollen an unseren Einsatzgebieten nicht nur für Sicherheit, sondern auch für einen sozialen Ausgleich sorgen. Bezahlt wird unsere Arbeit in Steglitz-Zehlendorf übrigens vom Grünflächenamt: Bevor unsere Parkläufer ihre Runden aufgenommen haben, blieben viele der nun von uns durchgeführten Arbeiten an den Mitarbeitern der Grünpflege hängen. Im Bezirk kümmern wir uns übrigens auch noch um den Stadtpark Steglitz.“
Gerade im Bereich der Krummen Lanke sei das Hauptthema für die Parkläufer der Naturschutz. So gebe es an den beiden Kopfenden des Gewässers jeweils einen ausgewiesenen Badestrand mit reichlich Platz. Viele badelustige Besucher würden aber gern auch an den kleineren, idyllischen Buchten außerhalb der ausgewiesenen Strände ihr Handtuch ausbreiten. Max Hoppe ist als Parkmanager verantwortlich für die beiden Einsatzgebiete in Steglitz-Zehlendorf. Er weiß: „Bei diesem Gelände handelt es sich um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet, das nicht betreten werden darf. Ein Holzzaun weist darauf hin. Er ist aber eher ein Symbol als eine echte Barriere: Es ist ein Leichtes, über diesen Zaun zu steigen. An manchen Tagen müssen wir bis zu 700 Leute darum bitten, das Naturschutzgebiet zu verlassen und die normalen Badestrände zu verwenden. Oft sagen wir dann schon, dass sie bitte wirklich gehen sollen – weil wir auf unserer Rückrunde eh wieder vorbeikommen.“
Zurzeit sind vier Parkläufer mit ihren grünen Jacken im Bezirk unterwegs, bald werden es sechs sein.
Johanna Spieker: „Wir sind jeden Tag von zehn bis 21 Uhr hier. Die Zeiten variieren, gerade im Hochsommer sind wir mitunter auch bis Mitternacht vor Ort. Alles, was wir im Rahmen unseres Einsatzes tun, protokollieren wir akribisch. Diese Berichte geben wir regelmäßig weiter. Kommen wir an einem bestimmten Punkt nicht weiter, melden wir uns auch direkt beim Ordnungsamt oder bei der Polizei. Uns fällt immer wieder auf, dass viele Spaziergänger oder Badende froh sind, dass es uns gibt. Sie melden uns dann ein offenes Feuer oder zu laute Musik – und wir übernehmen die Aufgabe, diese Missstände anzugehen. Wir erklären den Betroffenen, warum es verboten ist, was sie da gerade tun – und wecken Verständnis. Oft reichen wir auch einfach nur Informationen weiter. So warnen wir die Badenden vor Taschendiebstählen. Und wir passen auf, dass keine Räder auf den Wegen stehen, sodass ein Rettungswagen im Notfall gleich passieren kann, ohne dass erst der Weg geräumt werden muss.“
Natürlich ist der Einsatz der Parkläufer, die oft auch einen Migrationshintergrund haben und so auch andere Sprachen beherrschen als nur Deutsch und Englisch, im Drogen-geschüttelten Görlitzer Park ein ganz anderer als im lauschigen Steglitz-Zehlendorf. Aber auch hier sind besondere Herausforderungen zu meistern.
Johanna Spieker: „Vor Ort gibt es keinen ausgewiesenen Nacktbadebereich. Auf der Fischerhüttenstraßenseite der Krummen Lanke wird das Nacktbaden aber immerhin geduldet. Das mag auch nicht jeder. Wenn es zu Beschwerden kommt, intervenieren wir.“
Parkmanager Max Hoppe, der sich in seiner Funktion auch um die Ausrüstung und die Arbeitsmittel seiner Parkläufer kümmert und die Kommunikation mit allen Ämtern übernimmt, weist darauf hin, dass die heiße Phase der Parkläufer in diesem Jahr noch bevorsteht: „Im Hochsommer kann es am Schlachtensee zu regelrechten Festival-Zuständen kommen, wenn die S-Bahn hält und plötzlich 300 bis 600 Leute auf einmal ausspuckt – darunter Familien, Studenten, Touristen und Schüler. Gerade am Samstag ab 13 Uhr kann man das gut beobachten. Unsere Aufgabe ist es dann, die 15-jährigen mit den Vodka-Flaschen wieder nach Hause zu schicken, auf zu laute Musik hinzuweisen, ein Grillen zu untersagen, dem Drogenkonsum entgegenzuwirken, das Anzünden einer Shisha zu verhindern oder in Notfällen den Rettungswagen zu rufen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 75 (6/2020).
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