Die Online-Spieler: Während Corona spielte das Schlosspark Theater auf Facebook weiter!
Das Schlosspark Theater in Steglitz ist von der aktuellen Schließung aufgrund der Corona-Anordnung besonders betroffen. Hier startete gerade erst das neue Stück „Schmetterlinge sind frei“. Die Schauspieler zeigten sich flexibel. Sie führten ihr Stück sichtbar für alle Theaterfreunde im Internet auf.
Wie kam es zur Entscheidung, eine kostenlose Streaming-Aufführung auf Facebook anzubieten?
Nik Merner vom Marketing des Schlosspark Theaters: „Wir sehen es als Aufgabe, die Menschen für ein paar Stunden von ihren Sorgen abzuholen und ihnen Heiterkeit zu schenken. Das gilt auch in schweren Zeiten. Da das Publikum nicht zu uns kommen darf, kommen wir zum Publikum.“
Sie hatten doch weder das Equipment noch das Knowhow, um so ein Streaming auf die Beine zu stellen, oder?
Nik Merner: „In einem Schnellschuss haben wir uns das Equipment besorgt und alles selbst nach dem Motto ‚Try and Error‘ ausprobiert. Unser Anspruch an das Streaming war, dass wir nicht einfach eine Kamera draufhalten (wie andere das machen), sondern dass wir die Szenen möglichst fernsehgerecht erfassen. So wurden daraus dann 4 Kameras, 2 Kameraleute, 1 Tontechniker, 1 Regisseur, ganz viel Technik – und dazu Dieter Hallervorden als Moderator.“
Das Feedback war ja sehr gut.
Nik Merner: „Wir hatten etwa 5.000 Zuschauer – nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Facebook-Grüße erreichten uns aus Österreich, Ungarn, Bulgarien, Schweden etc. Sogar in Kanada, Florida und Moskau schauten uns die Menschen zu.“
Erst war nur eine Live-Sendung geplant, dann mehrere. Gibt es jetzt noch eine Möglichkeit, das Stück online zu sehen?
Nik Merner: „Wegen des großen Feedbacks haben wir uns nach und nach zu einer Verlängerung der Aufführung entschlossen. Da wir mit den Equipment noch in den Kinderschuhen stecken, konnten wir das vorerst nur auf Facebook veröffentlichen. In Zukunft planen wir aber alle gängigen Plattformen zu bedienen. Aus rechtlichen Gründen dürfen wir die Streams vorerst nicht in einer Mediathek anbieten. Wir arbeiten an einer Lösung.“
Wie war es für die Schauspieler, auf einmal ohne Publikum zu spielen?
Nik Merner: „Für die Schauspieler war es eine große Umgewöhnung. Ich habe sie vor jeder Vorstellung – ähnlich wie bei TV-Sendungen – angeheizt und ihnen gesagt, dass sie sich vorstellen müssen, vor einem ausverkauften Haus zu spielen.“
Julia Biedermann: „Lachen ist die beste Medizin! Unser kleines Team spielt mit großem Herzblut dieses wundervolle Stück. Es ist unsere Berufung, die Kunst auch in schwierigen Zeiten hochzuhalten. Wir durften eine wundervolle Premiere erleben und wissen somit, wo das Publikum lacht. Das macht es einfacher, ohne Publikum im Saal zu spielen.“
Johannes Hallervorden: „Natürlich ist es eine Herausforderung, ein Theaterstück vor leerem Saal zu spielen, das man bereits 15 Mal vor reagierendem Publikum zum Besten geben durfte. Ja, das ist gewöhnungsbedürftig und definitiv eine Herausforderung. Aber dieser stellen wir uns sehr gerne, wenn es darum geht, unser Publikum weiterhin zu unterhalten und unseren Auftrag als Theater zu erfüllen.“
Sind weitere Online-Übertragungen auch von anderen Stücken geplant?
Nik Merner: „Für uns als Privat-Theater ist das Streaming ein enormer finanzieller Aufwand. Und wir wollen das Streaming professionell gestalten. Besonders in der Corona-Krise ist das eine zusätzliche Belastung, da wir für solch ein Projekt keine finanzielle Unterstützung erhalten. Aber wir nehmen unseren Auftrag als Kultur-Träger ernst und können hier schon verraten, dass wir bereits an den nächsten Formaten arbeiten.“ (Foto: Nik Merner + DERDEHMEL/Urbschat)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 73 (4/2020).
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