Schuhmacherei Korittke: Gute Schuhe sind es wert, gepflegt und repariert zu werden!
Heutzutage kosten neue Schuhe nicht mehr viel Geld. Löst sich eine Naht oder bricht die Sohle, so wandern die billigen Treter meist in die nächste Mülltonne – ein neues Schnäppchenangebot wartet schon. Einer, der von dieser Wegwerfmentalität rein gar nichts hält, ist der Schuhmacher-Meister Philipp Korittke (47), der sein Geschäft seit dem 1. Januar 2010 in der Drakestraße führt: (ANZEIGE)
„Vor mir war das aber auch schon immer eine Schuhmacherei. Seit über 40 Jahren werden an meiner Ecke Schuhe repariert. Vor meiner Selbstständigkeit war ich angestellt, und zwar in Wilmersdorf.“
Philipp Korittke erinnert an die riesigen Plastik- und Kunststoffmüllberge, die zurzeit entstehen, weil fast jeder seine Schuhe billig kauft und sie beim ersten Schaden sofort wieder entsorgt: „Ein guter Lederschuh, der auch einen Absatz und eine Sohle aus Leder hat, der hält ohne Probleme 40 Jahre, wenn er gut gepflegt wird. Billigschuhe aus Plastik, das ist ja Sondermüll, da redet ja keiner drüber, da steht man acht Stunden am Tag in der Chemie. Sobald der Weichmacher draußen ist, bröckelt die Sohle – und dann ist schnell Schluss mit dem Tragekomfort. Ein guter Schuh sollte 150 bis 200 Euro kosten. Das ist gelebte Nachhaltigkeit – und das liegt doch eigentlich gerade im Trend.“
Über mangelnde Arbeit braucht sich Philipp Korittke trotzdem nicht zu beklagen. Bei ihm stapeln sich die Schuhe bis zur Decke. Gut und gern vier Wochen Wartezeit müssen die Kunden in Kauf nehmen, bis ihre Schuhe zu ihnen zurückkehren. Aus den vier Wochen können leicht acht werden: „Es gibt eben einfach viel zu wenig Schuhmacher in Deutschland. Zurzeit warten alle Kunden darauf, ob der Winter noch einmal zurückkehrt. Sobald der Frühling da ist, geben alle ihre Sommerschuhe beim Schuhmacher ab, um sie wieder in Schuss bringen zu lassen. Meist sind die Sohlen außen abgetreten. Oder es gibt, bedingt durch die Mittelfußknochen, ein Loch in der Mitte der Sohlen.“
Der Schuhmacher nutzt eine Vielzahl von bis zu 80 Jahre alten Werkzeugen, die unterschiedlich geschwungene Klingen an einem Holzgriff fixieren. Philipp Korittke: „Wir können natürlich auch Absätze austauschen, neue Reißverschlüsse einsetzen oder im einfachsten Fall neue Schnürsenkel passend zum Schuh finden. Was viele nicht wissen: Wir können einen Schuh gezielt weiten, wenn er an der Seite drückt. Oder ihn in die Länge ziehen.“
Philipp Korittke schwärmt von den klassischen Geschäftsschuhen, die an die 500 Euro kosten: „Die sind noch rahmengenäht, das ist das Beste, was man am Fuß tragen kann. Wir Schuhmacher mussten einen solchen rahmengenähten Schuh seinerzeit noch als Meisterstück abgeben.“ In der Schuhmacherei arbeitet übrigens auch Philipp Korittkes Ehefrau Eike mit: „Viele Frauen kommen zu uns, die möchten gern ihren absoluten Lieblingsschuh retten. Da spielt dann auch der Preis keine Rolle mehr.“
Philipp Korittke erinnert daran, dass ein Fuß am Tag gut hundert Milliliter Schweiß verliert: „Am besten trägt man drei Paar Schuhe immer abwechselnd. Das gibt den Schuhen genug Zeit, um auszulüften und zu trocknen. Auch Einlagen sollte man zum Lüften aus den Schuhen nehmen.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Schuhmacherei Korittke, Drakestraße 36, 12205 Berlin, Tel.: 030-8315986
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 71 (2/2020).
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