AlliiertenMuseum: Kino im Outpost mit Dieter Hallervorden
Rund um die Clayallee waren einmal die Amerikaner Zuhause. Das AlliiertenMuseum (www.alliiertenmuseum.de) widmet sich ganz dieser Zeit. Längst hat sich das alte Outpost-Kino der Alliierten, in dem früher einmal bis zu 700 Soldaten einen Platz zum Filmeschauen fanden, in einen Ausstellungsraum verwandelt, in dem Exponate aus der Zeit des amerikanischen Sektors zu sehen sind.
Am 25. Februar verwandelte sich das Outpost Theater noch einmal in ein echtes Kino zurück. Denn passend zum noch immer aktuellen Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“ wurde der Film „Der Schnüffler“ aus dem Jahr 1983 gezeigt. Der West-Berliner Taxifahrer Herbert Böckmann (Dieter Hallervorden) gerät in dieser Filmkomödie unfreiwillig zwischen die Fronten des sowjetischen und des amerikanischen Geheimdienstes und wird schon bald als vermeintlicher Agent in wilden Verfolgungsjagden von Ost nach West (und wieder zurück) geschickt. Der Film – der fünfte mit Dieter Hallervorden in der Hauptrolle – inszeniert Berlin als Hauptstadt der Spionage und als Schlachtfeld der Geheimdienste. „Der Schnüffler“ zeigt außerdem sehr eindrucksvoll: Auch damals war Berlin bereits voller Baustellen.
Dieter Hallervorden, der den Film laut eigenem Bekunden seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat, erzählte direkt vor der Aufführung dem aufmerksam lauschenden Publikum, wie er eigentlich die Situation im geteilten Berlin erlebt hat.
Das war ein äußerst interessanter Bericht, denn als Zeitzeuge hatte Dieter Hallervorden einige spannende Anekdoten im Gepäck. So erzählte er, dass er Ende 1979 schon einmal im Outpost zu Gast war: „Wir hatten vor, mit der UFA eine Serie in den USA zu machen.“ Um die ersten Aufnahmen vor amerikanischem Publikum zu testen, hätte man vor Ort erstes Feedback eingeholt. Das Feedback war sehr gut, am Ende stoppte aber der explodierende Dollarkurs das Bestreben, in den USA Fuß fassen zu wollen. Hallervorden: „Ich sollte die Differenz aus der eigenen Tasche bezahlen und das wollte ich dann doch nicht.“
Dieter Hallervorden blickte auch auf sein eigenes Leben zurück. So machte er mit 17 Jahren auf der Ostseite von Berlin sein Abitur und besuchte anschließend die Humboldt-Universität, um romanische Sprachen zu studieren. Fast wäre es aber zum Abitur gar nicht erst gekommen: „In der achten bis 12. Klasse habe ich furchtbare Erfahrungen gemacht. Ohne sie wäre ich sicherlich kein so politischer Mensch geworden. So sollten wir einmal die Mütze ziehen vor einem sowjetischen Sarg. Das wollte ich nicht. Mein Lehrer hat gesagt: Wenn du das Zeremonial verweigerst, dann kannst du dein Abitur vergessen. Ich bin heute noch dankbar für einen Mitschüler, der mir die Mütze vom Kopf geschlagen hat.“
Mit seinen Französisch-Kenntnissen aus dem Studium wird Hallervorden in der DDR gern als Dolmetscher eingesetzt. Er soll für Staatsgäste aus dem Ausland übersetzen – aber nur das, was die SED-Kollegen auch wirklich gesagt haben: „Daran habe ich mich nicht immer gehalten.“
Bei einem Symposium auf Usedom erzählt Hallervorden wieder mehr, als nötig ist, wird aber schon bald von einem Bekannten auf versteckte Mikrofone in den Blumengestecken aufmerksam gemacht: „Kurzerhand reiste ich ab und fuhr gleich in Berlin mit der S-Bahn in den Westen, das ging ja noch vor dem Mauerbau. Kurz darauf wollten mich, so wurde mir berichtet, auf Usedom zwei Herren sprechen und waren sehr enttäuscht, dass ich nicht mehr vor Ort war.“
In West-Berlin nimmt Hallervorden Kontakt mit den Franzosen auf und spielt bei ihnen Theater, besucht aber weiterhin auch heimlich seine Eltern in Ost-Berlin: „Bald dachten so einige, ich wäre ein Spion – für die Franzosen oder für die Stasi. Ich habe einige Verhörbegegnungen bei den Franzosen gehabt.“
Dieter Hallervorden bezeichnet sich als absoluter Anti-Kommunist: „Ich war so froh, in West-Berlin die freie Luft atmen und verschiedene Presseartikel lesen zu können.“ (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 72 (3/2020).
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