Unsere Ärzte (12): Bei seelischen Störungsbildern hilft die Tagesklinik!
Immer mehr Menschen leiden an einem Burnout, werden depressiv, entwickeln Ängste und Zwänge, zeigen psychische Symptome bei seelischen Krankheiten oder werden mit seelischen Störungen als Folge eines Traumas oder einer Sucht diagnostiziert. Werden psychische Störungsbilder dieser Art erkannt, schließt sich oft eine Behandlung an, die eben nicht mit einer Pille und einem guten Ratschlag abgeschlossen ist. (ANZEIGE)
Eine Therapie kann recht lange dauern, manchmal mehrere Monate. Dabei ist es nicht immer nötig, den Patienten Tag und Nacht in der Klinik aufzunehmen. Eine gute Alternative ist die Tagesklinik. Hier werden die Patienten stundenweise oder den ganzen Tag über betreut, kehren anschließend aber wieder in ihre bekannte Umgebung und in ihr Zuhause zurück.
730 solcher Tageskliniken gibt es in Deutschland. Noch relativ neu ist die Tagesklinik Waldfriede, die zum Waldfriede Krankenhaus gehört und in der Schmidt-Ott-Straße in Steglitz unweit vom Botanischen Garten zu finden ist. Chefarzt ist Dr. Herald Hopf (59), der 30 Jahre lang Tageskliniken in Schleswig-Holstein aufgebaut hat und seit zehn Jahren im Vorstand des Waldfriede Krankenhauses wirkt: „Seit zweieinhalb Jahren gibt es unsere Tagesklinik nun schon. Ein Großteil der Behandlungen findet hier teilstationär statt. Wir sind bereits nach so kurzer Zeit sehr gut ausgelastet. Zu uns kommen sehr viele Patienten mit Depressionen und Angstzuständen. Wir kümmern uns aber auch um Suchterkrankungen, Zwangsstörungen, Schizophrenien, bipolare Störungen und Borderline-Ausprägungen. Die drei großen Gruppen, mit denen wir es zu tun haben, sind die Sucht, die Depression und die Demenz. Oft bedingt eins das andere. Wir sehen immer den ganzen Menschen und arbeiten eine entsprechende Therapie aus. Wir setzen in der Behandlung auf Medikamente, auf eine umfassende Therapie in der Tagesklinik und auf eine gezielte Veränderung der Lebensumgebung. Was die Patienten in der Tagesklinik an Strategien zur Bewältigung ihres Alltags lernen, setzen sie Zuhause sofort um.“
Die Fälle von Burnout und Depressionen nehmen laut Dr. Herald Hopf stetig zu: „Das ist die Berufskrankheit der Dienstleistungsbranche. Statt Rückenschmerzen gibt es hier die Arbeitsunfähigkeit. Das liegt auch daran, weil immer weniger Mitarbeiter immer mehr Aufgaben erledigen müssen. Das Humankapital wurde komplett auf Effizienz hin optimiert. Das Zeitbudget reicht aber nicht, um alles zu erledigen.“
Immerhin habe die Stigmatisierung nachgelassen. Es gilt nicht mehr als Makel, eine psychische Erkrankung zuzugeben. Dr. Herald Hopf: „Die Selbstmordrate in diesem Bereich nimmt weiter ab. In den letzten 25 Jahren hat sie sich halbiert – auf 10.000 Fälle im Jahr. Das sind aber noch immer mehr als alle Drogentoten und Verkehrsopfer zusammen.“
Depressionen zeigen sich oft daran, dass die Betroffenen an nichts mehr Freude haben. Sie haben keine Lust, aufzustehen. Viele greifen zum Alkohol, um das Dasein erträglich zu machen. Dr. Herald Hopf: „Antidepressiva wirken, aber oft erst nach 14 Tagen. Wir nehmen deswegen sofort den Druck heraus und entlasten den Patienten. In der Tagesklinik sind wir von 8:30 bis 16:30 Uhr vor Ort. Viele erleben in der Gemeinschaft, dass es anderen ebenso geht wie ihnen. Wir entspannen zusammen, machen Yoga, sind gemeinschaftlich aktiv. Es gibt natürlich auch Einzelgespräche mit Psychotherapie, hinzu kommen viele Kreativtherapien.“
Zurzeit richtet sich das Angebot der Tagesklinik noch an privat versicherte Patienten, an Beihilfeberechtigte und an Selbstzahler. Die Aufnahme in den Krankenhausplan Berlin ist aber beantragt, damit auch gesetzlich Versicherte künftig unkompliziert aufgenommen werden können. (Text/Fotos: CS)
Info: Psychiatrisch-Psychosomatische Tagesklinik Waldfriede, Schmidt-Ott-Straße 9, 12165 Berlin, Tel.: 030-79743861, www.tagesklinik-waldfriede.de
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 69 (12/2019).
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