Unsere Ärzte (11): Im Nierenzentrum Zehlendorf
Unsere Nieren sind ganz besonders wichtig. Die paarweise vorhandenen und gut zwölf Zentimeter langen bohnenförmigen Organe filtern beständig unser Blut und reinigen es von Schadstoffen und Stoffwechselendprodukten. Zusammen mit der Leber sind die Nieren aus diesem Grund unverzichtbar für unser Wohlbefinden. Ohne sie würden wir bei lebendigem Leibe vergiftet werden. (ANZEIGE)
Hinzu kommt, dass sie den Wasser- und Mineralhaushalt des Körpers steuern und den Säuregrad des Blutes regulieren. Außerdem produzieren sie wichtige Hormone.
Das große Problem ist, dass die Nieren mit ihren extrem feinen Gefäßen sehr anfällig sind. Im Gegensatz zur Leber regenerieren sich Schäden an der Niere nicht von selbst wieder. Da eine Schädigung der Niere auch keine Schmerzen verursacht (sieht man einmal von Nierensteinen ab, die einen schnell in die Knie zwingen können), fallen Schädigungen der Nieren oft erst dann auf, wenn es schon zu spät ist.
Dr. med. Sylvia Petersen hat das Nierenzentrum Zehlendorf 2002 als Geschäftsführende Gesellschafterin mit aufgebaut. Seit 2006/2007 ist es im Haus K auf dem Gelände des Waldfriede Krankenhauses zu finden. Sie sagt: „90.000 Patienten in Deutschland sind inzwischen auf eine Dialyse angewiesen. Wir gehen aber bei den Nierenerkrankungen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Zwei bis drei Millionen Deutsche sind nach unseren Schätzungen nierenkrank und wissen es gar nicht.“
Besonders gefährlich für die Nieren ist ein hoher Blutdruck, da er die feinen Gefäße zerstört, ohne dass man es merkt. In der Folge sinkt die Leistung der Nieren deutlich ab, man spricht von einer chronischen Nierenschwäche. Prof. Dr. med. Ralf Schindler, der seit 2015 Praxispartner von Dr. med. Sylvia Petersen ist: „Man geht davon aus, dass jeder zehnte Erwachsene inzwischen eine eingeschränkte Nierenfunktion aufweist.“
Schädlich für die Nieren sind außerdem ein starkes Übergewicht, Diabetes und der Konsum von Zigaretten. Dr. med. Sylvia Petersen: „Wer eine Zigarette raucht, reduziert die Durchblutung der Nieren während des Rauchens um ein gutes Drittel. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Wer gesund lebt, nicht raucht, kein Übergewicht hat, nicht an der Zuckerkrankheit leidet und sich viel bewegt, der sorgt auf diese Weise dafür, dass es den eigenen Nieren gut geht – oft bis ins hohe Alter.“
Prof. Dr. med. Ralf Schindler: „Die Niere kann nie losgelöst vom Körper betrachtet werden. Aus diesem Grund behandeln wir auch die mit der Niere zusammenhängende Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Arterienverkalkung gleich mit. Wir bieten das gesamte Spektrum der Nephrologie (Nierenheilkunde) an und klären die Ursachen einer eingeschränkten Nierenfunktion ab.“
Dr. med. Sylvia Petersen: „Wenn die Nieren nicht richtig arbeiten, kann man das mitunter am Kreatinin-Wert im Blut feststellen. Oft ist es aber so, dass auch der Wasserhaushalt gestört wird und es zu verstärkten Wassereinlagerungen im Körper kommt. Man hat dann ein aufgedunsenes Gesicht und Wasser in den Beinen. Die Patienten bekommen keine Luft mehr, ihnen steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals.“
Im ersten Stock des Nierenzentrums bieten die beiden Ärzte eine Sprechstunde an. Dr. med. Sylvia Petersen: „Zu uns kommen die Patienten, die der Hausarzt mit einem Nierenleiden zu uns überwiesen hat. Wir betreuen aber auch Menschen nach einer Nierentransplantation. Und in unserer Hämodialyse-Praxis im Parterre stehen mehrere Räume für die Dialyse bereit.“
Die Dialyse ist sozusagen der mechanische Ersatz für die Niere: Das Blut wird außerhalb des Körpers „gewaschen“ und dabei entgiftet. Nötig wird die Dialyse, wenn die Nierenfunktionalität unter zehn Prozent sinkt.
Dr. med. Sylvia Petersen: „Die Niere ist ein fantastisches Organ. Es arbeitet 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche, um 150 Liter Primärharn am Tag zu produzieren. Das ist eine enorme Leistung. Es ist ein medizinisches Wunder, dass man diese Leistung durch eine Dialyse ersetzen kann. Wir sind zwar nicht so gut wie die Natur selbst. Dafür kann die Dialyse den betroffenen Patienten aber ein qualitativ gutes Leben ermöglichen.“
Prof. Dr. med. Ralf Schindler: „Bei der Dialyse gibt es schon große Fortschritte, die in den letzten 30 Jahren erzielt werden konnten. Aber die benötigte Zeit für die Dialyse, die konnte man bislang noch nicht wirklich senken. Drei Mal in der Woche muss man für vier Stunden zu uns kommen, um an die Dialyse-Apparatur angeschlossen zu werden. Es gibt die Idee eines tragbaren Dialyse-Gürtels, aber da wird seit 40 Jahren geforscht, ohne dass es greifbare Resultate gibt.“
Eine Alternative zur klassischen Dialyse ist die Bauchfelldialyse, die der Patient sogar bei sich zu Hause durchführen kann. Über einen operativ gesetzten Katheter wird eine sterile Dialyselösung in die Bauchhöhle geleitet. Sie nimmt Giftstoffe aus dem Blut auf, entzieht ihm überschüssiges Wasser und sinkt durch die Schwerkraft langsam im Körper nach unten, bis sie nach vier bis sechs Stunden aus dem Bauchraum in einen Beutel fließt, der dann entsorgt wird.
Dr. med. Sylvia Petersen: „Man kann sagen, dass ein lange Zeit unerkannter Bluthochdruck verantwortlich ist für ein Drittel aller Nierenschädigungen, die eine Dialyse nötig machen. Ein weiteres Drittel wird durch Diabetes hervorgerufen. Nur ein Drittel der Dialyse-Fälle hat seinen Ursprung in echten Nierenerkrankungen.“
Prof. Dr. med. Ralf Schindler: „Viele unserer Patienten sind regelrecht erstaunt, wenn mit 70 Jahren die Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Die gute Nachricht ist, dass man bereits in jungen Jahren so viel für seine Nieren tun kann. Eine gesunde Ernährung, viel Bewegung, wenig Stress, ein nicht zu hoher Blutdruck, kein Übergewicht und ein Verzicht aufs Rauchen – all das hält die Nieren fit und vital. Die Nieren benötigen auch viel Flüssigkeit. Anderthalb bis zwei Liter sollte man am Tag trinken. Ältere Menschen vergessen das Trinken mitunter, sie haben oft kein ausgeprägtes Durstgefühl mehr.“
Da die Menschen immer älter werden, befürchteten die Experten einen Anstieg der Nierenerkrankungen. Prof. Dr. med. Ralf Schindler: „Schon vor fünf Jahren haben wir erwartet, dass die Anzahl der Dialyse-pflichtigen Patienten explodieren könnte. Zu dieser Entwicklung ist es aber nicht gekommen. Die Zahlen sind zwar gestiegen, aber nicht so stark wie befürchtet. Wir denken, dass es auch daran liegt, dass die Menschen mehr auf sich aufpassen und gesünder leben. Warnen müssen wir weiterhin vor einem übermäßigen oder gar regelmäßigen Einsatz von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) wie z.B. Ibuprofen. Der Wirkstoff, den viele Intensivsportler oder gestresste Vielarbeiter gern viel zu oft als Schmerzmittel zu sich nehmen, kann bei zu intensiver Anwendung die Nieren schädigen.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Nierenzentrum Zehlendorf, Fischerhüttenstraße 111, 14163 Berlin, Tel.: 030-8139121, www.nierenzentrum-zehlendorf.de
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