Über Honigbienen: Imkerin Bettina Junkes aus Zehlendorf hält sich 15 Bienenvölker!
Bettina Junkes (54) wohnt in Zehlendorf – unweit von der Sundgauer Straße. Sie arbeitet als Mathematikerin an der FU Berlin und ist hier im Wissenschaftsmanagement tätig: „Das ist sehr anstrengend. Mein Ausgleich dazu ist die Imkerei. Ich habe zurzeit 15 Bienenvölker. Einige stehen in meinem eigenen Garten, einige auf dem Dach der Mensa der Freien Universität.“
Bettina Junkes ist zugleich die 1. Vorsitzende im Imkerverein „Berlin-Zehlendorf und Umgebung e.V.“ (www.imkerverein-berlin-zehlendorf.de), in dem zurzeit 156 Mitglieder und 746 Bienenvölker betreut werden.
Als wir vorbeischauen, hat es Bettina Junkes sehr eilig. Eine Reise steht an und sie hat gerade erst alle Bienenvölker mit Ameisensäure behandelt, um die gefürchtete Varroa-Milbe abzutöten, die ansonsten ganze Bienenvölker dahinraffen kann: „Die Milbe ist nur etwas größer als einen Millimeter. Sie vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock und saugt hier an den Bienenlarven. In einer Wabe können mehrere Generationen der Milbe nacheinander schlüpfen, sodass sie sich exponenziell vermehrt. Die Milbe ist inzwischen überall. Milbenfreie Völker gibt es nur noch an sehr wenigen Stellen in der Welt, aber nicht in Europa.“
Was bei der Ameisensäurebehandlung passieren kann, das sind „Kollateralschäden“. Im schlimmsten Fall kommt es zum Tod der Königin oder des ganzen Bienenvolkes. Also schaut die Expertin in allen Bienenstöcken nach, ob sie die Königin findet. Die ist zum Glück mit einem farbigen Punkt markiert, sodass sie sich schnell im Gewusel der aufgeschreckten Bienen ausmachen lässt: „Es reicht mir auch, wenn ich frische ‚Stifte‘ sehe, also neu gelegte Eier. Das bedeutet, die Königin lebt.“
In einem Bienenvolk fehlt die Königin, deswegen haben die Bienen bereits damit begonnen, neue Königinnen nachzuziehen. Es sind sogenannte Weiselzellen zu sehen, die wie kleine Türme aus der ordentlichen Wabenstruktur herausragen. Hier reifen neue Königinnen heran. Bettina Junkes: „Das Problem ist, dass diese Königinnen nicht mehr begattet werden. So geht ein steriles Volk in den Winter. Zum Glück habe ich vorgesorgt, ich habe noch eine begattete Königin.“
Die wird in den Bienenstock eingebracht und vorher mit Thymianwasser „parfümiert“, sodass sie nicht von ihrem neuen Volk gemeuchelt wird. Mit der Parfümiermethode lassen sich auch leicht zwei kleine Völker zu einem vereinigen, falls sie ansonsten zu klein sind, um über den Winter zu kommen.
Bettina Junkes: „Meine Bienen haben sich hoffentlich perfekt auf den Winter vorbereitet. Im Stock herrschen 30 bis 35 Grad. Die Bienen haben genug Honig eingelagert, um durch den Winter kommen. Und sie finden sich jetzt zu einer Wintertraube zusammen, um auf diese Weise so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Den letzten Nektar im Jahr gibt übrigens der Efeu. Aber wir Imker hoffen, dass möglichst wenig davon von den Bienen eingetragen wird. Denn der Efeu-Nektar neigt leider zum schnellen Auskristallisierenn. Und da die Bienen die Kristalle nicht ohne Wasser auflösen können, verhungern sie bei voller Speisekammer. Man spricht dann von einem „Zementhonig“.
Aber, aber, fragen viele Bienenfreunde. Sind denn die Bienen nicht eh bedroht? Vom Artensterben und von den vielen Pestiziden auf den Feldern? Bettina Junkes, die in diesem Jahr 400 Kilo Honig geerntet hat: „Die Honigbiene ist nicht bedroht, dafür sorgen schon wir Imker. Anders sieht es mit den vielen Arten der Wildbienen, Hummeln und Hornissen in der freien Natur aus. Um die Honigbiene braucht man sich keine Sorgen zu machen, schon gar nicht in der Stadt. Die Bienen suchen sich hier bevorzugt immer eine Massentracht. Das sind in der Stadt meistens Robinien, Linden oder Ahornbäume. Auf Balkonpflanzen gehen die Bienen nur, wenn bei den Bäumen nichts mehr zu holen ist. So kommen die Bienen in der Stadt mit Pestiziden kaum in Berührung.“
Eine größere Gefahr sind Krankheiten – wie die amerikanische Faulbrut: „Es gibt zurzeit einen großen Run auf die Imkerei, die Bienenzucht ist sehr populär geworden. Das führt in Berlin zu einer sehr hohen Bienendichte – und Krankheiten können schnell übertragen werden.
Zurzeit gibt es in Zehlendorf einen Sperrbezirk wegen der Faulbrut, die ist nämlich anzeigepflichtig. Innerhalb eines Flugradius von drei Kilometern müssen dann alle Bienenvölker untersucht werden. Außerdem wird eine Quarantäne verhängt: Kein Bienenvolk darf in den Sperrbezirk hinein- oder herausgetragen werden. Das Problem ist: Wenn sich einzelne Imker nicht beim Veterinäramt anmelden, können ihre Völker im Ernstfall nicht beprobt werden. So wirkt die Quarantäne mitunter nicht, weil nicht alle Imker erreicht werden. In Dresden gab es im letzten Jahr 13 Sperrbezirke, solche Zustände wollen wir in Berlin nicht haben.“
Die Imkerei – das ist auch eine sehr verantwortungsvolle Angelegenheit. Bettina Junkes: „Bienen, das sind ja immer auch Haustiere. Im Sommer hat so ein Volk bis zu 50.000 Tiere, im Winter sind es nur noch 5.000 bis 10.000. Viel Wissen und Erfahrung sind nötig, um so ein Bienenvolk sicher durch die Jahre zu bringen. Aus diesem Grund bildet unser Verein seit 2012 neue Hobby-Imker aus. Zehn bis 15 Interessierte machen pro Jahr beim Probeimkern mit. Sie begleiten einen erfahrenen Imker von April an durch das ganze Jahr. Sind sie anschließend noch immer interessiert, so bekommen sie einen Ableger, mit dem sie ihre eigene Imkerei aufbauen können.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 67 (10/2019).
Seitenabrufe seit 20.12.2019:
Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.
Anzeige