Kostenfrei zum Arzt in Zehlendorf-Mitte: Medizinische Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung!

Direkt in Sichtweite zum Teltower Damm und zwischen dem Standesamt und dem Gemeindehaus gelegen, gibt es eine Rampe, die am Haus mit der Nummer 8a in den Kellerbereich führt. Hier ist seit April 2017 das „open.med Berlin“ zu finden. Dabei handelt es sich um eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Menschen, die keinen oder nur noch einen sehr eingeschränkten Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem haben.
Sie werden vor Ort anonym und kostenfrei von Ärzten und Pflegern behandelt. Das „open.med Berlin“ wird vom Verein „Medizin Hilft e.V.“ in Kooperation mit „Ärzte der Welt“ betrieben. Die Anlauffinanzierung für das Projekt stammte vom Rotary Club. Elf Clubs aus vier Ländern sammelten das Geld.
Dorothea Herlemann (33) ist die Geschäftsführerin vor Ort. Sie ist die einzige festangestellte Mitarbeiterin bei „open.med Berlin“, alle Kollegen stellen ihre Arbeitskraft ehrenamtlich zur Verfügung.
Dorothea Herlemann: „Am Anfang waren wir vor allem für die Flüchtlinge da, die in den ersten 15 Monaten nach ihrer Ankunft nur einen eingeschränkten Anspruch auf Gesundheitsleistungen haben. Dann kamen zunehmend Migranten aus den anderen EU-Ländern hinzu, die mitunter in der Schattenwirtschaft arbeiten und keine Versicherung haben. Inzwischen betreuen wir auch viele Deutsche. Das sind meist Selbstständige, die allein gearbeitet haben, und die im Alter ihre private Krankenversicherung nicht mehr bezahlen können. Wir investieren übrigens auch im Rahmen einer Sozialberatung viel Zeit darauf, Wege zu finden, um diese Menschen wieder ins System zurückzuführen. Ein Problem ist, dass in Deutschland niemand ohne Krankenversicherung sein darf. Wer also wieder ins System zurückfindet, muss die fehlenden Beiträge nachzahlen – und startet so gleich mit hohen Schulden ins neue Leben durch.“
Sprechstunde vor Ort ist immer am Dienstag und am Donnerstag. Dorothea Herlemann: „Zu uns kommen die Menschen mit den gleichen Problemen wie auch zu den normalen Ärzten. Viele Patienten waren aber schon sehr lange nicht mehr bei einem Arzt. Da stellen wir oft Beschwerden fest, die nie entstanden wären, wäre man früher zum Arzt gegangen. Oft müssen wir auch fehlende Impfungen nachholen. Wir bieten außerdem eine Kindersprechstunde, psychologische Beratungen und eine dermatologische Untersuchung an. Stehen weitere Untersuchungen wie etwa eine Magenspiegelung oder gar eine Operation an, so können wir auf ein Netzwerk mit Fachärzten zurückgreifen, die ehrenamtlich mit uns zusammenarbeiten.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Medizin Hilft e.V., Teltower Damm 8a, 14169 Berlin, Tel.: 030-40782995, www.medizin-hilft.org
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 68 (11/2019).
Seitenabrufe seit 20.12.2019:
Anzeige

Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.