Diamantenfieber in Schlachtensee: Karlheinz M. Grünewald verkauft Edelsteine!

„Diamonds are a girls best friend“, sang Marilyn Monroe. Was aber gar nicht stimmt. Denn eigentlich sind sie die besten Freunde von Karlheinz M. Grünewald (59). Kaum jemand weiß so viel über die wertvollen Glitzersteine wie der Diamantengutachter aus Schlachtensee. Der in Koblenz geborene Rheinländer zog mit seinen Eltern bereits in früher Kindheit nach Berlin … (ANZEIGE)
– und fühlt sich längst als echter Berliner: „Über Neukölln, Wilmersdorf und Lichterfelde bin ich schließlich nach Wannsee gekommen. Hier lebe ich, mein Büro unterhalte ich aber in Schlachtensee.“
An seine Anfänge kann sich der Diamantenexperte noch immer sehr gut erinnern: „Die Liebe zu den Edelsteinen, die habe ich schon als Kind entwickelt. Immer hieß es: Lauf doch bitte gerade! Ich hatte aber stets den Kopf unten. Ich wollte unbedingt und überall Glitzersteine finden. Das war erst nur ein kindliches Hobby, was sich aber zunehmend weiter intensiviert hat. Ich habe erst Quarze gesammelt, dann Halbedelsteine. Das erste Fachbuch über Steine habe ich so Anfang der 70er Jahre bekommen. Das Thema hat mich dann nie wieder losgelassen.“
Die Liebe zu den Glitzersteinen hat Karlheinz M. Grünewald schließlich zum König der Edelsteine geführt, zum Diamanten: „Anfang der 80er Jahre habe ich eine erste Ausbildung bei einem jüdischen Diamantenhändler und Schleifer begonnen. Er hat mir über mehrere Jahre alles beigebracht, was ich als Diamantenhändler wissen muss. 1987 habe ich dann selbst damit begonnen, als Händler zu arbeiten. Mein erster Diamant, den ich im Bekanntenkreis verkauft habe, stammte natürlich von diesem jüdischen Händler. Ich kann mich noch erinnern, dass es ein Halbkaräter war. Ein Karat entspricht ja 0,2 Gramm, also muss es ein Stein mit 0,1 Gramm Gewicht gewesen sein.“
Weitere Steine hat Karlheinz M. Grünewald dann über Diamantenhändler aus Idar-Oberstein eingekauft, das war damals das deutsche Edelsteinzentrum: „Heutzutage spielt Idar Oberstein im Diamantengeschäft keine große Rolle mehr. Der Diamantenhandel findet längst international statt.“
Drei Institute geben heute weltweit den Ton an, wenn es um Diamanten-Zertifikate geht: „Das ist das IGI, das GIA und das HRD. Diese drei Namen sollte man sich merken. Sie zertifizieren Diamanten weltweit und bieten Ausbildungen an. Meine erste Ausbildung bei einem der Institute habe ich 1991 wahrgenommen, seitdem besuche ich regelmäßig Schulungen und Seminare. Das ist sehr wichtig. Denn es gibt immer neue Methoden der Behandlung von Diamanten, aber auch neue Fälschungen und Synthesen. Man muss am Ball bleiben.“
Diamanten aus tiefsten Tiefen
Diamanten sind die edelste Form des Kohlenstoffs. Es handelt sich bei einem Diamanten um den härtesten, in der Natur überhaupt vorkommenden Stoff. Auf der Härteskala nach Mohs markiert der Edelstein mit dem Wert 10 das Maximum der Skala. Außerdem verfügt der Diamant über die höchste Wärmeleitfähigkeit aller bekannten Minerale. Einige der Steine können sogar bei UV-Licht (sog. Schwarzlicht) fluoreszieren.
Diamanten sind bereits vor einer bis drei Milliarden Jahre in mehreren hundert Kilometern Tiefe im Erdmantel entstanden – unter einem wahnsinnigen Druck und höchsten Temperaturen.
Karlheinz M. Grünewald: „Es braucht so viel Druck, um einen Diamanten zu erzeugen, als würde man den Pariser Eiffelturm verkehrt herum auf einer Fingerkuppe balancieren. Durch Eruptionen werden Diamanten aus der Tiefe der Erde nach oben befördert, sodass sie sich schürfen und bergen lassen. Meist sind sie in Mineraladern aus Kimberlit zu finden. Ein unbehandelter, also noch ungeschliffener Diamant wird als Rohdiamant bezeichnet. Ein natürlicher Diamant ist übrigens immer das Älteste, was wir auf unserer Erde jemals in die Hand nehmen werden.“
Die größten Diamantenminen gibt es in Afrika, in Russland, in Kanada und in Australien. Geht es darum, die Klasse eines Diamanten zu beschreiben, so nutzt man die vier „C“s. Sie stehen für „Carat“, „Color“, „Clarity“ und „Cut“, also für Gewicht, Farbe, Klarheit und Schliff.
Der Diamant als Wertanlage
Insbesondere in Krisenzeiten entdecken immer mehr Menschen den Diamanten als strategische Wertanlage. Hier hilft Karlheinz M. Grünewald allen Interessierten dabei, geeignete Steine zu finden: „Seitdem Trump an der Macht ist, ist die Nachfrage förmlich explodiert. Das ist aber auch kein Wunder. Der Diamant besitzt die höchste Wertigkeit auf dem geringsten Raum – und ist noch mobiler als Gold. Um einen sechsstelligen Betrag zu transportieren, braucht es bei Gold eine schwere Tasche und viel Muskelkraft. Bei einem Diamanten hingegen braucht man nur einen kleinen Platz im Münzfach seiner Geldbörse. Tatsächlich gibt es viele Kunden, die stets einen Diamanten im Portemonnaie bei sich tragen, um im Falle eines Falles ohne Wenn und Aber sofort auf einen Teil ihres Vermögens zurückgreifen zu können.“
Um einen Diamanten an jedem Ort auf der Welt wieder verkaufen zu können, braucht man neben dem Edelstein zwingend das dazu passende Zertifikat. Das gilt nicht nur für Anlagesteine, sondern auch für Schmucksteine.
Karlheinz M. Grünewald: „Beim Gold schwankt der aktuelle Preis, weil es einen börsennotierten Kurs gibt. Diese Schwankungen gibt es bei Diamanten nicht. Dafür ist die Wertermittlung schwieriger, weil es eben keinen Kurs gibt, auf den man sich beziehen könnte.“
Die Nachfrage nach Anlagediamanten steigt trotzdem. Und da die Nachfrage höher ist als das Angebot, werfen Diamanten auch eine hohe Rendite ab. Karlheinz M. Grünewald: „Mein persönliches Steckenpferd, das sind die farbigen Diamanten. Denn die Edelsteine gibt es nicht nur in transparent, sondern auch in gelb, grün, blau oder pink. Schuld an diesen Farbgebungen können Stickstoff- oder Bor-Einschlüsse sein – oder aber Kristallgitterdefekte, die beim Entstehen der Diamanten etwa aufgrund von natürlicher radioaktiver Strahlung der Umgebung aufgetreten sind. Farbige Diamanten sind der Star einer jeden Versteigerung. Und die Nachfrage wird noch steigen, wenn 2020 die Argyle-Diamantenmine in Australien schließt, die bislang 90 Prozent der rosa gefärbten Diamanten gefördert hat. Hinzu kommt: Seit Jahren konnte keine neue Diamantenmine mit nennenswerten Erträgen mehr in Betrieb genommen werden.“
Beim Diamantenhändler aus Schlachtensee gibt es Kunden, die investieren sehr viel Geld in die begehrten Edelsteine: „Es gibt aber auch andere, die fangen ganz klein mit Steinen für wenige hundert Euro an. Andere kaufen genau einen Stein im Jahr, verfahren also so, wie das früher mit den Krügerrand-Goldmünzen gang und gäbe war. Wichtig ist nur, dass die Diamanten nicht zusammen in einem Säckchen aufbewahrt werden. Denn nur ein Diamant kann einen anderen Diamanten zerkratzen. Und das wäre ja ärgerlich, wenn ein Anlagediamant aufgrund eines solchen Fehlers an Wert verlieren würde.“
Wert eines Diamanten erheben lassen
Karlheinz M. Grünewald arbeitet auch als Gutachter, der den Wert eines Diamanten erheben und in einem Wertgutachten ausweisen kann. Auch eine Prüfung auf Echtheit kann dabei erfolgen: „Bei mir melden sich zurzeit viele Erben, die nun erfahren möchten, was einzelne Steine aus dem Nachlass wert sind. Gerade in den 80er Jahren wurden viele Steine gekauft, die nun in den Besitz der nachfolgenden Generation übergehen. Manche Kunden sind dann überrascht, wie viel Geld die Steine heute wert sind. Andere sind enttäuscht, weil ihre Ahnen beim Kauf anscheinend über den Tisch gezogen wurden.“
Synthetische Diamanten
Diamanten gibt es übrigens nicht nur aus den Tiefen der Erde. Sie werden zunehmend auch synthetisch, also künstlich erzeugt.
Karlheinz M. Grünewald: „1955 wurde der erste Diamant künstlich hergestellt. In den letzten fünf Jahren ist die Qualität der synthetischen Diamanten allerdings so sehr gestiegen, dass es sehr schwierig ist, sie von echten Steinen zu unterscheiden. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass man Diamanten immer nur aus vertrauenswürdiger Quelle und mit einem Zertifikat aus einem der drei genannten Institute kauft. Heute ist es zum Glück Standard, dass Diamanten mit ihrer Zertifizierungsnummer gelasert werden.“
Karlheinz M. Grünewald ist international tätig. In seinem Büro sind noch zwei Mitarbeiterinnen tätig, auch seine Frau ist mit an Bord: „Ganz wichtig ist: In unserem Büro lagern keine Diamanten. Und in unserem Geschäft ist es ganz besonders wichtig, vor einem Treffen im Büro einen Termin zu vereinbaren.“
Privat entspannt sich der Diamantenhändler und Gutachter gern beim Sport. Der muss zwingend in der freien Natur stattfinden: „Ich gehe gern im Wald laufen und springe anschließend zum Schwimmen in den Wannsee. Auch mit dem Rad bin ich gern unterwegs. Ich suche dabei bewusst die Ruhe, Action brauche ich nicht mehr.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Karlheinz M. Grünewald – Diamantengutachter, Altvaterstraße 25, 14129 Berlin, www.diamantenimport.de, Tel.: 030-58602166.
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 67 (10/2019).
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