Unsere Ärzte (6): Dr. Markus Hansen
Wenn‘s im Rücken schmerzt, treten viele Patienten den Weg zum Orthopäden an. Und landen in der Röhre. Eine Praktik, von der Dr. rer. nat Markus Hansen (68) nicht viel hält. Der Bremer Arzt, der lange Zeit eine Privatpraxis in der Berliner Kantstraße unterhalten hat und im Februar 2016 nach Nikolassee umgezogen ist, sagt: „Die meisten Ursachen für Rückenschmerzen kann ich auf den MRT- oder CT-Bildern gar nicht sehen. … (ANZEIGE)
… Weil sie oft gar nicht von den Knochen oder den Gelenken herrühren, sondern von den Weichteilen, also von den Muskeln oder den Faszien. Gerade in den Muskeln gibt es schmerzauslösende Punkte, die sogenannten Triggerpunkte. Um die hier auftretenden knotenförmigen Strukturen wieder zu entspannen, helfen manuelle Therapien, die von entsprechend ausgebildeten Physiotherapeuten ausgeübt werden. Ich habe in den letzten Jahren nur ganz wenige Patienten in den OP-Saal schicken müssen. Oft finden sich andere Wege.“
Dr. Hansen erinnert sich an ein junges Mädchen, das extreme Rückenschmerzen hatte: „Das Mädchen war 16 Jahre alt und hatte eine Blockade zwischen der Beckenschaufel und dem Kreuzband. Der Hausarzt hat das Mädchen aber in die Röhre geschickt, dabei wurde ein gewaltiger Bandscheibenvorfall entdeckt. Der sollte dann gleich operiert werden. Das Mädchen kam stattdessen zu mir, um sich noch einmal untersuchen zu lassen. Ich konnte die Blockade diagnostizieren und sie schnell lösen – das Mädchen war sofort schmerzfrei. Sicherlich hatte sie einen Bandscheibenvorfall. Aber der hatte mit den Schmerzen nichts zu tun. Eine Operation wäre nicht nötig gewesen. Wir alle erleben mit den Jahren den einen oder anderen beschwerdefreien Bandscheibenvorfall.“
Zu Dr. Hansen finden oft Patienten, die bereits eine wahre Odyssee durch die Wartezimmer der Ärzte hinter sich haben – und noch immer keine medizinische Lösung für ihre Probleme erhalten haben. Dr. Hansen, der eigentlich seit drei Jahren im Ruhestand sein könnte und die Praxis nur noch an vier Tagen in der Woche öffnet: „Die myofaszinalen Schmerzen sind ein weites Feld. Ich nehme mir für meine Patienten viel Zeit. Bei einem neuen Patienten plane ich eine Stunde ein, bei einem weiteren Besuch eine halbe. Im Gespräch finde ich oft mehr über meinen Patienten heraus als in einer MRT-Röhre.“
Oft muss auch gar nicht operiert werden: „Beim klassischen Impeachment etwa schabt die Bizepssehne am Knochen des Schulterdachs und verursacht Schmerzen. Man kann jetzt in einer OP Teile des Knochens wegfräsen, damit die Sehne leichter gleitet. Oft ist es aber so, dass es zu den Beschwerden kommt, weil Teile der Muskeln durch ein häufiges Über-Kopf-Arbeiten mit den Armen einseitig gestärkt werden. Wenn man die Antagonisten dieser Muskeln etwa durch Klimmzüge oder entsprechende Übungen stärkt, verschwinden die Schmerzen oft wieder.“
Dr. Hansen ist ein großer Befürworter von viel Bewegung: „Bewegung ist aber nicht Sport. Den Hochleistungssport lehne ich ab. Im Wettbewerb schadet man sich eher, als dass es etwas nutzt. Ein Marathonlauf etwa ist nur gut fürs eigene Ego und für nichts anderes. Wir müssen uns einmal daran erinnern, dass der allererste Marathonläufer gestorben ist, nachdem er sein Ziel erreicht hat. Wir Europäer sind nicht dafür gemacht, so weite Strecken zu laufen.“ (Text/Foto: CS)
Info: Orthopädische Praxis Dr. Hansen, Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 7, 14129 Berlin, Tel.: 030–66763178, www.dr-hansen.de
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 65 (8/2019) veröffentlicht.
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