Steglitz-Zehlendorf: Too good to go
Das Brötchen, das am späten Nachmittag noch immer nicht verkauft wurde, landet viel zu oft im Müll. Das gilt auch für Joghurtbecher, die langsam ihr Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen. Immer mehr lokale Unternehmen möchten, dass diese Waren doch noch einen Abnehmer finden – und machen deswegen mit bei „Too good to go“ (www.toogoodtogo.de). Bei diesem Startup sind weltweit inzwischen 12,3 Millionen Anwender registriert.
Sie nutzen eine kostenfreie App, um herauszufinden, welche Händler aus der Nachbarschaft sich am Projekt beteiligen.
In Nikolassee ist etwa das „Café von Luck“ in der Von-Luck-Straße mit dabei. Inhaberin Claudia Mindak: „Wir sind seit einem Jahr mit dabei. Backwaren, die bis zum Abend nicht verkauft werden, geben wir über ‚Too good to go‘ ab. Zwei bis drei Too-good-to-go-Tüten werden pro Tag freigegeben. Der Kunde zahlt 2,50 Euro und erhält Waren im Verkaufswert von mindestens fünf Euro. In unserer Filiale in Mitte wird das sehr gut angenommen, im Grunewald funktioniert das auch sehr gut, in Nikolassee könnte es noch mehr werden.“
Eine Verkäuferin vor Ort: „Ab 17 Uhr sind die Coupons in der App freigeschaltet, bis 18 Uhr haben wir offen. Wer einen Coupon ergattert hat, kann bei uns frei auswählen aus den bereitgelegten Brötchen, halben Broten und Kuchenstücken.“
Lebensmittel retten, die Verschwendung bekämpfen und zugleich auch noch Geld sparen: Das klingt nach einem sehr sinnvollen Projekt.
In der Drakestraße in Lichterfelde macht auch der nahkauf vor Ort mit. Filialleiterin Veronika Queck: „Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren dabei. Als ich zu nahkauf kam, da war das Prinzip mit den Too-good-to-go-Tüten bereits etabliert. Wir haben angefangen mit zwei Tüten am Tag, inzwischen sind es vier. Ab 16 Uhr geben wir die Coupons frei. Wer zuerst in der App zuschlägt, macht das Rennen. Die Tüten für 2,50 Euro packen wir aber erst, wenn der Kunde kommt. Die Waren, die wir in die Tüte packen, kosten sonst oft mindestens das Doppelte. Dabei kann es sich um Fleisch, um Obst und Gemüse oder um Artikel handeln, die in ein oder zwei Tagen ablaufen.“
Was nicht in der Too-good-to-go-Tüte landet, wird vom nahkauf an das Foodcharing weitergegeben. Veronika Queck: „Bei uns kommt nichts in die Tonne. Das alte Brot und die alten Brötchen nehme ich mit in das Dorf, in dem ich außerhalb von Berlin lebe. Das kriegt mitunter der Bauer, der damit seine Hühner füttert. Wir sind dank der steigenden Nachfrage übrigens bereit, auf sechs Tüten am Tag aufzustocken. Gerade im Sommer hält sich Obst und Gemüse ja nicht so lange.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 65 (8/2019) veröffentlicht.
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