Konrad Stöckel in Teltow: „Wenn‘s stinkt und kracht, ist‘s Wissenschaft!“
Julia Gámez Martín ist in Teltow aufgewachsen. Inzwischen tritt sie als Musical-Sängerin u.a. in der Semperoper in Dresden auf, wenn sie nicht gerade als Teil des Music-Comedy-Duos „Suchtpotenzial“ in ganz Deutschland unterwegs ist. Die kreative Künstlerin kennt Gott und die Welt – und möchte im ruhigen Teltow für ein bisschen mehr Spaß und künstlerische Anarchie sorgen. Und so hat sie den Kulturklub Teltow e.V. (www.kulturklubteltow.de) ins Leben gerufen.
Der holt die deutschen Top-Comedians ins Berliner Umland und lässt sie zum fairen Preis im Stubenrauch-Saal im neuen Teltower Rathaus auftreten.
Vor der Sommerpause war Konrad Stöckel (www.konradstoeckel.de) vor Ort. Der beliebte Entertainer, Zauberer und Hobbywissenschaftler mit dem Konfetti-Tick („Stimmung!“) schaffte es am 7. und 8. Juni gleich zwei Mal nacheinander, den Saal mit seinem Programm „Wenn‘s stinkt und kracht, ist‘s Wissenschaft“ zu füllen. Der Autor des Buches „Wie man mit AC/DC das Licht ausmacht: Und andere Weltwunder des Wissens“ lockte vor allem die Kinder an. Kein Wunder – sie kennen den 41-jährigen Zauberer aus TV-Shows wie „Luke, die Schule und ich“.
Konrad Stöckel ist ein Vollblut-Entertainer, der das Publikum zunächst einmal mit lustigen Sprüchen auf seine Seite holt. Kostprobe: „Neulich bin ich vor Priestern aufgetreten. Die haben mich zwar nicht bezahlt, dafür haben sie mir aber verziehen.“
Der „verrückte Wissenschaftler“ brennt aber nicht nur für lockere Sprüche, sondern auch für die Naturwissenschaften. Und so verwandelte er den Stubenrauch-Saal in ein übergroßes Chemie-Labor, in dem hemmungslos experimentiert werden durfte. Dabei wurde die Sicherheit groß geschrieben? Warum? „Das ist ein Hauptwort, die werden alle groß geschrieben.“
Konrad Stöckel ließ seinen Worten stets Taten folgen. Er leitete Propangas in Seifenlauge – und erzeugte so einen Schaum, der brennt. Er zeigte, wie man mit dem Bassdruck eines AC/DC-Songs eine Kerze ausblasen kann, die vor einem Lautsprecher steht. Er simulierte eine Staubexplosion mit Bärlappsporen und baute eine Zimmerfontäne aus Bierflaschen und einem Ultraschall-Brillenreinigungsgerät.Der Wissenschaftler mit der wirren Einsteinfrisur („Das ist keine Frisur, das ist ein Schrei nach Hilfe!“) hatte außerdem ein Faible für die Kinder und zeigte ihnen, wie man ein leckeres Früchteeis in wenigen Sekunden erzeugt – mit 198 Grad kaltem Stickstoff. Die gesamte Pause in der Mitte des Programms hindurch löffelte der Künstler leckeres Eis in Waffeln – und erfreute so nicht nur die Kinder im Publikum, sondern auch so manche überhitzte Dame.
Nach der Pause zeigte Konrad Stöckel, welch explosive Wirkung Luftballons haben, wenn man sie denn vorher mit Wasserstoff befüllt. Und er spannte vier BiFi-Würste in einen Schneidbrenner, um zu zeigen, dass die Würste im reinen Sauerstoff ausreichend Brennleistung entwickeln, um mit ihnen ein Loch in eine dicke Metallplatte zu brennen.
Bei all dem Rauch, den Flammen, dem Dampf und der immer gegebenen Möglichkeit, dass auch einmal etwas aus dem Ruder läuft, war es sicherlich mehr als angebracht, dass zwei Feuerwehrleute mit vor der Bühne standen, um im Falle eines Falles eingreifen zu können.
So viele schöne Experimente und Effekte gab es den Abend über zu sehen. Sehr positiv war, dass für Konrad Stöckel die Experimente nicht nur Mittel zum Zweck, nämlich zur Show, waren. Er nutzte nach jedem neuen Experiment die frisch entstandene Pause des Staunens, um den etwa 120 anwesenden Zuschauern auch ein paar physikalische und chemische Wissensbrocken mit auf den Weg zu geben. Hält man so etwa einen ganz normal aufgeblasenen Luftballon in flüssigen und minus 198 Grad kalten Stickstoff, so verliert der Ballon sofort sein Volumen und sieht auf einmal wieder so aus, als hätte man ihn nie aufgepustet. Der Grund? Die gasförmige Luft wird sofort flüssig und benötigt in diesem Aggregatzustand nur einen Bruchteil des Platzes, den die Luft zuvor eingenommen hat. Nimmt man den Ballon wieder aus dem Stickstoff, sodass er sich erwärmen kann, so geht die flüssige Luft wieder in den gasförmigen Zustand über, vergrößert dabei das Volumen – und der Ballon bläst sich von selbst wieder auf. Stöckel: „Ich fühle mich in der Verantwortung, Wissen zu vermitteln, auch wenn ich kein echter Professor bin. So wirke ich ein kleines bisschen den Fakenews in dieser Welt entgegen.“
Konrad Stöckel, der übrigens den Weltrekord im „Vom Auto überfahren werden“ (10 Autos in einer Minute) und im „Steine auf dem Kopf zerschlagen“ hält, hat ein echtes Herz für die Fans. Nach der Show signierte er eine gefühlte Ewigkeit seine Bücher und stand immer wieder für gemeinsame Selfies – vor allem mit den begeisterten Kindern – zur Verfügung.
Angesichts der vielen Experimente in der Show, in der doch sehr viele Dinge dauerhaft zerstört oder verbraucht werden, fragt man sich, ob der Science-Comedian nicht mehr Geld bei einem Auftritt verbrennt, als er mit der Show verdient.
Konrad Stöckel: „Ich bin sicherlich der Comedian mit dem höchsten eingesetzten Materialwert. Ich denke, dass ich in einer einzigen Show etwa für 200 Euro Material verbrauche. Früher war‘s noch teurer. Da hatte ich ein Aquarium, das ich mit dem Gas Schwefelhexafluorid befüllt habe. Das hat eine fünf Mal höhere Dichte als Luft. Da konnte ich ein Schiff auf diesem Gas schwimmen lassen. Und wenn man Schwefelhexafluorid einatmet, bekommt man eine deutlich tiefere Stimme. Das ist der gegenteilige Effekt zum Helium. Eine Gasflasche kostet aber 800 Euro und hält nur für vier oder fünf Shows.“
Der Kulturklub Teltow e.V. ist nun in der Sommerpause und wird das Programm im September wieder aufnehmen. Am 29. September laden Julia Gámez Martín & Friends zum „Rock my Soul – Benefizkonzert“ ein. Und am 11. Oktober kommt Maxi Gstettenbauer. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 64 (7/2019) veröffentlicht.
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