Eine neue Marina: Teltows Stadthafen ist endlich eröffnet worden!
Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider, Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig und Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt fuhren am 12. Mai mit einem kleinen roten Boot der Feuerwehr in die neu eröffnete Marina am Teltowkanal ein. Eigentlich wollten die Politiker ja auf der einhundertjährigen Hafenbarkasse „Ursel“ in den neuen Hafen einschippern.
Doch die Barkasse blieb auf dem Weg in die Marina mit einem Motorschaden im Kanal hängen. Das war für die Politiker aber auch nur ein weiteres Problem auf dem langen Weg zur Marina, das geschickt umschifft werden musste. Dieses Mal halfen die Kameraden von der Feuerwehr aus.
Zu der Zeit – elf Uhr – tummelten sich aber längst mehrere tausend Teltower, Kleinmachnower und Stahnsdorfer auf dem Gelände der Marina. Man hatte rund um den Hafen eine große Bühne aufgebaut, einen bunten Budenzauber inszeniert und überall Liegestühle zum Chillen in der warmen Frühlingssonne aufgestellt. Von den Liegestühlen aus konnten die Besucher dann dem Jugendblasorchester der Kreismusikschule, dem Shanty-Chor der Wasserschutzpolizei und den beiden Bands „Handgezapft“ und „Silverback“ zuhören. Die tolle Stimmung vor Ort führte schnell zu der Überlegung, doch ab sofort jedes Jahr ein Hafenfest an der Marina zu veranstalten. Bereits für den 31. August ist außerdem ein „Rock am Kanal“ Festival angedacht.
Der neue Hafen am Teltowkanal ist lange Zeit über ein Projekt gewesen, das in Brandenburg erheblich polarisiert. Bereits 2008 hat man den Hafen in das integrierte Stadtentwicklungskonzept von Teltow aufgenommen. Der erste Spatenstich fand vor fünf Jahren statt. Für Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) war die Marina stets eine echte Herzensangelegenheit, hatte die Stadt Teltow doch schon in der Vergangenheit einen eigenen Hafen am Kanal – auch wenn es sich dabei um einen Industriehafen gehandelt hatte. Altlasten im Erdreich, die teuer entsorgt werden mussten, und gestiegene Baukosten sorgten am Ende dafür, dass 15 Millionen Euro vor Ort verbaut wurden.
Als Protest verteilte dann auch prompt die Partei DIE LINKE „Anteilscheine für die Teltower Marina“ unter den Besuchern der Eröffnung – mit der Begründung, dass jeder Teltower Bürger 550,84 Euro für die Marina bezahlen musste. Und Raoul Schramm von den Piraten sprach von einem „Wasserloch“ und verkündete über Megafon von der Straße aus: „Was am Ende bleibt, ist der Blick aufs Wasser – und dafür war es einfach zu teuer.“
Teltows Stadthafen ist auch jetzt noch nicht fertig. Vorerst gibt es im neu angelegten Hafenbecken nur 39 Liegeplätze für Sportboote aller Art. Hier können nicht nur Motorboote anlegen, sondern auch Wasserwanderer mit einem Kanu, die gern eine Pause einlegen möchten. Ganz klar hat man hier den Berliner Wassertourismus im Auge. Ab sofort wird von 9 bis 18 Uhr auch ein Hafenmeister vor Ort sein. Er versorgt die Boote mit Wasser und Strom oder hilft mit der Slip-Anlage, kleinere Boote ins Wasser zu lassen.
Thomas Klemm aus Berlin ist der neue Betreiber des Hafens. Er plant, in den kommenden drei Jahren auch noch ein Winterlager für bis zu 600 Booten zu errichten. Auch ein Hafengebäude mit Gastronomie und Büroräumen soll entstehen. Für diese Bauvorhaben läuft zurzeit eine Ausschreibung. Die Stadt sucht auch noch nach einem Investor, der an der Marina später einmal ein Café oder Restaurant betreiben möchte.
Bürgermeister Thomas Schmidt: „Endlich ist die Stadt Teltow vom Wasser aus erlebbar. Das war in Umfragen, die wir vor Jahren durchgeführt haben, auch immer ein großer Wunsch der Bevölkerung. Aber es geht ja noch weiter. Die Marina wird auf Monate und Jahre hinaus noch Baustelle sein. Dafür wird man hier später sehr gut feiern können, was die Aufenthaltsqualität in Teltow noch einmal steigern wird. Dass es rund um das Thema nun fünf Jahre lang so eine erbitterte kommunalpolitische Auseinandersetzung gab, das gehört in einer Demokratie mit dazu. Auch wenn ich sagen muss, dass es manchmal doch zu weit unter die Gürtellinie ging. Aber man muss sich auch streiten können. Am Ende zählt das Ergebnis. Und wenn ich wie jetzt sehe, dass ein Boot in unsere Marina einbiegt, um hier Halt zu machen, dann geht mir das Herz auf. Natürlich ist die Marina teurer geworden als gedacht. Dafür haben wir aber auch etwas Tolles für die nächsten Generationen auf die Beine gestellt.“
Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider hakte hier zur Eröffnung mit ein: „Teltow schlägt ein neues Kapitel in seiner maritimen Geschichte auf. Brandenburg ist ja auch ein Land der Seen und Gewässer. Die Brandenburger lieben das Wasser. Teltow ist jetzt mit dabei und öffnet sich für den Wassertourismus im Breitensport. Der Spitzensport kann ja noch kommen. Auf jeden Fall ist die Marina eine gute Investition in die Zukunft. Andere Orte, die sich zum Wasser hin orientiert haben, haben damit in der Vergangenheit eine große Erfolgsgeschichte geschrieben. Übrigens – die Marine in Teltow ist die allererste Anlegestelle im Teltowkanal, die wir in Brandenburg haben.“
Landrat Wolfgang Blasig: „Dass ich das noch erleben durfte, Teltow vom Wasser aus zu sehen und hier anzulanden. Das hat mich sehr berührt. Zukünftige Generationen werden sich wundern, dass dieses Projekt nicht unumstritten war. Ich kann dazu nur sagen: Der Hafenbau ist nichts für Feiglinge. Und ich rufe den Bürgern zu: Nutzen Sie den Hafen, die Stadt ist dadurch noch attraktiver geworden.“
Thomas Klemm („Ich habe hier zur Eröffnung nicht mit so vielen Besuchern gerechnet“) bekam zur Eröffnung der Marina ein großes hölzernes Steuerrad überreicht. Das wird er sicherlich brauchen, um das maritime Projekt in ruhige Gewässer zu lotsen.
Auch der Projektverantwortlichen Beate Rietz – Erste Beigeordnete der Stadt Teltow – wurde ein solches Steuerrad übergeben. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 63 (6/2019) veröffentlicht.
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