Großes Firmenporträt (4): Bei Zweirad Henel
Gerade in Berlin wird oft darüber diskutiert, wie viele Autos eine Familie besitzt. Aber wie sieht es eigentlich mit Fahrrädern aus? Das pedalenbetriebene Zweirad steht seit Jahrzehnten bei Jung und Alt hoch im Kurs, sorgt es doch nicht nur für eine hohe Mobilität in der Stadt, sondern beim Benutzer auch für eine erhöhte Fitness. (ANZEIGE)
Christian Henel (41) kennt sich bestens mit den Rädern aus. Sein Opa Richard hat 1948 – kaum der Kriegsgefangenschaft entronnen – damit begonnen, Fahrräder im Süden von Berlin zu verkaufen. Seinen Ursprung hat das Traditionsunternehmen in der Limastraße am Mexikoplatz genommen – in einer Doppelgarage ohne Toilette. 1977 ist „Fahrrad Henel“ dann umgezogen – in ein denkmalgeschütztes Haus in der Berliner Straße. Hier nutzt die Firma nun annähernd 250 Quadratmeter für die Fahrradausstellung und die Werkstatt.
Christian Henel: „Da, wo wir jetzt Fahrräder verkaufen, war früher ein Jugoslawe zu finden. Später haben wir auch noch die Nachbargeschäfte hinzugenommen und einen Durchbruch gemacht. Ich kann mich noch erinnern, das waren die Geschäfte von einem Kartoffelhändler und einem Schuster.“
Vater Frank (70) ist auch noch mit an Bord. Sohn Christian: „Die Arbeit hält halt jung. In dieser Saison ist der Papa noch an sechs Tagen in der Woche mit im Laden. Manchmal geht er etwas früher, das hat er sich aber auch verdient.“
Neben den Henels arbeiten ein Azubi, ein Meister, zwei Mechaniker und zwei Verkäufer für das Unternehmen. Christian Henel: „Ich habe sechs Semester Kommunikationselektronik studiert. Während der Unizeit habe ich aber immer weiter im Laden gearbeitet – und bin am Ende doch hier geblieben. Ich habe dann eine Ausbildung zum Kaufmann gemacht. Das halbe Studium kommt mir aber immer noch zugute, wenn unser Meister passend zu den E-Bikes eine Frage hat, bei der es um die Elektronik geht. Inzwischen gibt es den Zweirad-Mechaniker gar nicht mehr. Wer sich jetzt in diesem Bereich ausbilden lassen möchte, wird Zweirad-Mechatroniker – mit der Fachrichtung Fahrrad.“
Im Geschäft stehen etwa 140 Fahrräder als Modelle zum Anschauen, darunter 30 E-Bikes. Christian Henel: „Der Vorteil von unserem Geschäft gegenüber dem Internet ist, dass der Kunde die Räder anfassen und probefahren kann. Ganz egal, ob Trekkingrad, Mountainbike, City-Bike, Faltrad, Jugend- und Kinderrad oder eben ein E-Bike: Bei uns kommt die kompetente Beratung mit dazu. Wir sind auch einer der wenigen echten Handwerker- und Innungsbetriebe, die der Branche noch geblieben sind.“
Jeder vierte Deutsche kauft inzwischen ein E-Bike. So hoch ist das Verhältnis bei Zweirad Henel noch nicht. Aber die E-Bikes sind klar im Kommen. Christian Henel: „Die klassischen Fahrräder ohne Hilfsmotor sind in Zehlendorf weiterhin sehr gefragt. Wobei die Preise steigen. Das klassische 500-Euro-Rad kostet inzwischen um die 700 Euro. Unsere Werkstatt bietet da auch passende Inspektionen und Reparaturen an. Auffallend ist, dass die Nutzer verlernt haben, ihr Rad selbst zu reparieren. So können oft nur noch die Älteren einen Hinterradschlauch wechseln. Bei den Jüngeren fällt uns auf, dass sie ihr Rad nicht mehr so intensiv pflegen, wie es die letzte Generation noch getan hat.“
Ein neues großes Thema im Fahrrad-Business – das Leasing. Christian Henel: „Viele große Firmen bieten an, für ihre Mitarbeiter ein hochwertiges Fahrrad anzuschaffen, damit diese sicher zur Arbeit fahren können. Diese Räder werden über ein Leasing finanziert. Der Mitarbeiter kann nach dem Ablauf der Leasing-Zeit das Rad zum Restwert kaufen oder ein neues Fahrrad bestellen. Das ist auch für uns das Geschäft der Zukunft.“
Kommt nun endlich die Fahrradwende im Verkehr? Henel: „Noch ist die Autolobby zu stark, das wird noch dauern. Ich selbst fahre aber schon mit dem Rad zur Arbeit. Das geht schneller.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Zweirad Henel, Berliner Str. 35a, 14169 Berlin, Tel.: 030-8114452, www.zweirad-henel.de
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 62 (5/2019) veröffentlicht.
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