Rugby spielen in Zehlendorf
Ganz egal, ob Ultimate Frisbee, Lacrosse, Softball oder Bogenschießen: In Steglitz-Zehlendorf werden viele ungewöhnliche Sportarten zelebriert. Am 30. März strömten über 800 Besucher auf den Sportplatz an der Sachtlebenstraße in Zehlendorf, um bei einem weiteren, ganz besonderen Sportereignis mit dabei zu sein: Es wurde Rugby gespielt.
Tatsächlich gehört die aus England zu uns herübergeschwappte Sportart bereits seit 1926 fest zum lokalen Angebot im Berliner Süden und Westen mit dazu. Bereits damals wurde der Berliner Rugby Club e.V. gegründet, der seine Betriebsadresse noch heute in der Sven-Hedin-Straße hat. Der Verein hat über 300 Mitglieder und zählt damit zu den größten Rugby-Vereinen in ganz Deutschland. Um die nächste Generation braucht sich der Verein übrigens nicht den Kopf zu zerbrechen: Der Jugendbereich macht über 50 Prozent der Mitglieder aus.
Am 30. März lud der Verein bei gegrillten Würstchen und geschmierten Mettbrötchen zu einem äußerst sehenswerten Heimspiel-Event ein. Die 3. Mannschaft, die größtenteils aus U18-Spielern besteht, trat im Rahmen der Regionalliga Nord/Ost gegen die Spandauer Mannschaft SC Siemensstadt an (und gewann am Ende 72 : 17). Das zweite Spiel des Tages bestritt die 1. Mannschaft vom Berliner Rugby Club, die in der 1. Bundesliga (Nord/Ost-Staffel) zuhause ist und den Gegner RC Leipzig auf dem Rasen empfing. Hier ging die Partie 53 : 15 für den Berliner Verein aus.
Angesichts des Tumults auf dem Rasen fragt man sich als Außenstehender, der maximal die Fußball-Regeln begreift: Was machen die da eigentlich, wie funktioniert die Sportart Rugby?
Boris Siebenhörl, stellvertretender Vorsitzender und Vorstand der Herren vom Berliner Rugby Club e.V.: „Jede Mannschaft stellt 15 Spieler, die gleichzeitig auf dem Feld sind, und sieben Ersatzspieler, sodass eine Mannschaft aus 22 Spielern besteht. In einer Mannschaft gibt es Stürmer und eine Hintermannschaft. Über die Trikotnummern können auch Außenstehende verfolgen, an welche Position die einzelnen Spieler gebunden sind. Ein Spiel dauert zwei Mal 40 Minuten. Gewonnen hat am Ende die Mannschaft, die die meisten Punkte erzielt hat.“
Beim Rugby kommt ein Ball zum Einsatz, der so oval geformt ist wie der vom American Football. Er wird von den Spielern über das Feld getragen und auf diese Weise in die gegnerische Spielseite gebracht. Gepasst werden darf er dabei nie „nach vorne“, sondern immer nur nach hinten. Auf diese Weise lässt sich allein durch Werfen kein Raumgewinn erzielen.
Der laufende Spieler darf von der anderen Mannschaft durch „Tacklings“ aufgehalten werden. Das sieht ähnlich brutal aus wie beim Football. Zumal die Schutzkleidung der Spieler nur aus einem Mundschutz besteht. Knieschoner oder ein Kopfschutz sind rein optional. Boris Siebenhörl winkt ab: „Verletzungen kommen vor, aber nicht häufiger als bei anderen Sportarten auch. Es sind oft Verstauchungen, Zerrungen oder mal ein gebrochener Finger.“
Gelingt es einem Team, den Ball in der gegnerischen Endzone auf dem Rasen abzulegen, so gilt das als erfolgreicher „Versuch“ (Try), der mit fünf Punkten belohnt wird. Es schließt sich ein „Erhöhungskick“ (Conversion) an, bei dem der Ball durch die beiden Pfosten des H-förmigen Tores oberhalb der Querlatte geschossen werden muss. Das bringt noch einmal zwei Punkte ein. Weitere Punkte lassen sich bei einem Straftritt oder einem Dropkick erzielen. Keine Frage: Ein Rugby-Spiel endet meist mit sehr vielen Punkten. Die Partrie kann leicht hoch zweistellig zuende gehen.
Wenn man diese wenigen Regeln verinnerlicht hat, macht das Zuschauen sehr viel Spaß. Nur über zwei sehr sehenswerte Besonderheiten muss man noch aufgeklärt werden. Landet der Ball im Seitenaus, so kommt es zur „Gasse“. Beide Mannschaften stellen dann jeweils eine Reihe aus mehreren Spielern, die direkt hintereinander stehen. Beim Einwurf des Balls vom Seitenaus heben die Spieler dann einen der ihren hoch hinauf, damit dieser den fliegenden Ball aus der Luft fangen und zu seiner Mannschaftsseite hin ablenken kann. Das sieht stets sehr akrobatisch aus, weil der hochgehobene Spieler fast zu fliegen scheint. Das „Gedränge“ kommt nach einem technischen Fehler auf dem Platz zum Einsatz. Die Stürmer beider Teams verhaken sich hier ineinander und schieben sich vor und zurück, um einen besseren Zugriff auf den Ball zu bekommen, der von einem Spieler in das Gedränge geworfen wird. (Text/Fotos: CS)
Info: Berliner Rugby Club e.V., Sven-Hedin-Strasse 85, 14163 Berlin, 030-49 962109, www.berliner-rugby-club.de
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 61 (4/2019) veröffentlicht.
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