Kleinmachnow: 5.000ster Besucher in der Hakeburg
Bereits im 16. Jahrhundert gab es eine Burg in Kleinmachnow. Sie fiel Anfang des folgenden Jahrhunderts zusammen mit dem Lehnsbesitz der Güter Kleinmachnow und Stahnsdorf an die Familie von Hake – und wird in den Geschichtsbüchern seitdem als Alte Hakeburg geführt. Den Kleinmachnowern ist die Neue Hakeburg viel geläufiger, fahren sie doch mitunter täglich am entsprechend beschrifteten Zugang zur Burg am Zehlendorfer Damm 185 vorbei.
Bei der Neuen Hakeburg handelt es sich um ein burgähnliches Herrenhaus, das auf der Spitze des Seebergs nördlich vom Machnower See zu finden ist. Das Herrenhaus, in dem zuletzt Fernsehserien wie „18 – Allein unter Mädchen“ oder „Wege zum Glück“ gedreht wurden, hatte ursprünglich der Architekt Bodo Ebhardt im neuromanischen Burgenstil für den Gutsherren Dietloff von Hake erbaut.
Die Neue Hakeburg hat eine sehr wechselseitige Geschichte hinter sich, die auch heute noch längst nicht auserzählt ist. Nach dem ersten Weltkrieg und der Inflation hatte Dietloff von Hake keine finanziellen Reserven mehr übrig – und veräußerte deswegen 1936 sagenhafte 44 Hektar Land zusammen mit seiner Burg an die Reichspost. 1938 zog der Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge ein – und nutzte das Gelände als Versuchsanstalt etwa für Funkmessanlagen, Fernbedienungen und Steuergeräte. In den DDR-Zeiten wurde die Neue Hakeburg als Parteihochschule der SED eingesetzt. Auch als Gästehaus der SED kam die Hakeburg zum Einsatz: Nikita Chruschtschow, Fidel Castro, Jassir Arafat und Michail Gorbatschow sollen hier genächtigt haben.
Nach der Wende wurde die Neue Hakeburg kommerziell betrieben. Im Mai 1990 übernahm so ein Hotelbetrieb das Areal. Wechselnde Betreiber aus der Gastronomie gaben sich vor Ort bis 2006 gegenseitig die Klinke in die Hand, ohne sich dabei um eine Sanierung oder Erneuerung der Burg zu kümmern, wie der Heimatverein Kleinmachnow zu berichten weiß. Der kommerzielle Erfolg blieb im Gebäude mit seinen 2.000 Quadratmetern nutzbarer Wohnfläche aus.
Die Telekom als Nach-Wende-Besitzer der Ländereien hat das umliegende Land bereits an eine Internationale Schule veräußert, die nun auf dem Gelände der ehemaligen Forschungsversuchsanstalt zu finden ist.
Die Neue Hakeburg selbst wurde von einer Investmentgesellschaft übernommen, die vor Ort Eigentumswohnungen realisieren wollte. Nachdem eine finale Einigung mit dem Ort Kleinmachnow nicht erzielt werden konnte, verkaufte die Gesellschaft die Burg aber wieder. Die aktuellen Besitzer planen erneut, aus der Burg Eigentumswohnungen zu machen.
Seit 2016 darf der Heimat- und Kulturverein Kleinmachnow e.V. Führungen in der Neuen Hakeburg durchführen. Sie finden immer am ersten und dritten Sonntag im Monat jeweils ab 13 und ab 14:30 Uhr vor Ort statt. Dr. Rudolf E. Mach: „Die Neue Hakeburg ist für uns ein äußerst wichtiges Denkmal in Kleinmachnow. Sie repräsentiert vier verschiedene Epochen. Wir sind froh, dass sich so viele Bürger für die Geschichte der Burg interessieren, dass wir am 7. April die 5.000. Besucherin begrüßen durften. Es war Edith Denzin aus dem benachbarten Stahnsdorf.“
Nachdem die Besucherin mit einem thematisch passenden Buch als Präsent beschenkt wurde, ging es für über 50 Ausflügler gleich weiter in die Räumlichkeiten der Neuen Hakeburg – zu einer offiziellen Führung. Die übernahm Marianne Bastian: „Leider hat der Vandalismus in der Neuen Hakeburg in den letzten Jahren sehr stark zugeschlagen. Es wurden auch viele Fenster zerschlagen, sodass der Investor sie mit Holzbrettern zunageln musste. Deswegen brauchen wir bei den Führungen mitunter eine Taschenlampe, weil es so düster geworden ist. Auch Graffiti sind ein zunehmendes Problem. Zuletzt wurden hier schon Zehnjährige erwischt, die nachts in das Gebäude eingestiegen sind. Nachts ist hier ja niemand, der aufpassen könnte.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 61 (4/2019) veröffentlicht.
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