Steglitz: Vegan im Tiger Club

Immer mehr Menschen verzichten bewusst auf Fleisch und Fisch. Sie ernähren sich vegetarisch – oder sogar vegan, wenn sie komplett auf tierische Produkte wie etwa Milch, Eier oder Honig verzichten. Wer gern mit Freunden ein Restaurant besucht, wird allerdings feststellen, dass es alles andere als leicht ist, eine ausreichende Auswahl an vegetarischen oder gar veganen Speisen auf der Karte vorzufinden.
Da ist es eine kleine Revolution, dass Ende August ausgerechnet im bedächtigen Steglitz mit dem „Tiger Club“ ein rein veganes Restaurant aufgemacht hat. Es ist fußläufig von der Schloßstraße aus zu erreichen und hat an jedem Tag in der Woche von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Der „Tiger Club“ wird von Thuong Ngo und ihren Eltern betrieben und bietet eine authentische und frische vietnamesische Küche an: „Wir arbeiten mit hauseigenen Rezepten und bringen echten Geschmack auf den Teller. Unsere gesunden, hausgemachten und traditionellen Gerichte werden stets frisch zubereitet. Bei uns gibt es Mittagessen und Abendessen. Auf unserer Getränkekarte finden sich auch hausgemachte Erfrischungen wie Limonaden, frische Smoothies und Kaffee mit vier verschiedenen veganen Milchsorten – Soja-, Hafer-, Mandel- und Kokosmilch.“
Hühnchen, Ente oder Rind sucht man auf der Speisekarte vom „Tiger Club“ vergeblich. Es wird auch gar nicht erst versucht, Fleisch zu imitieren. Zwar gibt es Gerichte mit Tofu, aber gerade die vietnamesische Küche kennt viele Rezepte mit leckerem Gemüse und frischen Kräutern, die stark für sich alleine stehen können.
Ganz egal, ob Glasnudelsalat, Kokosmilchsuppe, knusprig angebratene Gyoza-Teigtaschen oder frische Sommerrollen: Die vegane Speisekarte fällt sehr umfangreich aus. Auch bei den Hauptgerichten kann der Gast aus dem Vollen schöpfen und gedämpfte Udon-Nudeln ebenso bestellen wie ein Kokosmilchcurry, eine Jackfruit-Tofu-Pfanne oder geschmortes Kho Chay mit einer Portion Duftreis und einem Schälchen Brühe.
Eine echte Besonderheit im „Tiger Club“ sind die hausgemachten Getränke wie etwa eine Ingwer-Minze-Limonade oder die Smoothies. Der „Blue Tiger Smoothie“ bringt etwa Blaubeeren, Mandelmus und Mandelmilch in einem köstlichen Kaltgetränk zusammen.
Der große Vorteil: Die Speisen im „Tiger Club“ sind so lecker, dass alle Freunde der asiatischen Küche zufrieden das Restaurant verlassen. Und so oder so ist es ja einmal ganz gesund, den einen oder anderen Tag einmal auf Fleisch zu verzichten – auch wenn man kein Veganer ist.
Lea Green stellt ihr neues Buch vor
Im „Tiger Club“ treffen wir Lea Green (42), die gleich um die Ecke wohnt und sich über die vegane Restauration in ihrer Nachbarschaft freut.
Lea Green betreut im Web den Food-Blog „Veggies“ (www.veggi.es), den es seit 2013 gibt und der bis zu 1,5 Millionen Leser im Jahr anlockt. Kein Wunder: Online berichtet die Bloggerin nicht nur aus ihrem Leben, sondern veröffentlicht regelmäßig neue vegane Rezepte. Passend zu ihnen zeigt sie aufwändig inszenierte Food-Fotos, die nicht nur das Ergebnis, sondern auch viele Zwischenstufen des Rezepts visualisieren.
Die Bayerin Lea Green, die 1997 für ihr Studium im Fach Filmwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität nach Berlin gekommen ist, schreibt übrigens auch vegane Kochbücher. Nach „Vegan with love“ ist nun „Green Love“ erschienen. Das 240 Seiten dicke Werk aus dem GrünerSinn-Verlag sammelt „köstliche vegane Rezepte für Spaß beim Kochen und Genuss jeden Tag“. Auch im Buch kommen Leas eigene Fotos zum Einsatz, die mit großem Aufwand in Szene gesetzt werden und die Lust darauf wecken, einzelne Rezepte wie die „Spinat-Kartoffel-Schlemmerbowl“ oder die „Kale-Pizzakräcker“ selbst einmal umzusetzen.
Lea Green: „Der GrünerSinn-Verlag ist übrigens selbst ein veganer Verlag. Für die Produktion meines Buchs wurden keine tierischen Produkte verwendet. So steckt im Leim kein Knochenmehl. Und der Verlag verzichtet auch auf alle Druckfarben, in denen tierische Produkte verarbeitet werden. Ich selbst lege Wert auf einfache, aber raffinierte Rezepte. Die Leser sollen keine Probleme damit haben, sie nachzukochen. Viele meiner Leser sind übrigens selbst gar nicht vegan, möchten die Gerichte aber gern einmal probieren. Letztens habe ich ein Elternpaar kennengelernt, die suchten nach neuen Rezepten für ihre vegan lebende Tochter.“
Die gelernte Journalistin und Filmemacherin Lea Green arbeitet zurzeit an ihrem dritten Buch, das im Sommer/Herbst 2019 erwartet wird. Hier wird es um schnelles Kochen unter Zeitdruck gehen.
Lea Green: „Ich habe sieben Jahre lang vegetarisch gelebt, nun bereits sieben Jahre vegan. Auch wenn der gesundheitliche Vorteil immer im Mittelpunkt steht, so ging es mir persönlich immer um ethische und nachhaltige Aspekte. Ich dachte damals, ich probiere das mit der veganen Küche einfach einmal aus. Nach einer Woche hatte ich bereits einen Riesenspaß. Ich habe viele neue Lebensmittel neu entdeckt, darunter Linsen, Hirse und Kichererbsen. Ich fühlte mich nicht eingeschränkt, sondern habe ganz aus dem Vollen geschöpft. Meinen Blog habe ich auch ins Leben gerufen, um anderen Menschen zu zeigen, was in der veganen Kochwelt alles möglich ist. Ich kaufe Gemüse übrigens gern auf dem Markt in der Domäne Dahlem ein. Da sieht Gemüse noch so aus, wie es sein sollte.“
Lea Green freut sich über den neuen „Tiger Club“: „In Steglitz haben wir ja sonst nicht so viele vegane Angebote.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Tiger Club, Deitmerstraße 13, 12163 Berlin, Tel.: 030-20077303, www.tiger-club.eatbu.com
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 56 (11/2018) veröffentlicht.
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