Premiere im Schlosspark Theater: Die Familie
Die dunkle Jahreszeit steht vor der Tür. Und sie bringt ein paar spannende und vielversprechende Theater-Premieren mit sich. Am 20. Oktober startete im Schlosspark Theater die Komödie „Was zählt, ist die Familie“. Das Stück wurde von Joe DiPietro geschrieben und von Nick Walsh ins Deutsche übertragen. Auf die Uraufführung der Komödie durch die American Stage Company im Jahr 1996 folgte 1999 die deutschsprachige Erstaufführung …
… in Düsseldorf. Seit nunmehr fast 20 Jahren ist „Was zählt, ist die Familie“ im Einsatz, ab sofort kann das Stück auch in Berlin-Steglitz gesehen werden.
Am Schlosspark-Theater (www.schlossparktheater.de) kümmert sich Anatol Preissler um die Regie des neuen Stücks. Er bringt mit Johannes Hallervorden den Sohn vom Theater-Intendanten Dieter Hallervorden auf die Bühne. Er spielt den 24 Jahre alten Amerikaner Nick. Seine Großeltern Aida (Anita Kupsch) und Frank Gianelli (Herman van Ulzen) sowie Emma (Dagmar Biener) und Nunzio Cristiano (Holger Petzold) freuen sich sehr über die sonntäglichen Besuche, sind doch Nicks Eltern schon vor Jahren nach Florida ausgewandert. Für die Großeltern ist der Enkel die Sonne ihres Lebens. Doch die droht sich zu verdunkeln, denn Nick plant seinen Umzug nach Seattle, um dort nach einer lukrativen Beförderung eine neue Stelle anzutreten. Noch hat er sich aber nicht final entschieden.
Die vier italo-amerikanischen Großeltern beschliessen, dem Enkel den Umzug in die ferne Stadt gründlich auszureden. Dabei fahren sie schwere Geschütze auf. Als die ständig im Mittelpunkt stehenden Kochkünste von Oma Aida nicht fruchten, muss eine besonders starke Karte gezogen werden: Die Oldtimer versuchen, Nick mit der hübschen Caitlin O’Hare (Katharina Maria Abt) zu verkuppeln. Nick findet die junge Frau auch tatsächlich sehr anziehend. Aber wird er seine Karriere und den Umzug aufgeben – der Liebe wegen?
Das Stück stellt sehr deutlich die Frage: Was ist im Leben wichtiger, die Familie oder der Beruf? Karriere oder Kuchen essen bei der Oma? Man merkt sehr deutlich, dass es sich bei dem Stück um ein Werk mit italienischen Wurzeln handelt. Die Italiener haben einen viel größeren Bezug zur Familie, als es in Deutschland der Fall ist.
Das macht es dem Zuschauer ein wenig schwerer, dem Stück zu folgen, da die Zuschauer den Impuls haben, Nick zum Wegzug zu raten, um Karriere zu machen. Die Großeltern haben ja immer noch sich. Und ist nicht jeder seines eigenen Glückes Schmied? Müssten die Großeltern den Enkel nicht ziehen lassen, damit er in der Ferne sein Glück finden kann?
Wenn das Stück „Was zählt, ist die Familie“ an diesem Punkt angekommen ist, ändert sich die Stimmung. Aus der einfachen Komödie, in der vor allem Anita Kupsch ans aufs Essen fixierte Großmutter heraussticht, wird eine ernste, ein wenig traurige und sehr tiefschürfende Generationenstudie, die dafür sorgt, dass der Zuschauer den einen oder anderen Kloß im Hals entwickelt. So gesehen kann man, ohne die weitere Handlung vorwegzunehmen und zu verraten, kaum noch von einer Komödie sprechen.
Was man aber auf jeden Fall sagen kann: Alle sechs Figuren im Theaterstück sind starke Figuren, die sehr gut charakterisiert sind und so für eine gut funktionierende Chemie auf der Bühne sorgen. Es tut gut, Anita Kupsch einmal mehr auf den Berliner Brettern zu sehen, die sie seit Jahrzehnten mit ihrem Charme prägt. Und Johannes Hallervorden hat keinerlei Probleme damit, aus dem Schatten des Vaters hervorzutreten und das Stück auf den noch jungen Schultern zu tragen. Es macht großen Spaß, ihm von Jahr zu Jahr dabei zuzusehen, wie er mehr im Schlosspark Theater Fuß fasst und sich hier seine Lorbeeren verdient.
„Was zählt, ist die Familie“ ist noch vom 26. bis 30. Dezember sowie vom 23. bis 30. Januar 2019 immer ab 20 Uhr (sonntags ab 18 Uhr) zu sehen. (Text: CS / Fotos: DERDEHMEL/Urbschat)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 56 (11/2018) veröffentlicht.
Seitenabrufe seit 22.02.2019:
Anzeige
Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.