Kleinmachnow: Komm, wir mosten!
Viele Berliner und Brandenburger haben in ihrem Garten wenigstens einen Obstbaum zu stehen, der jetzt im Herbst viele Früchte trägt. Der eine oder andere Apfel lässt sich ja noch direkt vom Baum naschen. Aber was geschieht mit dem Rest? Bevor die Früchte ungenutzt zu Boden fallen und vergammeln, lassen sie sich ja vielleicht zu Saft machen.
Carolin Huder, Geschäftsführerin der Neuen Kammerspiele in Kleinmachnow: „Zusammen mit meinem Lebensgefährten Axel Schumbrutzki habe ich 2012 das Gut Neuensund (www.gut-neuensund.de) übernommen. Hier mosten wir regelmäßig für die Menschen vor Ort. In diesem Jahr hatten wir die Idee, die Mostanlage abzubauen und in Kleinmachnow wieder in Betrieb zu nehmen.“
Am 26. September wurde die Anlage direkt auf dem Parkplatz der Bio Company Kleinmachnow (Förster-Funke-Allee 103 gegenüber vom Rathaumarkt) aufgebaut. Wer entsprechend Obst vom Baum gepflückt hatte, konnte seine Äpfel, Birnen, Trauben oder Quitten vorbeibringen, um sie mosten zu lassen. Wer wollte, konnte dabei sogar selbst mit Hand anlegen.
Der erste vor Ort war Gunnar Assmann aus Werder: „Ich habe vier Kisten mit Äpfeln von den eigenen Bäumen mitgebracht, vor allem Boskops, aber auch die Sorten Geheimrat Breuhahn und Ontario. Einen Teil vom Apfelsaft möchte ich gern zu Apfelwein weiterverarbeiten, da habe ich ein tolles Rezept mit Wacholderbeeren, das ich ausprobieren will.“
Die Äpfel wurden zunächst in einer mit Wasser gefüllten Badewanne gewaschen und dann durch eine Schneidemühle gejagt. Die so geshredderten Früchte wurden in eine Presse übernommen, die aus der Biomasse die Flüßigkeit extrahiert, die in einem kleinen Fass aufgefangen wurde. Axel Schumbrutzki: „Bei Äpfeln gewinnen wir die Hälfte vom Volumen als Saft, bei Quitten ist die Ausbeute deutlich geringer.“
Die übrig bleibende Masse wird Treste genannt. Sie wanderte am Ende der Aktion auf den Kompost und wurde so wieder der Natur zugeführt. Der gewonnene Apfelsaft wurde noch vor Ort bei 84 Grad Celsius pasteurisiert und auf diese Weise für gut anderthalb Jahre haltbar gemacht. Abgefüllt wurde der Saft in praktische 5-Liter-Beutel. Als Gebühr baten die Initiatoren des Mostens um einen Euro pro Liter.
Wolfgang Fest aus Kleinmachnow zahlte diese Gebühr gern. Er hat einen Quittenbaum im Garten zu stehen und brachte einen großen Korb mit den gelben Früchten mit: „Aus dem Quittensaft machen wir immer gern ein Gelee, also einen Brotaufstrich. Das machen wir sonst immer selbst zuhause, aber mit den technischen Geräten geht das natürlich viel schneller.“
Auch Christoph Bachmann aus Zehlendorf stellte sich gern an und wartete auf seinen Saft: „Wir sind Baumpate auf einer Streuobstwiese in Blankensee bei Trebbin. Drei Körbe mit Obst haben wir in diesem Jahr gesammelt. Den Saft werden wir trinken.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 55 (10/2018) veröffentlicht.
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