Kunsthandwerkermarkt am Mexikoplatz: Tastenzauber
Souverän hat Cornelja Hasler von der Kunsthand Berlin (www.kunsthand-berlin.de) den schlingernden Kreativmarkt am S-Bahnhof „Mexikoplatz“ wieder auf Kurs gebracht. Aus der „Künstler-Station“ ist längst der „Kunsthandwerkermarkt Mexikoplatz“ geworden. Cornelja Hasler, die auch an anderen Orten in Berlin Märkte organisiert, bringt eine starke Verlässlichkeit mit:
„Unser Markt findet immer einmal im Frühjahr und einmal im Herbst statt. Und natürlich auch an den vier Advents-Sonntagen. Gerade unsere Advents-Märkte sind sehr beliebt, weil sie ein vielseitiges Kontrastprogramm zu den üblichen und überall gleichen Weihnachtsmärkten bieten.“
Bei schönstem Wetter konnten nun die Besucher am 9. September vom S-Bahnhof aus die von Bäumen beschattete Bülowstraße hinaufflanieren, um dabei rechts und links einen bunten Budenzauber wahrzunehmen. Was regelmäßigen Besuchern auffällt: Neben einigen alten Bekannten sieht man immer wieder ganz neue Gesichter und frische Ideen aus dem Kunsthandwerk. Cornelja Hasler: „Ich lege bei der Planung der Märkte großen Wert auf Vielseitigkeit und Abwechslung. Der Besucher möchte ja auch überrascht werden. In diesem September hatten wir genau 101 Stände am Start. Es hätten auch noch zwanzig Stände mehr werden können, ausreichend Bewerbungen lagen mir vor. Aber dann hätte sich das Angebot etwa im Schmuckbereich zu sehr wiederholt.“
Vielseitiger als auf dem idyllischen Markt kann man sich das Angebot kaum vorstellen. Kleine Manufakturen, Künstler und Kunsthandwerker stellten an den Ständen ihre Produkte vor – und standen bei Fragen sofort als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung. Es gab Keramik, Mobiles, Ethno-Schmuck, Kindermode, Taschen aller Art, Ketten, gemalte Bilder, Linolschnitte, Hüte, Hundespielzeug, Räucherdrachen, Kissen, Bilderrahmen, Schachteln und tausend andere Dinge mehr. Sogar ein Schneider war vor Ort, der Herrenmode verkaufte. Und eine Gürtel-Manufaktur nahm Maß und fertigte Gürtel in der passenden Länge für die Kunden an.
Interessante Künstler lernte man bei einem Rundgang kennen. So etwa Uta Lischke von Tastaturschmuck.de. Seit 16 Jahren verarbeitet sie die Tasten von alten Schreibmaschinen zu dekorativen Ringen und Manschettenknöpfen – und erweckt sie so zu einem neuen Leben: „Viele Schreibmaschinen finden den Weg zu mir, weil meine Freunde alle wissen, dass ich so etwas suche. Schwierig wird es langsam, Schreibmaschinen aus der Anfangszeit von 1900 zu finden. In unserem Kulturkreis bis Spanien sind die Buchstaben A, S, M, K und C sehr begehrt, die sind am schnellsten verkauft. Die Männer haben übrigens ein Faible für das ESC-Zeichen.“
Um Buchstaben ging es auch am Stand von Jürgens Holzbuchstaben (www.Holz-Buchstaben.de). Dennis Tschötschel verkaufte am Stand Buchstaben und Zahlen aus unbehandeltem Fichtenholz: „Mein Vater Jürgen fertigt die Buchstaben in seiner Zehlendorfer Werkstatt. Es gibt sie als Kühlschrankmagneten, aber auch nur aus reinem Holz. Diese werden oft gekauft, um die Zimmertür oder das Bett der Kinder zu beschriften. Manche Eltern und Lehrer kaufen die Buchstaben auch, um den Kindern das Lesen beizubringen. Ein Kunde hat sich einmal viele Buchstaben gekauft, um ein komplettes Gedicht an die Wand zu kleben.“
Das teuerste Angebot hatte sicherlich Michael Seidler von Innersound-Handpan.de mit dabei. Eine Handpan wurde für über zweitausend Euro angeboten. Dabei handelt es sich um ein metallisches Musikinstrument, das mit acht Noten gespielt wird. Michael Seidler: „Die meiste Arbeit bei der Produktion haben wir mit der Stimmung der Handpan, weil es nicht leicht ist, die Töne ins Metall zu bringen. Das ist ein Vorgang, der Wochen dauern kann. Im Grunde ist die Handpan eine Weiterentwicklung der Steeldrum. Junge Leute verwenden das Instrument, um damit Straßenmusik zu machen. Viele ältere Menschen entdecken es, weil sie ihr Leben lang bisher keine Zeit für ein Instrument hatten und dies nun nachholen möchten. Die Handpan wird aber auch zur Meditation, bei der Klangmassage oder bei der Arbeit mit Wachkoma-Patienten verwendet. Jeder kann sie spielen. Wenn man nicht zwei Töne gleichzeitig anschlägt, kann man keine Disharmonien erzeugen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 54 (9/2018) veröffentlicht.
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