Hauke Kunze gibt in Teltow Kurse zum Bogenbau

Seit über 20.000 Jahren nutzen die Menschen bereits Pfeil und Bogen für die Jagd und für die Verteidigung. In der zivilisierten Welt hat der Bogen keine wirkliche Bedeutung mehr. Und trotzdem finden immer mehr Interessierte zum Bogensport. Sie treffen sich in den Vereinen, gehen im Urlaub auf einen 3D-Parcours oder schauen sich im Fernsehen die Olympischen Spiele an, zu denen auch das Bogenschiessen gehört.
Woher kommt also die Faszination, die das Bogenschiessen auslöst? Ganz klar: In unserem hektischen Alltag ist das Schießen mit dem Bogen eine echte Auszeit vom Stress. Wer den Pfeil auf Entfernungen von bis zu 70 Metern (klassische olympische Distanz) ins Ziel lenken möchte, muss alle störenden Gedanken ausblenden, eins mit seinem Bogen werden und all die vielen kleinen und ewig einstudierten Bewegungen möglichst exakt ausführen, damit der Schuss gelingt.
Bogenschützen berichten von einer tiefgehenden Entspannung und zugleich euphorischen Erfolgserlebnissen, wenn der Pfeil genau an der anvisierten Stelle im Ziel einschlägt. Wie sagte der Trainer bei einer Landesmeisterschaft im Bogenschießen einmal auf einem Wannseer Bogenplatz: „Lächle voller Freude nach jedem Schuss, denn du bist das Beste, was du auf dieser Welt werden kannst – ein Bogenschütze.“
Ein angehender Bogenschütze kann natürlich ein Fachgeschäft besuchen, um sich einen modernen Recurve- oder Compound-Bogen mit Stabilisator und Visier zu besorgen. Alternativ stehen klassische Lang- oder Reiterbögen zur Verfügung, die auf jede Technik verzichten. Egal, für welchen Bogen man sich entscheidet – man darf ihn nicht einfach von der Stange kaufen. Ein Bogen muss perfekt zum Schützen passen, was Länge, Zugkraft, Auszug und andere Parameter anbelangt.
Da ist es doch am besten, sich gleich selbst einen Bogen anzufertigen. Aus einem kantigen Stück Holz, das auf den ersten Blick so aussieht, als könne man daraus eher Bretter fürs Parkett fertigen.
Hauke Kunze (60) bietet Kurse an, in denen die Teilnehmer aus einem Stück Holz, das zuvor mindestens drei Jahre liegen musste, einen eigenen Langbogen schnitzen. Hauke Kunze stammt aus Husum. Den Friesen zog es aber schnell nach Berlin, wo er lange Jahre lebte. Seit 20 Jahren ist er nun Kleinmachnower. Und in Teltow betreibt er mitten im Industriegebiet auf einem traumhaften Areal samt Bogenschießanlage sein Atelier. Hauke hat drei Kinder, ist mit Yoga-Lehrerin Ulrike verheiratet und schießt selbst mit dem Bogen, seitdem er ein kleines Kind ist: „Ich habe mir alles selbst beigebracht, denn in Husum gab es damals keinen eigenen Verein für den Bogensport. Auch meinen Bogen habe ich damals selbst gebaut – aus Latten, aus Metallzäunen, aus allem möglichen.“
Vor 15 Jahren zog ein Nachbar von Hauke Kunze aus, da konnte er im Hausrat schauen, ob etwas für ihn dabei sei. Er fand einige alte Töpfe, aber auch – eingewickelt in Decken – alte Bögen: „Einen habe ich genommen und mit ihm geschossen. Erst ging alles rechts und links daneben, aber dann habe ich auf einmal super getroffen. Das war fortan mein Lieblingsbogen. Ich habe mir den Bogen genau angesehen und dabei die erste wichtige Lektion gelernt: So ein Bogen wird immer exakt an einem Jahresring im Holz entlang ausgearbeitet, dann bricht er auch nicht. Ich habe dann ganz viel Literatur über den Bogenbau gelesen und alles über europäische Holzbögen wie den Allemannenbogen, den englischen Kriegsbogen oder den Langbogen, erfahren. Ich bin Tischlermeister, Holz hat mich schon immer interessiert. Ich habe dabei die Idee entwickelt, selbst Bogenbaukurse zu geben.“
So ein Bogen, der aus einem dicken Holzstück herausgearbeitet werden muss, braucht Zeit. Ein Bogenkurs dauert aus diesem Grund zwei Wochenenden – mit jeweils acht Stunden Arbeit pro Tag: „Am Anfang habe ich immer 4-Tages-Kurse über Pfingsten und Himmelfahrt gegeben. Jetzt möchte ich das bei der steigenden Nachfrage aber ganzjährig anbieten. Da nehmen wir dann zwei aufeinander folgende Wochenenden.“
Der Holzrohling sieht zunächst aus wie Brennholz. Er kann aus Esche, Robinie, Eibe oder Osage Orange bestehen, was letztlich über den Preis entschieden wird.
Hauke Kunze: „Die Kursteilnehmer legen zuerst den Bogenrücken frei. Dazu suchen sie sich möglichst den dicksten Jahresring im Holz heraus und arbeiten ihn mit dem Zugmesser heraus. Am zweiten Tag zeichnen sie ein Profil auf und vermerken so die Koordinaten für die Mittellinie. Dann geht die Arbeit mit der Bildhaueraxt weiter. Sie ist rasiermesserscharf und liegt gut in der Hand. Mit dem Zugmesser geht es anschließend ‚vom Groben ins Feine‘. Der Griff entsteht erst ganz zum Schluss, die Bogenarme sind wichtiger.“
Der Bogen passt am Ende genau zur Person, die mit ihm schießen soll. Das gilt für die Länge des Bogens, aber auch für den Bogentiller. Beim Tillern des Bogen wird auf die gleichmäßige Biegung der beiden Bogenarme hingearbeitet und geschaut, wo noch steife Bereiche am Bogenarm sind. Hauke Kunze: „Natürlich bauen wir uns auch eine eigene Sehne und eine Handvoll Pfeile, die zum Bogen passen. Auf unserer eigenen Anlage können wir den Bogen gleich einschießen. Dabei kann ich viele Tipps zum richtigen Bogenschießen geben.“
Ein Bogenkurs kostet „nackt“ ohne Material 345 Euro pro Person. Hauke Kunze: „Über den Daumen gepeilt kostet der typische Langbogen 450 Euro. Der fertige Bogen sollte immer ohne aufgespannte Sehne liegen, nie stehen, sonst verzieht er sich. Auch Sonne mag er gar nicht.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Atelier KoKu, Hauke Kunze, 14513 Teltow, Tel.: 0163-269940, info@haku-erlebnis.de
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 52 (7/2018) veröffentlicht.
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