Nachgefragt #20: Susanne Riedel

Susanne Riedel (www.regenrausch.de) ist in Lichterfelde aufgewachsen. Ihre Kindheitserinnerungen schmecken nach Brausepulver, Hennig-Eis und Krasselts Ketchup. Sie ist Lesebühnen-Autorin und lebt – nach einem kurzen Abstecher an die Nordsee – auch heute in Steglitz. Nach ihrem Debut beim Steglitz Slam im Juni 2015 liest sie inzwischen beim Team des „Frühschoppen“ an der Seite von Horst Evers.
In ihren Kurzgeschichten beschreibt sie die Absurditäten des Berliner Alltags der Gegenwart.
Manchmal versucht sie, ihren Kindern den seltsamen Sound der Siebzigerjahre zu beschreiben: Das Quietschen der S-Bahn, schlimme Schlager und Panzerparaden der Amis am Hindenburgdamm.
Raus in die Natur: Ihr Lieblingsplatz in Steglitz-Zehlendorf?
Mein Fahrradsattel, am liebsten auf der Sonnenseite des Kanals. Und die Goebenwiese, wenn die Akazien blühen.
Shopping: Wo kann man das in Steglitz am besten?
Schwierig, da ich kein Fan der großen Shopping Malls bin. Im Naturkaufhaus in der Schlossstrasse werde ich manchmal fündig, da ist dann auch die Sushi-Happy-Hour nicht weit. Und der Ganzkörper-Schuh in der Bundesallee birgt immer Besonderes.
Wenn der kleine Hunger kommt: Der Imbiss Ihres Vertrauens?
Krasselts Imbiss, keine Frage. Meine Tante und mein Onkel haben diesen Imbiss am Steglitzer Damm in den Fünfzigern aufgebaut und bis in die Achtziger als Familienbetrieb geführt. Als Kind bin ich oft im Lieferwagen vom privaten Ketchup-Keller in Lichtenrade zur Bude mitgefahren, dann habe ich hinten auf den Ketchup-Eimern gesessen. Anschnallpflicht kam erst ´84. Heute unvorstellbar.
Wenn der große Hunger kommt: Wo gehen Sie dann essen?
Das Fratelli in der Birkbuschstrasse ist gemütlich, hat tolle Küche und wird mit viel Charme von italienischen Brüdern geführt. (Es gibt dort auch ein Klavier, auf dem man spielen kann, wenn man zu viel Wein getrunken hat. Dann darf man aber trotzdem wiederkommen.) Asiatisch gerne bei Bao am Hindenburgdamm. Und traditionell natürlich: der Schlossparkgrill, Hindenburgdamm Ecke Ringstraße. Eine Institution, mehr Lichterfelde geht nicht.
Abends etwas trinken: Nur wo?
Kiwi Pub, Albrechtstraße. Eine ehrliche Kneipe mit Holztresen und Dartscheibe. Und das GM26 in der Gutsmuthstrasse natürlich, ein Kleinod mit blumigem Hinterhof, mit dem mich auf ewig der Steglitz Slam verbinden wird. Ohne den würden meine Texte vielleicht noch immer in der Schublade liegen…
Was für ein Laden fehlt Ihnen?
Alles, was klein und individuell ist, ob Bäcker, Kiosk, Buchhandlung, Kiez- und Kunst-Café. Kennen Sie den Buchladen Primobuch in der Herderstrasse? Mehr davon!
Wie beschreiben Sie den typischen Steglitzer?
Meist freundlich, etwas verschroben, verstörend sesshaft. Also – wie ich eben. An dem Wort Glitzer, das ja auch in Steglitzer steckt, könnten wir vielleicht noch ein wenig arbeiten. Aber es wird.
Was muss man in Steglitz gesehen haben?
Den Botanischen Garten. Das Schlosspark-Theater. Die Terrasse vom Gutshaus Lichterfelde.
Was sollte man tunlichst in Steglitz NICHT gesehen haben?
Den Kreisel. Ist aber schwer zu vermeiden.
Was ist das Besondere an Steglitz?
Das viele Grün. Und der spürbare Wandel: Kapuzinerkresse statt Geranien, Rotwein statt Schonkaffee, Picknick statt Blümchentapete – es wird munterer!
Was nervt an Steglitz?
Beim Lächeln im Alltag – also, da geht noch was. Die Linie 186 – eine Katastrophe. Und die ewigen Baustellen am Rathaus Steglitz – mal ehrlich, wird da heimlich ein Flughafen gebaut?
Das Beste, was IHNEN in Steglitz je passiert ist…
Mein Leben. Jeden Tag aufs Neue.
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