Hanami – Japanisches Kirschblütenfest in Lichterfelde und Teltow
Auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Berlin-Lichterfelde und Teltow stehen über eintausend japanische Kirschbäume. Sie geben das ganze Jahr über ein eher unscheinbares Bild ab. In jedem Frühjahr blühen sie aber – immer Ende April und Anfang Mai. In diesem Zeitraum verwandelt sich der ehemalige Grenzort in ein pinkfarbenes Blütenmeer, das viele tausend Besucher anlockt.
Natürlich steht die TV-Asahi-Kirschblütenallee während der gesamten Kirschblütenzeit den Besuchern offen. Die meisten Gäste verzeichnet der magische Ort aber immer dann, wenn die Umweltinitiative Teltower Platte und die Stadt Teltow zum „Japanischen Kirschblütenfest“ einladen, das auch „Hanami“ genannt wird. Dann strömen die Berliner, die Brandenburger und viele Touristen aus aller Welt in den ehemaligen Grenzbereich, um etwa anderthalb Kilometer lang unter den blühgenden Kirschblüten entlangzuflanieren.
Längst hat sich zum Hanami-Fest ein bunter Budenzauber etabliert, sodass die Besucher auch etwas zu Trinken und zu Essen kaufen können.
Am meisten Spaß macht es aber, sich mit einer Kamera bewaffnet auf die Suche nach den Cosplayern zu machen. Sie verkleiden sich passend zum Hanami-Fest im Stil ihrer Lieblingsfiguren aus den japanischen Mangas und Animes. Die lebendig gewordenen Comicfiguren sind gern wahrgenommene Fotomotive. Zumal die blühenden Kirschbäume die perfekte Kulisse bilden.
Mitten auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen der Lichterfelder Allee, dem Marienfelder Anger und Teltow-Sigridshorst wachsen auf einer Länge von anderthalb Kilometern etwa eintausend japanische Kirschbäume. Sie blühen Ende April, Anfang Mai in einer atemberaubenden, rosafarbenen Pracht. Die Blüten sind bei diesen Bäumen ganz besonders groß und wie bei Rosen aus vielen einzelnen farbigen Blütenblättern zusammengesetzt. Für das Auge des Spaziergängers, der über die TV-Asahi-Kirschblütenallee flaniert, ist dies ein atemberaubendes Naturspektakel.
Seit 2002 rufen die Umweltinitiative Teltower Platte und die Stadt Teltow zum Japanischen Kirschblütenfest auf. Das heißt Hanami, was der japanischen Sprache entlehnt ist und so viel bedeutet wie „Blüten betrachten“. Das Hanami-Fest findet immer am letzten Sonntag im April statt. Was stets auch ein Spiel mit dem Risiko ist. Denn es kann durchaus passieren, dass die Blüten an den Bäumen zu dieser Zeit bereits welk sind. Oder noch gar nicht richtig aufgegangen. Oder aufgrund von Sturmböen schon komplett abgefallen. Auch ist natürlich immer damit zu rechnen, dass es am Tag des Kirschblütenfestes ein fürchterlich schlechtes Wetter gibt und Dauerregen alle Besucher vergrault.
In diesem Jahr verlief alles nach Plan. Bei sommerlichen Temperaturen, strahlend blauem Himmel und perfekter Kirschblüte strömten Tausende und Abertausende in den Grenzbereich zwischen Berlin-Lichterfelde und Teltow.
Zu den Besuchern zählten nicht nur Berliner aus allen Bezirken, sondern auch viele Touristen aus vielen Ländern, die versuchten, mit ihren Smartphones Selfies vor den rosafarbenen Blüten der Bäume zu schießen. Auffallend viele Japaner waren vor Ort, um das Kirschblütenfest zu feiern. Kein Wunder – im traditionsbewussten Japan gilt dieses Fest als eines der wichtigsten im ganzen Jahr.
In einem endlosen Streifen schoben sich die Massen friedlich und staunend über den ehemaligen Mauerweg, um die nicht enden wollende Blütenpracht in Augenschein zu nehmen.
Viele Besucher, die anscheinend schon häufiger beim Kirschblütenfest mit dabei waren, ließen sich auf das In-der-Schlange-Laufen gar nicht erst ein. Sie hatten Decken und Picknick-Körbe mitgebracht und machten es sich auf dem Rasenstreifen zwischen den Bäumen gemütlich.
Seit Jahren zieht das Kirschblütenfest auch die Cosplayer an. Sie sind Fans japanischer Manga-Comics und Anime-Filme – und verkleiden sich ganz im Stil ihrer Heldenfiguren. Eben diese Verkleidungen fallen sehr aufwändig aus, sodass neben der Kleidung auch Perücken und farbige Kontaktlinsen zum Einsatz kommen. Manche dieser Cosplay-Figuren wirken sehr kindlich und niedlich, andere wiederum mit blutigen Narben und martialischem Zubehör eher gruselig und beängstigend.
Die Hanami-Besucher freuten sich sehr über diese perfekt geschminkten Fantasiegeschöpfe aus dem japanischen Medienkosmos. Alle paar Meter posierten neue Cosplayer und ließen sich gern als ausgefallene Dekoration für so manches Familienfoto verwenden.
Vanessa (24) erklärte, was hinter dem Cosplay steht: „Ich verkleide mich gern im Stil japanischer Manga-Figuren, seitdem ich 16 Jahre alt bin. Der Spaß ist für mich, in andere Charaktere zu schlüpfen. Die Figur, die ich heute auf dem Hanami-Fest darstelle, die ist in Deutschland noch gar nicht bekannt. Sie kommt aus der Serie ‚Boku no hero academia‘. Wir Cosplayer, wir sind eine große Community, wir haben sogar eigene Veranstaltungen. Zum Glück werden wir nicht mehr so schräg angesehen wie noch vor ein paar Jahren. Da war man sehr aggressiv uns Cosplayern gegenüber, vor allem dann, wenn Fantasieuniformen mit ins Spiel kommen. Das wurde dann oft falsch verstanden. Teile der Kostüme und Utensilien, die wir brauchen, bestellen wir direkt in Japan oder China, da stimmt die Qualität einfach – und die Sachen sind auch noch bezahlbar. Ich bin jetzt das vierte Mal vor Ort beim Hanami-Kirschblütenfest mit dabei – die Location ist einfach toll für alle Cosplayer. Für Fotos stehen wir gern bereit. Aber bitte erst dann, wenn wir voll verkleidet sind. Ich wurde schon auf dem Weg hierher angesprochen, da war ich noch gar nicht fertig.“
Positiv fiel beim Besuch des Hanami-Festes auf, dass der Eintritt frei war. Bei schönstem Wetter kam allerdings in diesem Jahr halb Berlin und das halbe Umland auf die Idee, über die TV-Asahi-Kirschblütenallee zu laufen. So erstickte der Verkehr in der Umgebung im Stau und auch die kleinen Nachbarstraßen waren schon bald komplett zugeparkt.
Bei großer Hitze waren die Freßbuden am Beginn der Flaniermeile schon bald rettungslos überlaufen. Die Menschen standen schier endlos Schlange für ein kaltes Getränk oder ein Würstchen vom Grill. In dieser kommerziellen Zone nutzen auch viele Vereine, Parteien und Initiativen die Chance, sich den vielen Besuchern zu präsentieren. Auch das „Cosplay-Village“ war an dieser Stelle zu finden, auch wenn sich die Cosplayer gern über das gesamte Areal verteilt hatten.
Uwe Lachmann: „Vielleicht wäre es für das kommende Jahr besser, das Hanami-Fest angesichts der starken Nachfrage zu entzerren und es gleich von Freitag bis Sonntag stattfinden zu lassen. Wer Angst vor großen Menschenmengen hat, sollte wissen, dass die Kirschbäume auch außerhalb des Hanami-Festes zu bestaunen sind. Man kann sie also auch in Eigenregie besuchen – an einem anderen Datum.“
Sinnvoll wäre es in diesem Zusammenhang auch, weitere Getränkestände und Toilettenhäuser an zusätzlichen Stellen an der Kirschbaumallee aufzustellen. Denn es wird sich auch in den kommenden Jahren weiter als „Geheimtipp“ herumsprechen, dass man das Hanami-Fest besuchen muss. (Text/Fotos: CS)
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