Zehlendorf – Zu Besuch in der Gottfried-Benn-Bibliothek!
Wer gern liest, dabei aber keine eigene Bibliothek aufbauen möchte, der ist schlau, schaut aufs Geld und besorgt sich einen Ausweis für die Stadtbibliothek. Die Zehlendorfer Gottfried-Benn-Bibliothek gleich schräg gegenüber vom Schadow-Gymnasium in Zehlendorf-Mitte bietet auf zwei Etagen Zugriff auf über 75.000 Medien, darunter 55.000 Bücher, viele Hörbücher, Musik-CDs, DVDs und Blu-rays, Spiele und Sprachkurse.
Christine Fisch (55), Bibliotheksleiterin: „Wir haben über eine halbe Million Ausleihen im Jahr. Eine Mitgliedschaft in der Bibliothek kostet gerade einmal zehn Euro im Jahr, Studenten zahlen die Hälfte, Kinder und Schüler gar nichts. Zu unserem festen Standort mit Parkplatz für die Besucher zählt auch die älteste Fahrbibliothek Berlins. Mit zwei Bussen bringen wir die Literatur seit den 60er Jahren direkt zu den Menschen in die Straßen. Da Zehlendorf ein riesiger Flächenbezirk ist, erreichen wir so auch Bereiche, die räumlich sehr weit von unserer stationären Mittelpunktbibliothek entfernt sind. Gerade für Kinder sind die Fahrbibliotheken im großen Bus immer ein tolles Erlebnis.“
Die 1893 gegründete Bibliothek, die am 8. September ihr 125-jähriges Jubiläum feiert, war nicht immer am Nentershäuser Platz zu finden. Erst konnten die Bürger Zehlendorfs ihre Bücher in der Potsdamer Straße 8 ausleihen. Anschließend standen noch verschiedene Umzüge statt. 1962 wurde das aktuelle Gebäude extra für die Bibliothek gebaut. Während einer ersten Renovierung zogen die Bibliothekare mit ihren gedruckten Werken direkt in das benachbarte Rathaus um. Nach dem Rückzug drängte die Stadtverordnetenversammlung auf einen eigenen Namen. Der wurde 1999 gefunden. Seitdem heißt die „Hauptstelle Zehlendorf“ Gottfried-Benn-Bibliothek – nach dem 1956 verstorbenen und in Zehlendorf beerdigten Arzt und Dichter Gottfried Benn. Dessen Werke natürlich in der Bibliothek zur Verfügung stehen.
Elektronische Ausleihe
Die Gottfried-Benn-Bibliothek bietet eine elektronische Ausleihe an. Christine Fisch: „Alle unsere Bücher sind mit einem RFID-Chip ausgestattet. Das bedeutet, dass man beim Verlassen der Bibliothek seine Medien selbstständig im System verbuchen kann. Bis zu fünf Bücher gleichzeitig lassen sich dabei auf ein Terminal legen und scannen. Das System erfasst, welche Person sich wann welche Bücher ausgeliehen hat. Die Rückgabe erfolgt ähnlich einfach. Über ein Ampelsystem gibt das System bekannt, ob ein zurückgegebenes Buch erfasst wurde, dann kommt es in eine Ablage. Wir benötigen die elektronische Ausleihe ganz dringend, denn wir haben gar nicht die Personalkapazitäten, um Annahme und Ausgabe auch noch stemmen zu können.“
Wer durch die Bibliothek schlendert, staunt über viele kleine Besonderheiten. Die Kinderbibliothek wurde ins erste Stockwerk ausgelagert, sodass die Kinder hier ganz unter sich sind und niemanden stören. Sie können es sich vor Ort gemütlich machen und schmökern, gern aber auch spielen. Für sie steht sogar ein eigener Computer-Arbeitsplatz bereit.
Christine Fisch: „Wir haben überall WLAN im Haus, das gilt inzwischen fast weltweit als Standard in den Bibliotheken. Wir bieten mehrere Arbeitsplätze am Computer an, die auch sehr gut genutzt werden. Außerdem gibt es seit dem letzten Jahr Steckdosen an den Tischen – für alle, die ihren eigenen Laptop zum Arbeiten mitbringen. Es ist irgendwie ein Trend, dass die Bibliotheken als Ort wiederentdeckt werden, an denen man sich gern aufhält. Das gilt auch für unsere Zeitschriftenecke. Hier kann man sich gemütlich setzen und die tagesaktuellen Zeitungen und verschiedene, für den Zehlendorfer wichtige Bildungsmagazine lesen.“
Eine echte Besonderheit ist gleich am Eingang der Bestseller-Tisch. Hier stehen die aktuellen Roman- und Sachbuch-Bestseller in zusätzlichen Exemplaren zum Ausleihen bereit. Zwei Euro kostet hier die Entleihe, die nach zwei Wochen abgeschlossen sein muss. Christine Fisch: „Diese besondere Form der Ausleihe haben wir eingeführt, weil die aktuellen Bestseller immer so schnell vergriffen sind. So hat jeder die Chance, für eine kleine Extragebühr an ein topaktuelles Buch zu gelangen.“
Bücher-Sonderstandorte
Die Gottfried-Benn-Bibliothek zehrt von einem sehr bildungsaffinen Publikum. Das schlägt sich auch in der Auswahl der Werke wieder.
Christine Fisch: „Wir haben an verschiedenen Stellen in der Bibliothek Sonderstandorte etabliert für Themen, die bei unseren Lesern besonders gut ankommen. Dazu zählen die großen Literaturklassiker, aber auch Biografien berühmter Menschen und eine Sammlung preisgekrönter Werke. Ansonsten interessiert sich der Zehlendorfer sehr für Themen wie ‚Haus und Garten‘, ‚kreativ‘ und ‚fit und gesund‘.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Gottfried-Benn-Bibliothek, Nentershäuser Platz 1, 14163 Berlin, Tel.: 030-902995458
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