Nachgefragt #16: Cerstin Richter-Kotowski
Cerstin Richter-Kotowski (geb. 14. April 62) ist in Zehlendorf aufgewachsen und hat ihr Abitur 1981 an der Droste-Hülshoff-Schule absolviert, um anschließend an der FU Berlin Jura zu studieren. Die Volljuristin (verheiratet, ein Sohn) ist seit 1991 im öffentlichen Dienst des Landes Berlin beschäftigt.
Seit dem 9. November 2016 ist die CDU-Politikerin Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf und Leiterin der Abteilung Finanzen, Personal, Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung.
Raus in die Natur: Ihr Lieblingsplatz in Zehlendorf?
Ich bin sehr gerne draußen in der Natur, leider lässt mir die Arbeit wenig Zeit für entspannte Spaziergänge. So nutze ich jede Gelegenheit, die sich dienstlich ergibt. Sei es bei der Einweihung von Spielplätzen oder der Renaturierung von Teichen in unseren Parks. Oder bei den Führungen von Delegationen aus den Partnerstädten – zum Beispiel über die unter Naturschutz stehende Pfaueninsel. Oder durch den Glienicker Schlosspark, der als Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft von der UNESCO 1990 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Shopping: Wo kann man das in Zehlendorf am besten?
Die meisten Menschen in unserem Bezirk denken dabei bestimmt an die Schloßstraße, die weit über die Bezirksgrenzen hinaus beliebte Einkaufsmeile. Ich werfe – egal in welchem Ortsteil – aber gerne auch einen Blick in die kleineren Nebenstraßen abseits des großen Trubels.
Was muss man in Zehlendorf gesehen haben?
Damit könnte ich die gesamte Ausgabe füllen: Da sind beispielsweise die kulturellen Veranstaltungsorte wie die zahlreichen Galerien, kleinen Theater, beliebten Kinos und überregional anerkannten Museen, wie das Brücke-Museum oder das Alliierten Museum, ebenso wie die Schwartzsche Villa, dann die „grünen Lernorte“ wie der Botanische Garten, das Museumsdorf Düppel oder die Domäne Dahlem.
Welche Ecke im Bezirk hat den größten Handlungsbedarf?
Hier kann ich ganz klar die Weiterentwicklung der Goerzallee in den Vordergrund stellen. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hatte 2017 eine sehr positive Entwicklung in und um das alte Zeiss-Ikon-Goerzwerk zu verzeichnen. Ein Unternehmernetzwerk Goerzallee e.V. wurde gegründet, das die bezirkliche Wirtschaftsförderung und das Regionalmanagement Berlin SÜDWEST aktiv begleitet und unterstützt. Gemeinsames Ziel ist es, diesen Gewerbestandort zu stärken und bekannter zu machen.
Das Teilgebiet Lichterfelder Weg ist nur rudimentär erschlossen, sowohl verkehrlich als auch bezüglich Wasser, Abwasser, Strom und Informations- & Kommunikationstechnik (IKT). Der Bezirk wird sich 2018 darum bemühen, diesen Zustand zu verbessern und hofft dabei auch auf Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.
Ferner hat die BVV beschlossen, eine Potenzialanalyse Goerzallee 4.0 im Sinne einer modernen und zukunftsweisenden Wirtschaft 4.0 zu erstellen. Der Bezirk ist aktuell in Verhandlungen mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, um die Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten einer derartigen Studie zu klären. Hier erwartet der Bezirk Ergebnisse und Anregungen und erhofft sich dadurch auch Impulse, wie das Gelände Goerzallee vor dem Hintergrund veränderter Industriestrukturen angepasst werden kann.
In diesem Zusammenhang ist auch die derzeit laufende Evaluierung des STEP Industrie und Gewerbe durch die Empirica und die Planergemeinschaft zu sehen. Der Bezirk bringt sich mit seinen Erfahrungen aus der Goerzallee und auch unseren anderen Gewerbestandorten wie z.B. Haynauer Straße und Hegauer Weg aktiv in diesen Evaluierungsprozess ein.
Ein großer Eigentümer ist auch die BIM mit dem ehemaligen Krone-Gelände. Wir sind in einem regelmäßigen Informationsaustausch mit der BIM, die hier erst einmal in große Vorleistungen gehen muss und wir hoffen, ab 2020 neben der TDK als Großmieter weitere interessante Gewerbemieter ansiedeln zu können.
Welche Themen stehen für Sie 2018 ganz oben auf der Tagesordnung?
Ein wichtiger Aspekt ist die Personalsituation, genauer gesagt die Personalknappheit, in der Bezirksverwaltung: Hier gilt es, die öffentliche Verwaltung mit den Herausforderungen der wachsenden Stadt in Einklang zu bringen. Denn in den kommenden Jahren werden allein 25 Prozent der aktuellen Belegschaft altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden. Stellen neu zu besetzen ist nicht leicht, da die Konkurrenz beispielsweise mit den Senats- und Bundesverwaltungen, die besser bezahlen, groß ist. Deshalb ist es nicht zuletzt notwendig, Verantwortung als Arbeitgeber zu übernehmen, selbst stark in die Ausbildung zu gehen und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bezirk zu halten und zu motivieren.
Wichtig ist es mir ebenfalls – bei aller Verdichtung, die notwendigerweise stattfindet und stattfinden wird -, lebenswerte Kieze zu erhalten und lebendige Stadtquartiere zu schaffen. Deshalb ist das neue Wohnprojekt, das in Lichterfelde-Süd, am ehemaligen Truppenübungsplatz der Amerikaner („Parks Range“), entsteht, eine große Herausforderung. Es ist notwendig, dass dieser Standort nicht nur eine „Schlafstadt“ wird, sondern ein lebendiges Quartier, in dem man gerne lebt, was nicht zuletzt den parallelen Aufbau einer gut funktionierenden sozialen Infrastruktur beinhaltet.
Ebenfalls ganz oben auf meiner Tagesordnung steht der Abbau des Sanierungsstaus an öffentlichen Gebäuden, wie z.B. an den Schulen. Ich werde die Schulbauoffensive tatkräftig vorantreiben, um möglichst schnelle Aussagen treffen zu können, wann welche Schule saniert wird.
Und ich werde unverändert den Menschen, die mir begegnen, aktiv zuhören und weitere Beteiligungsverfahren entwickeln, um den Bezirk noch lebens- und liebenswerter zu machen.
Was möchten Sie bis Ende des Jahres erreicht haben?
2017 war ein überaus ereignisreiches Jahr für mich, in dem ich als neue Bezirksbürgermeisterin Steglitz-Zehlendorf, seine Menschen, seine Unternehmen und vieles andere mehr noch näher kennengelernt habe und mit vielfältigen Wünschen und Erwartungen konfrontiert wurde.
Zunächst ist es gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt für die Jahre 2018/2019 aufzustellen, worauf ich stolz bin.
Dann ging und geht es zum Beispiel voran mit dem in Dahlem geplanten Technologie- und Gründungszentrum FUBIC („Business and Innovation Center next to Freie Universität Campus“), was ich unterstütze. Mitte Oktober 2017 wurde von der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin der Bebauungsplan einstimmig beschlossen. Ab jetzt hat der Eigentümer, die WISTA MANAGEMENT GmbH, Baurecht. 2018 wird begonnen, das ehemalige US-Hospital in der Fabeckstraße 62, auf dessen Areal das FUBIC entsteht, zu entkernen, das heißt – die Grundsubstanz bleibt erhalten. 2019 soll mit den Bauarbeiten für die Infrastruktur begonnen werden. Bis zu 1.000 Arbeitsplätze werden auf dem 50.000 m² großen Campus entstehen, der Platz bietet für technologieorientierte Start-ups und junge Unternehmen mit thematischem Fokus auf den Bereichen Life-Sciences, Gesundheitswirtschaft sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. 2021 – so die Planungen – soll das FUBIC eröffnet werden. Durch die hohe Dichte von Instituten und technologieorientierten Unternehmen gehört der Standort schon heute zu den „Berliner Zukunftsorten“, und er steht für wichtige Merkmale unseres Bezirkes: Kreativität, Internationale Wissenschaft, zukunftsorientiertes Leben und Forschen.
Was ist das Besondere an Zehlendorf?
Das Besondere ist die gute Mischung aus Leben, Wohnen und Arbeiten in intakten Kiezen, die hier möglich ist und den Bezirk so lebens- und liebenswert macht.
Wie beschreiben Sie den typischen Zehlendorfer?
So vielfältig wie die Kieze, so vielfältig sind auch die Menschen, die hier leben. Wenn es etwas gibt, was sie eint, so ist es meines Erachtens nach, dass sie das Herz auf dem rechten Fleck haben und engagiert Anteil nehmen an dem, was im Bezirk passiert.
Das Beste, was IHNEN in Zehlendorf je passiert ist…
…dass meine Eltern als junges Paar hierher gezogen sind und ich damit in diesem schönen Bezirk groß geworden bin und bis heute hier sehr gerne lebe und arbeite.
Was wünschen Sie sich von den Steglitz-Zehlendorfern?
Ich wünsche mir eine größere Kompromissbereitschaft und ein höheres Maß an Verständnis für die Meinung anderer. (Foto: privat)
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