Dahlem: Bei den Slotfreunden
Überall an den Tischen in einer Dahlemer Halle beugen sich Männer unterschiedlichen Alters konzentriert über kleine, bunte Autos. Sie hantieren mit Schraubenzieher, Schere, Lötkolben und winzigen Kabeln. Ihr Ziel: Das eigene Auto so zu tunen, instandzusetzen und zu reparieren, dass es im kommenden Rennen wieder viele Runden fahren kann.
Denn alle Anwesenden gehören zu den Slotfreunden Berlin e.V., dem „netten Slotracing-Verein in der Hauptstadt“. Wer hier organisiert ist, hat im Kindesalter eine Carrera-Rennbahn besessen und wurde so mit dem Virus „Slotracing“ infiziert.
Sven Schulz (46) ist der 1. Vorstand des 2014 gegründeten Vereins, zu dem zurzeit 25 feste Mitglieder und reichlich Gäste und freie Fahrer gehören. Der Vorteil des Vereins sind die beiden großen Rennbahnen, die kurvenreich in der eigenen Halle fest montiert sind. Da gibt es die präzise gefräste Holzbahn mit absolut ebener Oberfläche, die es auf eine Länge von 47 Metern bringt und die besonders gut für selbstgebaute Chassis geeignet ist. Es gibt aber auch eine klassische 38 Meter lange Plastikbahn, die aus den bekannten Schienenteilen zusammengesetzt wurde, und die deswegen alle 30 Zentimeter einen Schienenstoß aufweist.
Auf der einen Rennbahn können sechs Autos gleichzeitig fahren, auf der anderen fünf. Auf einem Monitor werden die Rundenzeiten angezeigt. Sven Schulz: „Fertige Slotcars gibt es nicht nur von Carrera, sondern auch von Firmen wie Scalextric oder NSR. Meist verwenden wir aber selbst aufgebaute Chassis aus Metall und bauen den Rest individuell, aber regelkonform aus. Wir veranstalten regelmäßig freie Rennturniere, bei denen dann auch Fahrer aus anderen Vereinen zu Gast sind. Im Rahmen des Turniers fährt dann jeder Fahrer einmal auf jeder Spur, sodass sich die Vor- und Nachteile einzelner Spuren ausgleichen. Meist wird jede Spur sechs Minuten lang gefahren, sodass die reine Rennzeit pro Auto etwa 30 Minuten beträgt. Fliegt jemand aus seiner Spur, wird das ganze Rennen angehalten – und der schuldige Fahrer bekommt eine Zeitstrafe von drei Sekunden.“
Zum Bedauern der Slotcar-Bastler und Tastendruck-Rennfahrer gibt es leider wenig „Slotterinnen“. Sven Schulz: „Gerade auf Kindergeburtstagen, die wir veranstalten, sind die Mädchen oft die besseren Fahrer, weil sie konzentrierter sind. Bei uns Vereinsmitgliedern ist der Altersdurchschnitt doch recht hoch, weil die meisten Fahrer eben selbst als Kind in den 70ern eine Carrera-Bahn hatten und damit aufgewachsen sind. Heutzutage gibt es für die Kids ja viele andere Angebote und Möglichkeiten.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Slotfreunde e.V., Königin-Luise-Straße 31, 14195 Berlin, www.slotfreunde.de
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