Nachgefragt #9: Andrea Vee
Andrea „Vee“ (ein liebevolles Überbleibsel / Spitzname aus ihrer Zeit in Schottland), gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, ist eigentlich ein Wilmersdorfer „KuDamm-Kind“, entschloss sich aber nach der Geburt ihrer Tochter Ende der 80er Jahre nach Zehlendorf zu ziehen, um ihr Kind in diesem schönen Bezirk aufwachsen zu sehen.
Hier verbrachte sie 14 Jahre, bis es das flügge gewordene Töchterlein nach „mehr Action“ dürstete. Nach sechs Jahren in der alten Heimat Wilmersdorf zog Andrea „Vee“ 2012 mit ihrem Mann zurück in ihren Herzensbezirk Zehlendorf und lebt hier mit ihm und den beiden Katern Findus (einem Fundtier aus dem Tierheim Brandenburg) und Bijan (einem mutterlosen Racker aus Neu-Gaarz in Mecklenburg-Vorpommern). Andrea „Vee“ arbeitet am Kaiserdamm für einen Veranstalter und Ticketdienstleister, der im Bereich Comedy, Unterhaltung und Musik mit Größen wie Sascha Grammel, Bülent Ceylan, Jürgen von der Lippe, Carolin Kebekus, Dr. Mark Benecke, Martin Rütter, Steffen Henssler oder Gregor Meyle zusammenarbeitet. Darüber hinaus bucht sie Live-Termine für einen außergewöhnlichen Künstler namens „Der Tod“ (www.endlich-tod.de), für die fetzige Berliner Acapella-Band „YeoMen“ (www.yeomen.de), bucht Lesungen für den Bestseller-Thriller-Autor Veit Etzold oder den Schauspieler Claus-Theo Gärtner („Matula“) und betreut unter anderem den Online-Auftritt von d2m (www.d2mberlin.de). Privat zaubert sie leidenschaftlich gern gesunde und abwechslungsreiche sogenannte „Smoothies“, ist kommunikativ im „Social Media“-Bereich unterwegs, tanzt auch mit über 50 noch auf Rock- und Popkonzerten, hört gern The Cure, Bryan Ferry, Bilderbuch, LP, Depeche Mode, Blancmange, Sparks (um nur einige zu nennen), geht ihrem Mann – einem selbstständigen IT-Unternehmer – bei der Buchführung zur Hand und schreibt leidenschaftlich gern. Seit ihrer Kindheit hegt sie den Wunsch, endlich das Buch zu schreiben, das in ihrem Kopf umhergeistert.
Raus in die Natur: Ihr Lieblingsplatz in Zehlendorf?
Wo soll ich anfangen, wo aufhören? Ich liebe Wasser. Also ab aufs Fahrrad und hin zum Wannsee, zum Schlachtensee, rüber mit der Fähre zur Pfaueninsel. Aber auch direkt hinter der Bezirksgrenze lässt es sich wunderbar in Teltow entspannen.
Shopping: Wo kann man das in Zehlendorf am besten?
Kommt darauf an, was man unter „Shopping“ versteht. Ich bin beim Einkaufen eher zielorientiert und halte es wie ein Mann: Was brauche ich? Wo bekomme ich es? Hingehen. Kaufen. Rausgehen. Fertig. Dazu muss ich mich aus unserem Kiez rund um den Teltower Damm – bei gutem Wetter am liebsten mit dem Fahrrad – eigentlich kaum wegbewegen. Wenn es doch einmal der Großeinkauf werden soll (Oh, schon wieder Weihnachten?), um Geschenke für die ganze Familie auf einen Schlag zu kaufen, dann bekommt man in der Steglitzer Schloßstraße alles, was das Herz begehrt. Einzig ein Wochenmarkt in direkter Nähe fehlte mir viele Jahre lang. Das hat sich im September 2016 geändert und samstags kann man wunderbar zwischen dem Teltower Damm und „Postplatz“ direkt am S-Bahnhof Zehlendorf (am „Blockhouse“) einen kleinen kulinarischen Bummel bei Live-Musik einlegen.
Wenn der kleine Hunger kommt: Der Imbiss Ihres Vertrauens?
Ist es eine Überraschung, wenn ich jetzt erwähne, dass ich nicht so der „Imbiss-Typ“ bin? Im Stehen oder Gehen zu essen, gefällt mir nicht wirklich. Wenn mein Mann und ich etwas für den „kleinen Hunger“ brauchen, dann ist ein erklärtes Lieblingsziel der „Avus-Treff Spinnerbrücke“, Spanische Allee. Vielleicht nicht „hipp“, aber seit meiner Kindheit ein Garant für eine Riesenauswahl und man hat immer etwas zum Schauen. Dort tummeln sich die unterschiedlichsten Menschen, man kann Bikern beim Fachsimpeln über ihre Fahrgeschosse zuschauen, es gibt Tische, einen Biergarten, man bekommt ganze Menüs oder kleine Snacks, und irgendwie klingt einem ständig der lockende Ruf der Havel im Ohr: „Komm, fahr noch ein bisschen weiter, wenn du satt bist. Ich bin’s, der Sandstrand. Häng Deine Füße noch ein wenig ins Wasser nach Feierabend. Ich bin ganz nah!“. Meist geben wir der Verführung nach.
Wenn der große Hunger kommt: Wo gehen Sie dann essen?
Ganz klar – das „Thai Cuisine“ am Teltower Damm. Früher hieß es „The Middle Way“. Damals noch ohne Alkohol auf der Speisekarte haben wir dort mit unseren – angesichts von „no beer“ erst schockierten – schottischen Gästen die besten antialkoholischen Cocktails unseres Lebens genießen dürfen. Letztendlich wurde es eine menübegleitende Trinkorgie ohne „Katerköpfchen“ am Folgetag und alle waren sich einig: Wir gehen wieder hin.
2014 wurde das Restaurant liebevoll umgebaut, so dass sich nun alte Tradition und Moderne vereinen. Von außen relativ unscheinbar offenbart sich dem Besucher eine Wohlfühloase inklusive kleinem Sommer- bzw. Wintergarten auf der Rückseite des Hauses. Wer den Duft von frischem Zitronengras, Ingwer und Kokosmilch liebt und auf sehr zugewandte Bedienung setzt, ist hier bestens aufgehoben. Am Wochenende empfiehlt sich eine Reservierung.
Abends etwas trinken: Nur wo?
Ein guter Witz. Da hat sogar die Online-Suchmaschine Schwierigkeiten (und nennt mir aus Verzweiflung den Namen meiner Hausärztin, der mit „Bar…“ anfängt!). Ist halt doch ein „Dorf“. Aber so habe ich es ja einst gewollt. Das Weinchen schmeckt zusammen mit guten Freunden übrigens Zuhause genauso gut. Und die danach meist dringend nötige Schlafstatt ist nur einen Türklinkengriff entfernt. Prost!
Wie beschreiben Sie den typischen Zehlendorfer?
Gibt es den? Ich habe hier die unterschiedlichsten Menschen kennenlernen dürften. Die Vielfalt meiner Kieznachbarn begeistert mich immer wieder aufs Neue und Verallgemeinerungen liegen mir nicht so. Das Einzige, was ohne mir bekannte Ausnahme über alle zu sagen ist: Die Zehlendorfer lieben die Natur und ihren Bezirk. Das tun sicher die Bewohner anderer Bezirke auch. Hier scheint es aber wirklich eine sehr tiefe Verbundenheit zur Gegend und auch zueinander zu geben.
Was muss man in Zehlendorf unbedingt gesehen haben?
Den für mich schönsten S-Bahnhof Berlins. Mexikoplatz. Linie S1. Der Bahnhof wurde 1904 (noch unter anderem Namen) eröffnet und steht heute unter Denkmalschutz. Mit seiner wunderschönen Kuppel und dem herrlichen Vorplatz ist er ein imposanter Anblick. Auf einer der Parkbänke, die rund um den Springbrunnen des Platzes stehen, lässt es sich herrlich rasten und „People Viewing“ betreiben. Aber nicht nur das (Zu)Schauen ist schön. Eigentlich lernt man hier immer irgendwelche netten Leute kennen und kommt ins Plaudern.
Was sollte man tunlichst in Zehlendorf NICHT gesehen haben?
Der Zustand von Zehlendorfs Schulen macht mich wütend. 342 Millionen Euro beträgt laut eines Berichts aus dem März 2017 der Akutsanierungsbedarf. So viel wie in keinem anderen Berliner Bezirk. Wie kann das sein? Eltern und Schüler weisen seit vielen (!) Jahren auf die maroden Zustände hin und hier in unserem Bezirk wird das Wichtigste, was eine Gesellschaft hat, derart vernachlässigt? Unsere Kinder verdienen das Beste, sind unsere Zukunft! Macht was, Ihr Politiker!
Was ist das Besondere an Zehlendorf?
Hier in Zehlendorf muss man – trotz des bekannten Klischees – nicht reich sein (ich bin es zumindest nicht), um sich trotzdem so zu fühlen. Wenn ich aus unserem Fenster sehe, schaue ich aus dem zweiten Stock in die Baumwipfel. Die sich jagenden Eichhörnchen zaubern mir täglich ein Lächeln ins Gesicht, abends sehe ich den Fuchs unten durch den Garten streifen, ich kann dem Ringeltaubenpaar beim Nestbau zusehen, sehe Gänseschwärme am Himmel ziehen und lache mich kaputt, wenn die Krähen sich wieder einmal untereinander nicht einig werden. Kann man reicher sein?
Das Beste, was IHNEN in Zehlendorf je passiert ist…
Unsere Traumwohnung auf Anhieb bei der ersten Besichtigung nach meinem Rückzug hierher nach Zehlendorf gefunden zu haben. Mit Ausblick auf diese schönen Bäume, all die Tiere, viel Glas und Licht, mit diesem schönen runden großen Balkon unter freiem Himmel. Wenn ich ganz vorn am höchsten Punkt dieses Balkon stehe, würde ich am liebsten die Arme ausbreiten und wie Leonardo di Caprio in dem Film „Titanic“ jubeln: „Ich bin der König der Weeeelt!“. (Foto: Vee)
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