Am Wannsee: Wildbad Kiosk
Sie war eine Institution am Kudamm – die Theaterkasse Wildbad Kiosk in der Rankestraße am Tauentzien. Hier konnten kulturell interessierte Kunden in einem kleinen, allein auf dem Trottoir stehenden Kiosk ihre Karten fürs Theater, für Konzerte oder für andere Veranstaltungen einkaufen. (ANZEIGE)
Claudia Dilberger (54) kennt den Standort noch aus eigener Erfahrung: „Meine Eltern haben die Theaterkasse über 20 Jahre lang geführt und ich selbst war noch bis 2003 mit dabei.“ Ende 2011 hat der Wildbad Kiosk am Kudamm endgültig geschlossen.
Claudia Dilberger führt den Namen weiter. Sie wohnt in Wannsee am Stölpchensee – und kümmert sich um die Ausgehwünsche ihrer Stammkunden aus den eigenen vier Wänden heraus: „Ich besorge für meine Kunden Karten fürs Theater und für Lesungen, Konzerte und andere Aufführungen vor allem in Berlin, aber auch in anderen Städten. Die Aufträge bekomme ich per Telefon oder per Mail. Anschließend ziehe ich an meinen Strippen, besorge die Karte und stecke sie in die Post. In der Nachbarschaft bringe ich sie auch gern persönlich beim Kunden vorbei.“
Unter den Stammkunden sind viele, die weiterhin den menschlichen Kontakt suchen und die ihre Konzertkarten nicht per Mausklick im Internet bestellen möchten. Claudia Dilberger: „Die Internet-Portale sind nicht immer preiswerter. Und oft sind die Portoaufschläge sehr hoch. Ich habe auch den Vorteil, dass ich die ganzen Theatersäle und Konzerthallen noch selbst kenne. Ich weiß, welche Plätze keine gute Sicht haben oder wo man auch einmal Plätze in der zweiten Preiskategorie kaufen kann, weil man von hier aus genauso gut sehen kann wie etwa in der teureren Reihe direkt davor. In der Waldbühne etwa kann man auch gern etwas weiter oben sitzen – der Klang ist hier überall sehr gut und dank der großen Leinwände sieht man trotzdem, was gerade auf der Bühne passiert.“
Und sie ergänzt: „Gerade die Älteren unter meinen Kunden freuen sich natürlich auch über den direkten, menschlichen Kontakt. Die rufen mich dann auch schon einmal nach einer erfolgreich besuchten Veranstaltung an und erzählen mir, wie es gewesen ist. Dieses Feedback höre ich sehr gern, weil ich es dann gleich an den nächsten Kunden weitergeben kann, der mich am Telefon fragt, welche Aufführung gerade einen Besuch lohnt. Denn alle Veranstaltungen kann ich ja nicht selbst besuchen und so sind meine Kunden die beste Möglichkeit dafür, um mich zu informieren und Meinungen einzusammeln. Denn oft ruft mich ein Kunde an und fragt, welche Veranstaltung ich denn passend zu einer Goldenen Hochzeit empfehlen würde.“
Unter den Stammkunden sind viele, die ganz der Klassik verhaftet sind und gern die Philharmonie, die Staatsoper oder die Oper besuchen. Claudia Dilberger ist selbst kein Opernfan. Zusammen mit ihrem Mann besucht sie lieber die Veranstaltungen im Tipizelt oder im Chamäleon: „Oft werden wir auch zu Premieren eingeladen und können uns so einen guten Eindruck etwa vom anstehenden Winterprogramm verschaffen.“
Sollte die Chefin einmal nicht sofort ans Telefon gehen, so lohnt es sich unbedingt, die eigene Nummer auf den Anrufbeantworter zu sprechen – ein Rückruf erfolgt umgehend. Claudia Dilberger: „Übrigens ist es ein Irrglaube, dass ich nur von älteren Bürgern gebucht werde. Zu meinen Kunden gehören auch viele junge Leute, die den ganzen Tag am Computer sitzen und die mit der digitalen Welt am Abend nichts mehr zu tun haben möchten. Für diese Kunden buche ich auch gern ein Depeche-Mode-Konzert, besorge ISTAF-Karten oder schicke sie zu einer Comedy-Veranstaltung. Fällt eine Veranstaltung einmal aus, so nehme ich die Karten zurück und kümmere mich um die Rückerstattung des Geldes.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Theaterkasse Wildbad Kiosk, Claudia Dilberger, Wannsee, Tel.: 0160 -94930461 oder wildbadkiosk@web.de
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