Scheibes Kolumne: Leider nicht allein im Kino!
Ein bis zwei Mal im Monat gehen wir Jungs ins Kino, um den neuesten Action-Film mit viel Ballerei und ohne störende Knutschszenen und Romantik zu gucken. Keine Frage: Kino ist teuer. Kommt dann noch der 3D-Effekt hinzu, könnte man sich für das Geld auch gleich die DVD kaufen. Wer sich zusätzlich noch Popcorn und eine Cola leistet, könnte mit dem Geld sogar den limitierten Director‘s Cut auf Blu-ray erwerben.
Will sagen: Wenn man schon so viel Geld ausgibt, dann pflegt man an das Kino schon eine gewisse Erwartungshaltung. Da muss einfach alles stimmen.
Klar: Die riesige Leinwand im Kino ist super, da kann kein Heimkino mithalten. Auch die Soundanlage ist vom feinsten. Da kann es gerade bei den Actionfilmen ungehemmt krachen und wummern, dass Zuhause bereits der Nachbar samt Polizei auf der Matte stehen würde.
Der Ärger beginnt aber bereits beim Vorgeplänkel. Ich liebe Kinowerbung und vor allem die Trailer-Vorschauen. Da versinke ich in meinem Sitz, schalte mental auf Kinomodus und möchte nicht mehr gestört werden.
Doch mittendrin heißt es auf einmal: „Eis? Gibt‘s auch in ihrem Kino!“ Dann flammt das Licht wieder auf, ich muss blinzeln, die Augen tränen und die erste Entspannung geht flöten. Und schon flitzt ein hyperaktiver Verkäufer durch das Kino und hält Eis am Stil in die Luft. Die meisten Kinogäste buhen und rufen: „Licht aus! Film an!“ Und das zu Recht, schließlich hätte sich jeder Kinogast bereits vor dem Film ein Eis an der Theke kaufen können.
Es gibt aber immer jemanden, der dann doch noch ein Eis haben möchte, gerade, als der lästige Eismann sich schon wieder zum Gehen wendet. Meist ist es jemand, der eh nichts im Actionfilm verloren hat und das Kino später meckernd zur Halbzeit verlässt, weil es völlig unlogisch ist, warum der Held im Kugelhagel einfach nicht stirbt.
Kaum ist der Eismann wieder weg und die hochspannenden Trailer künden von zukünftigen Kinofreunden, da tauchen die Zuspätkommer auf. In aller Ruhe tasten sie sich durch das dunkle Kino zu ihren Plätzen meist in der Mitte einer Reihe, wobei ihre Köpfe in den Lichtkegel des Projektors eintauchen und hier den halben Trailer auf der Leinwand ausmerzen. Super! Im Kino gibt es kein akademisches Viertel. Wer zu spät kommt, sollte mit finnischen Autorenfilmen nicht unter drei Streifen bestraft werden.
Geht der Film endlich los, fängt das große Fressen an. Rechts knackt einer Nachos mit der Lautstärke eines Presslufthammers, links wühlt einer im Popcorn-Topf, als sei das Goldene Los von Charlies Schokoladenfabrik darin versteckt. Noch schlimmer: Hinter mir sitzt jemand, der kommt gerade von der Döner-Bude. Und genau der muss ständig aufstoßen, woraufhin eine penetrante Zwiebel- und Knoblauchwolke genau über meine Schultern wabert.
Dann meinen auch noch ein paar Typen vor mir zu quatschen, weil im Film gerade nix passiert. Es interessiert mich aber überhaupt nicht, was wer im Meeting zu wem gesagt hat. Klappe, Fresse, Maul halten: Ich will Kino gucken!
Wenn dann das Wort ENDE auf der Leinwand aufleuchtet, ist es aber trotzdem schade, dass der Film schon wieder vorbei ist. Bis dann in zwei Wochen, Jungs, ich freu mich schon drauf. (Carsten Scheibe)
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