Wir waren dabei: 2. Steglitz Slam
Viele Autoren basteln im stillen Kämmerlein an spannenden Geschichten aus ihrem Leben. Es wäre schade, wenn diese oft urkomischen, sensiblen, verrückten und sehr schrägen Texte in der Schublade versauern würden. Aus diesem Grund hat der Verein Kunst.Raum.Steglitz. bereits im letzten Jahr den Steglitz-Slam ins Leben gerufen: Auf den Plakaten verwandelt sich der bekannte Bierpinsel an der Schloßstraße in ein riesiges Mikrofon.
Der große Erfolg gab den Initiatoren Recht – und so organisierten Janna Kienbaum und Vanessa Bahlecke in diesem Juni die Neuauflage des Slams. Bei bestem Wetter fanden sich über hundert Zuschauer und Zuhörer im idyllischen Innenhof des Cafés GM26 in der Gutsmuthstraße 26 ein. „Ich habe Lust auf gesprochene Kunst“, sagte einer der Zuhörer, der für seinen Platz im Hof immerhin dazu bereit war, sieben Euro Eintritt zu bezahlen. Bei kühlen Getränken und heißen Würstchen vom Grill waren die Zuschauer sehr gespannt auf das, was ihnen da auf der kleinen Bühne geboten wird.
Moderator Sven Breitenstein führte durch das neue Programm und bat zunächst Susanne Riedel auf die Bühne. Die Gewinnerin des ersten Slams trat außer Konkurrenz als „Featured Act“ auf und stimmte die Zuhörer mit einer Geschichte über das Shopping jenseits der 40 auf einen interessanten Abend ein: “Mit Mitte Vierzig ist die Umkleidekabine nicht mehr dein Freund. Es gibt Dinge, die muss man nicht gesehen haben.“
Auch in diesem Jahr traten anschließend wieder neun Slammer an. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen aufgeteilt. Jeder Autor hatte auf der Bühne genau sieben Minuten lang Zeit für seinen Vortrag, anschließend entschied das Publikum mit seinem Applaus, wer ins Finale darf.
Auch in diesem Jahr waren viele versierte Autoren mit dabei. Volker Surmann kommt aus Friedrichshain, leitet einen kleinen Verlag und tourt bundesweit: „Ich denke, ich mache im Jahr bei etwa 50 Slams mit und stehe insgesamt an etwa 120 Tagen auf der Bühne.“ Geübt ist auch Lisa Mahlow aus Königs-Wusterhausen, auch wenn sie erst 17 Jahre alt ist: „Bei uns in Königs-Wusterhausen gibt es den Bergfunk, da bin ich schon öfters aufgetreten.“ Neu auf der Bühne und mit 77 Jahren auch der älteste Slammer des Abends: Philipp Sonntag. Er sagte: „Ich bin gar nicht aufgeregt, das wundert mich. Das Schreiben habe ich erst in den letzten zehn Jahren entdeckt. Vorher habe ich mich mit der Wissenschaft und der Politik beschäftigt.“
In den Sieben-Minuten-Geschichten ging es in diesem Jahr um die Liebe zu Bronzefiguren im Park, um vermeintlich langweilige Reisende im Zug, um „Wenn ich einmal groß bin“, um den Horror des Montags, um die Titel von Schlagersongs, um tolle Apps zur rechten Zeit, um Macho-Sprüche im Fitness-Studio und um vieles mehr. Am Ende setzte sich Volker Surmann gegen Diana Knauthe und Alexandra Breugl durch und gewann den 2. Slam.
Klares Fazit: Schön war‘s wieder, hoffentlich dauert es nicht so lange bis zur 3. Runde. (Text: CS / Fotos: Alisa Scheibe)
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