Lesung Paul Bühre: Teenie Leaks LIVE
Eltern haben ja ein echtes Problem. Sobald aus ihren kleinen Jungs große Teenager geworden sind, sinkt die Kommunikationsbereitschaft bei den Heranwachsenden rapide. Viele Mütter sind froh, wenn sie zwei, drei Mal am Tag ein brummelndes Gemurmel aus ihren Sprößlingen hervorquetschen können.
Was aber wirklich im Nachwuchs vor sich geht, das bleibt ihnen verschlossen.
Sicherlich lag es an der starken Neugierde der Erziehungsberechtigten, dass das Buch „Teenie Leaks“ von Paul Bühre (Ullstein Verlag) durch die Decke gegangen ist und sogar die SPIEGEL Bestsellerliste im Sturm nahm. Der Clou: Paul Bühre hat das Buch geschrieben, als er gerade einmal 15 Jahre alt war. Und er schreibt munter, frech und offen aus seiner Gefühlswelt als Teenager. Die Kapitel seines Glossen-Buches tragen Überschriften wie „Sex, Porno und, ja, das gibt‘s bei uns: Liebe“ oder „Alkohol und Drogen: Wie Leute drauf sind, deren Eltern gekifft haben und die mit einer Fernsehserie aufgewachsen sind, in der ein Chemielehrer Drogen kocht“.
Am 3. Dezember las Paul Bühre in der Buchlounge in der Clayallee aus seinem Werk. Betreiberin Jana Prokop hat den inzwischen 17-jährigen Autor, der das Zehlendorfer Arndt-Gymnasium besucht, zu einer Lesung eingeladen. Nun Saßen sie da, die älteren Zehlendorfer Literaturfreunde im Verbund mit einigen von Pauls Freunden – und lauschten dem Zehlendorfer, der erstaunlich offene Einblicke in das Cliquenwesen an der Schule, das allgemeine Gefühlschaos und das große Pubertistenproblem „Mädchen“ gewährt. Und ab und zu zuckte das Publikum auch einmal zusammen, wenn Zeilen wie „Fresse, du Spast“ laut vorgelesen werden.
Paul Bühre: „Teenie Leaks ist mein erstes Buch. Ich habe es nach einem Praktikum beim ZEIT-Magazin geschrieben, in dem ich erste Texte veröffentlichen durfte. Damals habe ich ein halbes Jahr an dem Buch gearbeitet und jeden Tag etwa eine Stunde geschrieben. Einen direkten Nachfolger Teenie Leaks II zum Buch wird es auf keinen Fall geben: Ich habe aus meinem Teenagerleben alles erzählt, was es da zu erzählen gibt. Wenn, dann würde ich vielleicht einen Fantasy-Roman à la Game of Thrones schreiben. Aber erst einmal steht das Abitur auf dem Plan.“
Paul wurde 1998 geboren, besucht die 11. Klassenstufe, ist Superhelden-Fan und hat sein Buch auf einem Mac geschrieben. Sein Buch hat ihn auf die Leipziger Buchmesse gebracht und zu Stefan Raab in die Sendung „TV Total“. Seine Mitschüler behandeln ihn auch als Bestseller-Autoren weiterhin ganz normal. Er hat Geschichte und Englisch als Leistungskurs und Deutsch erst als drittes Prüfungsfach. Was nach dem Abi kommt? „Keine Ahnung, aber Schreiben könnte eine Option sein. Früher wollte ich einmal Comiczeichner werden, aber da bin ich inzwischen realistischer geworden: Um das zu erreichen, müsste ich viel mehr üben.“
Zu seinem Buch steht er weiterhin: „Ich wollte meinen Eltern erklären, was Jugendliche denken. Was ich geschrieben habe, stimmt so noch immer. Nur meine Einstellung zum Alkohol hat sich etwas gelockert.“ Dass seine Eltern auch recht häufig im Buch vorkommen, haben sie gut weggesteckt. Immerhin haben sie alle Kapitel vor dem Druck lesen dürfen – und haben weder widersprochen noch fluchtartig das Land verlassen. (Fotos / Text: CS)
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