Stadtbienen in Berlin
Der Mensch geht nicht besonders gut mit einem seiner wichtigsten Nutztiere um – der Biene. 75 Prozent aller Kultur- und Nutzpflanzen sind in Europa auf die direkte Bestäubung durch die Biene angewiesen, darunter 4.000 Obst- und Gemüsesorten. Man kann ja einmal versuchen, das mit der Hand zu erledigen. Aber ob man dabei die Effizienz einer Biene erreicht? Eine einzelne Biene „schafft“ am Tag bis zu 2.000 Blüten, ein ganzes Volk bis zu 20 Millionen.
Das große Problem ist inzwischen: Die Bienen sterben. Pestizide in der landwirtschaftlichen Monokultur schwächen die Bienen – und Parasiten wie die Varroamilbe geben ihr den Rest. In den letzten 65 Jahren hat sich deutschlandweit die Bienenvölkerzahl um 80 Prozent reduziert. Die Sterberate liegt zurzeit bei 30 Prozent im Jahr.
Nun gibt es zum Glück Hoffnung. Denn ausgerechnet in den Städten formiert sich eine Gegenbewegung. Junge Imker stellen ihre Bienenkörbe mitten in der City auf – und haben großen Erfolg damit. Denn in den Städten gibt es keine Monokultur der Pflanzen und keine Pestizide. Die Bienen finden in den Gärten, auf den Balkonen, auf Dächern und in den Parks einen reich gedeckten Tisch aus den verschiedensten Pflanzen und Blumen – und können sich hier den ganzen Sommer über bedienen. Gerade in einer so grünen Stadt wie Berlin sorgen allein schon die vielen blühenden Linden und Akazien unter den Straßenbäumen für viele Anflugziele.
Der Berliner Verein Stadtbienen e.V. geht nun noch einen großen Schritt weiter. Er möchte, dass jeder Garten- oder Balkonbesitzer in der Stadt zu einem Hobbyimker wird. Per Crowdfunding im Internet wurde erfolgreich das Geld eingesammelt, das nötig ist, um die BienenBox (www.bienenbox.de) im großen Maßstab herzustellen.
Die Bienenbox ist ein Zuhause für ein Bienenvolk, das jeder Nutzer leicht selbst zusammenbauen und im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Flachdach eines Hauses aufstellen kann. Die Box ist dabei so konzipiert, dass sie vor allem an die Tiere denkt. Die Bienen können ihre Waben in den Rahmen ganz ohne Hilfsmittel bauen und auf ihrem eigenen Honig überwintern.
Wichtig ist: Es reicht nicht aus, nur die BienenBox aufzustellen, die in der Anschaffung etwa 250 Euro kostet. Hinzu kommen noch einmal Kosten für die benötigten Arbeitsmaterialien wie etwa einen Stockmeisel, einen Schleier, Handschuhe und einen Smoker. Ein Set ist hier ab 59 Euro zu haben. Die angehenden Imker sollten außerdem einen Seminarkurs absolvieren, um zu erfahren, wie sie ihr Bienenvolk durch das Jahr bringen. Notfalls hilft auch eine interaktive Betreuungsanleitung im Internet. Der Zeitaufwand pro BienenBox wird mit 20 Stunden im Jahr berechnet. Dafür gibt der Nutzer nicht nur den Bienen ein Zuhause, sondern kann im Jahr etwa 15 Kilo Honig zur Selbstversorgung (und der der Freunde) ernten.
Übrigens: Beim Crowdfunding auf Startnext war das Fundingziel 20.000 Euro, die Fundingschwelle 12.000. Inzwischen konnten 24.492 Euro eingesammelt werden. So kann die BienenBox in die Massenproduktion gehen und aus einer schönen Idee wird ein konkretes Projekt. (Text: CS / Foto: Jan-Hendrik Dobers)
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