Stolpersteine am Mexikoplatz
Man stolpert wirklich fast darüber – über die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig mitten in das Pflaster des Bürgersteigs einlässt, um so an die Menschen zu erinnern, die im Nationalsozialismus deportiert, denunziert und schlussendlich auch ermordet wurden. Die Stolpersteine werden nach langen Recherchearbeiten stets in den Gehweg direkt vor dem Haus eingelassen, in dem die Opfer zuletzt freiwillig gelebt hatten.
Der Stein auf dem Foto ist in der Limastraße am Mexikoplatz genau vor einer Ladenzeile zu finden. Er erinnert an Dr. Max Cantor.
Die Gedenksteine mit der gravierten Messingplatte enthalten die wichtigsten Daten zur Person, an die erinnert werden soll. Demnig gibt den anonymen Opfern so ihren Namen und ihren Wohnort zurück. Er zeigt auch, dass die Opfer des Nationalsozialismus damals mitten unter uns lebten. Und wer sich vorbeugt, um die Inschriften der Stolpersteine zu lesen, verneigt sich zugleich vor den Verstorbenen.
Bislang hat Gunter Demnig über 35.000 Stolpersteine in Deutschland, aber auch in den Nachbarländern in den Gehweg betoniert. Wir fragten ihn: Muss man heute noch aktiv gegen das Vergessen angehen?
Gunter Demnig: „Ich denke schon, dass es weiterhin sehr wichtig ist. Man kann ja sagen, dass die damaligen Geschehnisse im Grunde genommen 60 Jahre lang zwar nicht vergessen, aber doch verdrängt wurden. Ich habe das Gefühl, dass jetzt die Enkelgeneration und zum Teil sogar bereits die Urenkelgeneration ganz genau wissen möchte, wie so ein Gräuel im Land der Denker und Dichter überhaupt passieren konnte. Für sie und die kommenden Generationen machen wir das.“
Manche Leute haben etwas dagegen, dass in ihrer Nachbarschaft oder vielleicht direkt vor ihrer Haustür ein neuer Stolperstein verlegt wird. Was sagt Gunter Demnig dazu? „Das sind oftmals vorgeschobene Sachen. Oft höre ich, dass die Menschen Angst um ihre Fenster haben, weil sie vielleicht eingeworfen werden, wenn vor ihrem Haus ein Stolperstein verlegt wird. Oder dass die Rechten dann Hakenkreuze schmieren. Da kann ich nur sagen: Niemand braucht Angst zu haben. Wenn, dann werden die Steine selbst angegriffen. Es sind niemals die Häuser, Personen, Geschäfte oder Schaufenster.“ (Fotos/Text: CS)
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