Im Mittelalter: Zu Besuch im Museumsdorf Düppel
Zeitmaschinen gibt es nicht. Es sei denn, man besucht in Zehlendorf das Museumsdorf Düppel. Kaum tritt man durch den hölzernen Palisadenzaun, reist man etwa 800 Jahre in die Vergangenheit und kann mit den eigenen Augen sehen, wie das Leben im deutschen Mittelalter war. (ANZEIGE)
Die Mitglieder des Förderkreises des Museumsdorfs Düppel haben in langen Jahren und mit viel persönlichem Einsatz und auch Geld ein komplettes Dorf nachgebaut, wie es damals an dieser Stelle hätte stehen können. Die niedrigen Häuser bestehen aus rustikalen Holzbalken, sind innen mit Lehm isoliert und wurden mit Schilf eingedeckt. So haben früher die Mitglieder des Dorfes unter einfachsten Bedingungen gelebt.
Genau diese Bedingungen werden im Museumsdorf nachgebildet. Die neuzeitlichen Bewohner kleiden sich wie die Menschen früher – in schmucklosen und praktischen Gewändern, die aus selbst gesponnener Wolle gefertigt sind. Alte Handwerke wie das Töpfern, das Schmieden oder das Wippdrechseln werden vor Ort angewandt.
Für ganz normale Besucher ist das Museumsdorf Düppel durchaus geöffnet. In der Zeit vom 12. April bis zum 12. Oktober können interessierte Gäste immer Donnerstags von 15 bis 19 Uhr und am Samstag, Sonntag und an den Feiertagen von 10 bis 17 Uhr für einen kleinen Obolus durch das Dorf schlendern und sich im Kopf vorstellen, wie es denn wohl wäre, selbst im Mittelalter zu leben.
Dabei bezieht die historische Rückbesinnung auch die Tiere mit ein. Dank verschiedener Rückzüchtungen weiß man heute, wie die Tierarten damals ausgesehen haben. Und so gibt es auch in Düppel alte Schweinerassen, mittelalterliche Schafe und sogar zwei Ochsen.
Das Freilichtmuseum bietet Führungen, Seminare, Kurse und viele Veranstaltungen an. Die vor Ort tätigen Arbeitsgruppen zeigen aber auch an den normalen Besuchertagen gern, wie man aus Holz Teer machen kann, welche Kinderspiele im Mittelalter in Mode waren oder welches Gemüse und welche Kräuter im Garten angepflanzt wurden. Natürlich wird auch gekocht – immer am Sonntag ist die Museumsküche geöffnet. Wie wäre es etwa mit Backwaren aus dem eigenen Ofen oder aber einem Linseneintopf nach einem wahrlich „uralten“ Rezept?
Es lohnt sich, ein Auge auf die Veranstaltungen zu haben. Themen wie „Minnesang und Mönchsgeschichten – Lieder und Geschichten aus dem Mittelalter“, „Kräuterseminar – Wilde Pflanzen für das Immunsystem“ oder „Honigtag – wie kommt der Honig ins Glas“ (am 20.7. wieder!) kommen bei den Besuchern immer besonders gut an.
Ein Highlight im Jahr ist auch der „Mittelalterliche Handwerkermarkt“, der Ende Mai und Anfang Juni auf dem Gelände des Museumsdorfs veranstaltet wurde. Dann schauen viele Handwerker, Gaukler und Künstler im alten Dorf vorbei, um mittelalterliche Fertigkeiten zu präsentieren. Dann kann man etwa dabei zuschauen, wie ein Bogen gebaut, wie gefilzt oder wie Bronze geschmolzen und zu kleinen Schmuckstücken gegossen wird. Überall dürfen die Kinder und die Erwachsenen mitmachen, etwa beim Bier brauen, beim Wurst räuchern, beim Apfelpressen, beim Filzen, beim Wolle spinnen, beim Schnitzen, beim Wippdrechseln oder beim Böttchern (Holzfässer herstellen, siehe Foto unten).
Saskia Peters (12): „Besonders spannend fand ich es, das Korn zu malen. Ich konnte einen kleinen Mühlstein drehen und dabei zusehen, wie aus dem Korn echtes Mehl wird. Überhaupt gab es so viele Dinge zum Entdecken und Mitmachen, dass ich ab sofort keinen Handwerkermarkt mehr versäumen möchte.“
Natürlich freuen sich die „Bewohner“ im Museumsdorf immer sehr, wenn sie die Fragen der Besucher beantworten und ihr Wissen teilen dürfen. (Fotos/Text: CS)
Info: Fördererkreis des Museumsdorfes Düppel e.V., Clauertstraße 11, 14163 Berlin, 030 – 802 66 71, www.dueppel.de
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