Zukunftskiez Onkel-Toms-Hütte: Ladenstraße im Wandel
Die Ladenstrasse – 80 Jahre ist sie bereits alt geworden. Sie flankiert auf beiden Seiten den U-Bahn-Hof Onkel-Toms-Hütte und bietet den Anwohnern im Kiez die Möglichkeit zum Einkaufen, zum Friseurbesuch oder zum Brötchenholen, ohne erst bis nach Zehlendorf-Mitte fahren zu müssen. (ANZEIGE)
Wer im Kiez vor allem der bunten Bruno-Taut-Siedlung groß geworden ist, kann seine eigene Geschichte eng mit der Ladenstraße verbinden. Ganz früher, da gab es hier einmal ein großes Kino. Dann kamen viele andere Läden – ein Fleischer, eine Post, ein Fischgeschäft, jahrzehntelang die Anklamm-Boutique, da, wo heute Demski Biowaren verkauft. Immerhin gehören die Buchhandlung Born, das DERPART Reisebüro Onkel Toms Hütte, die Goldschmiede Stefan Uckrow, der Coiffeur Raguse und das Elektrofachgeschäft Albert Schäffler zu den Geschäften, die bereits seit Generationen Bestand haben.
Nichts ist in der Ladenstraße so beständig wie der Wandel. Zuletzt sah es so aus, als könne die neu aus dem Boden des Nichts gestampfe Truman Plaza Argentinische Allee Ecke Clayallee die Ladenstraße in die Bedeutungslosigkeit stoßen.
Doch dann passierte, was etwa am U-Bahnhof Krumme Lanke schon erfolgreich vorgelebt wurde: Man schloss sich zusammen und tat etwas. Das Projekt „Neue Arbeit im Zukunftskiez Onkel Toms Hütte“ brachte in den letzten beiden Jahren ein Standort-Management hervor, das der Ladenstraße eine gemeinsame Stimme geben sollte. Ziel war es vor allem, die Entwicklung der Ladenstraße zu lenken. Nach dem Ende des Projekts wurde Ende 2013 der Onkel Toms Verein e.V. (www.onkel-tom-kiez.de) gegründet. Hier sind Vermieter und Mieter Mitglied – im gemeinsamen Glauben daran, dass die Ladenstraße nun Vollgas geben muss, um als lokales Zentrum überleben zu können. Das Bezirksamt Steglitzt-Zehlendorf hat dafür sogar EU-Gelder bewilligt.
Das Standort-Management-Team (Heide Wohlers, Dieter Aßhauer, Michael Heynemann) hat seine Arbeit aufgenommen – und versteckt sich dabei nicht. Im Kiezladen der Ladenstraße stehen die Kollegen immer Montags und Dienstags von 14 bis 17 Uhr persönlich zur Verfügung.
Heide Wohlers: „Wir haben sehr viel vor. Ein neues, modernes Logo steht für die Einheit der Ladenstraße und erlaubt es uns nun endlich, ein gemeinsames Marketing auf die Beine zu stellen. Zusammen mit der BVG und dem Denkmalschutz versuchen wir, die Außenwirkung der Ladenstraße zu optimieren und die Bürger darüber zu informieren, welche tollen Angebote es in den beiden Passagen der Ladenstraße gibt. Und wir laden am 10. Mai zum großen Frühjahrsfest ein, das die Kiezanwohner und die Betreiber der Ladenstraßengeschäfte zusammenbringt. Das ist wichtig, denn unser Kiez verändert sich. Die älteren Anwohner werden immer älter, zugleich haben wir einen starken Zuzug junger Familien. Es ist wichtig, dass sich alle einmal kennen lernen.“
Noch immer gibt es einigen Leerstand in der Ladenstraße, wobei sich hier hinter den Kulissen so einiges tut. Wichtig ist dem Standort-Management, dass es bei einem Mieterwechsel einen Rückbau der Architektur hin zum Früheren gibt. Heide Wohlers: „Wenn man hier die Zwischendecken herausnimmt, dann entstehen wieder große, lichtdurchflutete Räume, die auch von der Hinterseite her wieder viel Licht bekommen. Wir würden auch gern gemeinschaftlich das Dach der Ladenstraße sanieren, aber das muss wohl noch warten. Hier würden Kosten von einer Million Euro auf uns zukommen.“
Nachdem zuletzt die Blau- und Zeugdruckerei Krüger in der Ladenstraße ihre Werkstatt eröffnet hat, geht es nun Schlag auf Schlag mit der Modernisierung der Ladenstraße weiter.
Bereits eröffnet hat Marie Schneider ihr Atelier für Lieblingsstücke Faden 35. Die junge Modedesignerin hat sich auf selbst entworfene und gefertigte Kinderkleidung spezialisiert und bietet nun in der Ladenstraße allen Müttern ihre Kollektion an. Hinzu kommen selbst entworfene Wohnaccessoires, darunter Täschchen, Kuschelkissen, Decken und Bezüge sowie handgestrickte Mützen und Socken.
Die nächsten Ladengeschäfte stehen bereits kurz vor der Eröffnung. Nach sehr langer Vorbereitungszeit soll zum Frühjahrsfest auch endlich die Fahrradmanufaktur Velostil ihr Ladengeschäft eröffnen. Florian Demmel betreibt bereits in Wilmersdorf ein Fahrradgeschäft, nun kommt in der Ladenstraße das zweite mit dazu. Der Standort ist mit Bedacht gewählt, wie der Betreiber verrät: „Wir wollen das Thema Design und Fahrrad auf eine neue Art und Weise umsetzen und dafür ist die Bruno-Taut-Siedlung genau der richtige Standort. Ich plane dieses Geschäft gemeinsam mit dem Innenarchitekten und Designer Wolfgang Kriegs, der mit Leidenschaft auch zeitgemäße Start-Up- und Fahrradmöbel entwirft, die in innovativen Unternehmen eingesetzt werden.“
In der eigenen Radmanufaktur möchte man Fahrräder in den Bruno-Taut-Farben bauen. Auch ein Fahrradverleih soll installiert werden. Im sehr fahrradaffinen Onkel-Tom-Kiez könnte das genau das Geschäft sein, was in der gesamten Umgebung noch gefehlt hat.
Weiter geht es ebenfalls am 10. Mai mit der Kaffeerösterei Ridder. Das Steglitzer Unternehmen wird im ehemaligen E-plus-Geschäft einen Probebetrieb aufnehmen – die ersten Maschinen sind bereits aufgestellt. Der Kaffee, der vor Ort verkauft wird, soll in der Ladenstraße auch geröstet werden. Das verspricht vor allem eins: Der Geruch frisch gerösteten Kaffees wird schon bald durch die Ladenstraße wehen. So wie das ganz früher einmal war, als es vor Ort noch die Kaffeerösterei Otto gab.
Dann soll in der Ladenstraße das Projekt Café Wohn(t)räume umgesetzt werden. Hier werden zwei Ladengeschäfte zusammengelegt, um ein großes, gemütliches Café umsetzen zu können. Es wird Kaffee und Kuchen, aber auch warme Speisen geben, darunter auch einen Mittagstisch u.a. auch für Veganer. Die Besonderheit: Die rückwärtige Wand zum Innenhof der benachbarten Wohnsiedlung wird entfernt, um erstmals in der Ladenstraße auch Außensitzplätze umzusetzen. Frei nach dem Motto: Raus in die Sonne.
Heide Wohlers: „Hier zeigt sich bereits, wie gut wir alle miteinander kooperieren und wie gut wir zusammenarbeiten. Denn die Außensitzplätze befinden sich auf dem Grundstück der Wohnungsgesellschaft. Dass wir hier das Einverständnis zum Umbau bekommen haben, freut mich persönlich sehr.“
Nun möchte auch noch die Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf ab dem Wintersemester 2014 in der Ladenstraße Kurse aller Art, Lesungen und Vorträge veranstalten. Es zeigt sich: Die Ladenstraße lebt – wieder. (Text/Fotos: Carsten Scheibe)
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