Promifaktor made in Zehlendorf: Katja Bienert
Katja Bienert stammt aus Zehlendorf, arbeitet bereits seit vielen Jahren als Schauspielerin und ist in viele weitere kreative Projekte involviert. Carsten Scheibe bat die aktive Zehlendorferin zum Interview.
Katja, du bist 1966 in Zehlendorf geboren und damals auf das Werner-von-Siemens-Gymnasium gegangen. Ein Schüler aus diesem Jahrgang sagte letztens in einer nostalgischen Runde: „Bei den pubertierenden Jungs war Katja Bienert damals das bekannteste Mädchen in der Schule.“ Das lag an einem deiner ersten Kinofilme, das war der „Schulmädchen-Report 13. Teil: Vergiß beim Sex die Liebe nicht“. Da warst du noch nicht volljährig. Wie kam es dazu?
Zur Schauspielerei kam ich über meine Mutter, die selbst Schauspielerin und Stuntgirl war. Mein erstes Projekt hieß „Saat des Hasses“ unter der Regie von Claude Chabrol, an der Seite von Stephane Audran. Es war ein Miniauftritt 1977, da war ich elf. Danach kam das „Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo“ von Walter Boos – und viele bunte BRAVO Berichte, die das Lolita-Image weiter pushten. Da ich andererseits immer gern für die Schule gelernt habe, wurden meine filmischen Ausflüge von den Eltern meist unterstützt. Im echten Leben war ich allerdings ein Spätzünder – und bis fast zu meinem 18. Geburtstag nur an Büchern interessiert.
Du bist in Zehlendorf groß geworden. Ein nostalgischer Rückblick: An was musst du spontan denken, wenn du an das Aufwachsen in Zehlendorf denkst?
Lange Spaziergänge am Schlachtensee und Geburtstagsessen im „Asado“.
Du bist dem Film immer treu geblieben und hast in den Achtzigern weiterhin erotische Filme für Jess Franco gedreht. Was hat dich am Genre gereizt, wie hast du es wieder verlassen?
Die Zusammenarbeit mit Jess Franco und Linda Romay – beide in den letzten Jahren verstorben – hat mich generell gereizt. So viel internationales Flair, die mediterrane Gelassenheit und diese natürliche Spielfreude habe ich selten an einem Filmset erlebt. Mag er auch König des Trashfilms genannt worden sein – seine Handschrift wird fehlen, letztendlich hat man ihm in Spanien noch den Goya verliehen.
Deine Vita zeigt Auftritte in vielen deutschen TV-Serien wie „Praxis Bülowbogen“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder „Polizeiruf 110“. Wann dürfen wir dich wieder im Fernsehen bewundern?
Kurioserweise lief gerade im holländischen Fernsehen ein Bericht über mich bei „De Duitsers“ („die Deutschen“), in einer neuen Episode unter der Regie von Dennis Albrecht. Außerdem bin ich dabei in „German Angst“ (Kinofilm). Hier spiele ich eine äußerst erotische Rolle unter der Regie von Andreas Marschall. In den Staaten spiele ich eine maskulin angehauchte Mafiapatin in der Serie „Mafia-Heaven“.
Folgt man dir auf Facebook, dann sieht man – du bist ständig unterwegs und das in ganz Europa. Was tust du gerade alles, was ist deine momentane Beschäftigung?
Für den türkischen Komponisten Tayfun Erdem arbeite ich an einem Liederzyklus „Travels of a Silent Butterfly“. Ich sitze außerdem an der Nachbearbeitung meiner Doku „Liebe in Las Vegas“ und bereite für den Mai einen Kino-Teaser vor. Übrigens in Zusammenarbeit mit meiner Mutter Evelyne Gutkind-Bienert. Da wir noch Komparsen und einen Einstein-Look-a-like für einen Drehtag suchen, können Bewerbungen mit Fotos im 20er Jahre Look an Evelyne Bienert, Lindenthaler Allee 30, 14163 Berlin geschickt werden. Das wäre super.
Bist du auch heute noch manchmal in Zehlendorf? Was fällt dir im Positiven wie im Negativen auf, wenn du durch den Bezirk fährst?
Wenn ich in Berlin bin, verbringe ich meist die Hälfte der Woche mit der Familie und mit Freunden in Zehlendorf. Meist mache ich dabei den Mexiko-Platz unsicher.
Negativ ist – und das gilt für alle Städte deutschlandweit – dass der gesamte Mittelstand so stark runtergerutscht ist. Die öffentlichen Gebäude und Einrichtungen verkommen immer mehr und wir als Bürger müssen uns leider immer häufiger selbst für den Erhalt einsetzen. Ich habe selbst schon Schulzimmerwände geweisst oder Räume gereinigt, aber zum Glück stets mit einem Lächeln.
Traurig ist auch, dass das Bürgeramt Zehlendorf keine ehrenamtlichen Helfer hat, die Hausbesuche machen und älteren Bürgern bei Amtsgängen zur Seite stehen. Und das in einem Bezirk, der so viele ältere Bürger hat!
Architektonisch ist Zehlendorf bezaubernd, historisch, bedeutend und für Radler und Spaziergänger ein Augenschmaus. Ich kehre immer wieder gern hierher zurück. (Fotos: privat)
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