Die Holländische Mühle in Zehlendorf
Zwischen der Schlettstaedter und der Berliner Straße steht wohl das ungewöhnlichste, bewohnte Haus in ganz Zehlendorf. Es handelt sich dabei um eine alte Holländische Mühle aus dem Neunzehnten Jahrhundert. 1879 wurde die Holländische Mühle in einer achteckigen Holzbauweise auf einem massiven Erdgeschoss erbaut.
Nur zwei Jahre später hat man die Mühle aber schon wieder abgetragen und komplett neu errichtet: Dieses Mal aber Stein auf Stein in einer seltenen Rundform. Der Mühlenmeister Radlow soll dafür verantwortlich sein.
1898 stellte man fest: Der Wind reicht ja gar nicht aus, um die Mühle dauerhaft zu betreiben. Also wurde ein Petroleummotor installiert. 1918 erfolgte der Umbau auf einen Gasmotor, 1921 dann auf einen Elektromotor.
Die Flügel, obgleich nutzlos, verblieben an der Holländischen Mühle. Doch ihre Tage waren gezählt. 1936 wurden die Häuser in der Schlettstaedter Straße gebaut. Und die neuen Anwohner beklagten sich sogleich über den Lärm der sich drehenden Flügel. 1943/44 wurden sie demontiert. Nicht aufgrund der Beschwerden, sondern wegen dem Zweiten Weltkrieg: Die Mühle musste aus der Luft sozusagen unsichtbar werden, um feindlichen Fliegern einen leicht erkennbaren Orientierungspunkt zu nehmen.
1948 wurden noch immer fünf bis sechs Tonnen Getreide im Monat gemahlen. 1953 kam statt des Getreides Kunststoff zum Einsatz. Im Zuge des Kunststoffrecyclings entstand ab sofort Granulat.
In der Nachkriegszeit stand die Mühle leer – und verfiel jahrzehntelang. Erst 1997 fand sich ein Investor, der die Mühle in Absprache mit den Denkmalschützern aufwendig saniert hat – und sie zu einem privaten Wohnhaus umbaute. Dabei wurde der alte Mühlenkopf abgetragen, im Schwarzwald bei einer darauf spezialisierten Firma vermessen und nachgebaut. Die historische Backsteinfassade wurde erhalten. Ein Schaukasten erzählt heute die Geschichte der Mühle. (Foto/Text: Carsten Scheibe)
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