Krumme Lanke Interessengemeinschaft KLIG hat einen Plan: Projekt Krumme Lanke
Als Christian Zech (58) vor 24 Jahren sein Optiker-Fachgeschäft „Krumme Lanke Brillen“ direkt am U-Bahnhof Krumme Lanke eröffnet hat, da war es um die Qualität des Standortes nicht eben gut bestellt. Es gab einen Supermarkt, eine Pizzeria, eine Parfumerie, Butter Lindner, ein Reformhaus und einen Bäcker. Mehr Leben tobte in dieser Ecke nicht. (ANZEIGE)
Zech: „Ich hatte damals schnell die Eingebung: Mein Ladengeschäft hört doch nicht an der Türklinke auf. Es muss sich etwas tun. Von alleine passiert aber nie etwas. Vor zwölf Jahren haben sich deswegen erstmals fünf Ladeninhaber zusammengeschlossen, 10.000 Euro in die Hand genommen und direkt vor der Ladenzeile in der Fischerhüttenstraße Beete installiert, in denen nun jedes Jahr 800 Tulpen, 100 Rosen und viele Lavendelsträucher blühen. Das sieht nicht nur sehr schön aus und wertet die Ladenzeile auf, sondern hindert die Autofahrer auch daran, direkt vor den Geschäften zu parken, wie das früher oft der Fall war.“
Nicht auf Hilfe von der Stadt warten, nicht lamentieren, sondern Pläne schmieden und selbst etwas bewegen, das war in der Folge der Weg, der für die Geschäfte am U-Bahnhof Krumme Lanke vorgegeben war.
Wenig später folgte das erste Straßenfest. 15 Stände gab es damals – und schon bei der ersten Durchführung kamen ungefähr 2.000 Besucher, Christian Zech: „Inzwischen haben wir bis zu 40 Stände. Hier stehen die Ladenbesitzer, Apotheker und Ärzte aus dem Krumme-Lanke-Kiez, mixen Cocktails, verkaufen selbstgemachte Pizzen oder sorgen auf die eine oder andere Weise für Abwechslung. Das ist ein echt tolles Fest geworden – mit sehr ungewöhnlichen Angeboten und tollen Bands. Wir versuchen, das Strassenfest alle zwei Jahre durchzuführen. Das nächste findet am 7. September von 11 bis 19 Uhr statt.“
Das Strassenfest ist eine gute Möglichkeit für die vor zehn Jahren gegründete „Krumme Lanke Interessengemeinschaft“ KLIG, den Zusammenhalt der Gewerbetreibenden rund um den Bahnhof zu demonstrieren und zugleich, um Geld und Spenden zu sammeln.
Früher verschwand der gesamte Bahnhof Krumme Lanke hinter dichten Hollundersträuchern, zwei Litfasssäulen, zwei Telefonzellen und häßlichen Fahrradständern, die bei den Nutzern als „Felgenbrecher“ bekannt waren. Auf dem Platz vor dem Bahnhof kamen 19 Sorten Pflastersteine zum Einsatz.
Christian Zech: „Unsere Interessengemeinschaft KLIG hat in den letzten Jahren bereits 50.000 Euro investiert, um die schlimmsten Fremdkörper abzubauen, das Gelände aufzuräumen und um neue Fahrradständer aufzubauen. Wir haben leider nicht das schicke Platz-Ambiente wie etwa der Mexikoplatz. Aber wir können aus unserem Bahnhofplatz noch so viel mehr herausholen und unser Subzentrum stärken. Bei KLIG wirken Unternehmer, Ärzte, Rechtsanwälte und Steuerberater, eine Hausverwaltung, das Krankenhaus Waldfriede und das Haus am Waldsee mit. So hat unser Wort ausreichend Gewicht und wir können mit der Stadt auf Augenhöhe diskutieren.“
So gelang es bereits im gemeinsamen Schulterschluss mit der Stadt, dem namenlosen Platz vor dem Bahnhof Krumme Lanke endlich einen eigenen Namen zu geben. Er heißt nun offiziell seit 2009 Alfred-Grenander-Platz. Grenander war ein schwedischer Architekt, der allein in Berlin 70 Bahnhöfe gebaut hat, darunter den Bahnhof Alexanderplatz und den Bahnhof Wittenbergplatz. 1929 hat er den Bahnhof Krumme Lanke entworfen, sodass dies ein sehr „junger“ Bahnhof ist. Bemerkenswert ist das architektonische Konzept dieses Bahnhofs, der die Fahrgäste der U-Bahn strahlenförmig gleich in mehrere Richtungen entlässt.
Blumenbeete gebaut, Platz beräumt, Platz mit einem eigenen Namen versehen, Straßenfeste erfolgreich etabliert: Viel ist in den letzten Jahren rund um den Bahnhof Kumme Lanke bereits passiert. Zehlendorfer, die in der Region groß geworden sind, staunen, wie sehr sich das Flair dieses Platzes zum Besseren gewandelt hat. Viele schöne und edle Geschäfte haben sich angesiedelt, es macht wieder Spaß, hier Zeit zu verbringen und zwischen zwei Buchläden, Parfümerie und Eisdiele und Café hin und her zu flanieren.
Christian Zech: „Was wir bislang getan haben, war nur die Vorbereitung, das Warmwerden. Nun würden wir gern den nächsten Baustein unseres umfangreichen Konzepts verwirklichen und den Alfred-Grenander-Platz von Grund auf sanieren.“
Es gibt bereits einen Entwurf von Simone Elsing, der von einem Architektenbüro weiter ausgeführt wurde (siehe Ansicht). Der Bahnhof Krumme Lanke hat neun Ausgänge, die in verschiedenen Winkeln auf den Alfred-Grenander-Platz führen. Das Ziel ist es, von den Pfeilern aus diese Fluchten aufzunehmen und sie auf dem Boden als Strahlen über den ganzen Platz zu führen. Dabei würden die großflächigen Platten, die bislang verlegt sind, kleineren Granitsteinen weichen. Durch die Verwendung von helleren Steinen für die Strahlen und auch für den Radweg würde eine moderne Optik entstehen, die den ganzen Platz stark aufwertet. Zech: „Das neue Konzept sieht vor: Alles ordnet sich dem Bahnhof unter. Das ist Architektur.“
Nur: Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Ein Teil des Platzes gehört nämlich einer Eigentümergemeinschaft und nicht der Stadt. Und diese muss in diesem Jahr das Pflaster renovieren und eine neue Entwässerung legen. Dann könnte man es aber auch gleich richtig machen und das Konzept von Simone Elsing umsetzen. Das Problem allein – das kostet etwa 30.000 Euro. 10.000 Euro sind bereits da, der Rest muss nun ganz schnell über weitere Spenden eingesammelt werden. Das ist eine Gelegenheit, die nicht verstreichen darf.
Kontakt: KLIG e.V., Christian Zech, Fischerhüttenstr. 83, 14163 Berlin, Tel.: 8141011, www.krummelanke.de
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